Die kuriosesten Kreisverkehre der Welt
Der größte, der tiefste, der chaotischste: Kreisverkehre können viel mehr sein als eine runde Straße um leeren Raum. In Dänemark werden sie sogar als Parkplatz genutzt.
Verlassen Sie den Kreisverkehr an der zweiten Ausfahrt, danach fahren Sie in den Kreisverkehr“ – so und so fort leitet uns das Navi in einer zunehmenden Zahl von Ländern. Die Dichte an Verkehrskringeln in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt ist hoch. Und sie nimmt weiter zu. Verkehrsplaner lieben Kreisverkehre. Sie reduzieren die Geschwindigkeit des Verkehrs im Kreuzungsbereich und die Zahl möglicher Konflikte. Das erhöht die Sicherheit. Zudem fließt der Verkehr zumeist flüssiger als an einer ampelgeregelten Kreuzung. Die Kapazität der Straße wächst, das reduziert die Staubildung und damit die Umweltbelastung durch Abgase.
Natürlich haben Kreisverkehre auch Nachteile, vor allem beim Thema Flächenbedarf. Sie benötigen viel Platz und lassen sich daher nur schwer nachträglich in Ballungsgebiete integrieren. Der Raum in der Mitte bildet zudem oft städtebauliches Ödland. Für Radfahrer und Fußgänger entstehen oft weitere und unübersichtlichere Wege. Davon abgesehen: Kreisverkehre können ein interessantes Kuriosum bilden. Der Autohersteller Seat hat die originellsten Kreisverkehre der Welt aufgelistet. Hier sind sie:
Der Älteste: Brautwiesenplatz in Görlitz (Deutschland)
Er ist vermutlich nur Insidern sowie Bewohnern und Besuchern der sehenswerten Stadt Görlitz in der sächsischen Oberlausitz bekannt: der Kreisel am Brautwiesenplatz. Er wurde bereits im Jahr 1899 dem damals noch jugendlichen Straßenverkehr übergeben. In seiner langen Geschichte wurde der Kreisverkehr mehrmals umgestaltet. So entfernte die Stadt 1986 die Gleise der Straßenbahn. Keine Frage: Görlitz ist eine Reise wert. Nicht nur für Architekturfans. Sondern auch für Verkehrshistoriker.
Der Unübersichtlichste: Place Charles de Gaulle, Paris (Frankreich)
Wie sang Frank Sinatra: If you can make it there, you can make it anywhere. Das gilt auch für den Pariser Straßenverkehr. Hier ist fast immer Stoßzeit und das Autofahren generell kein Zuckerschlecken – weshalb Einheimische zunehmend aufs Rad umsteigen und Besuchern zur U-Bahn zur raten ist. Die härteste Prüfung, die Paris für den Autofahrer bereithält, ist der Place Charles de Gaulle, zuvor bekannt unter dem Namen Place de l’Étoile (Sternplatz). In den Kreisverkehr mit seinem Durchmesser von 240 Metern münden 12 Hauptverkehrsstraßen. Die besondere Herausforderung: Die Einfahrenden genießen Vorfahrt. Kleine Schikane: Es gibt keine Spurmarkierungen, so dass die Zahl der Spuren in der Praxis gegen unendlich tendiert.
Der Größte: Persiaran Sultan Salahuddin Abdul Aziz Shah, Putrajaya (Malaysia)
Der Regierungssitz des Königreichs Malaysia wurde am Reißbrett entworfen und liegt etwas außerhalb der Hauptstadt Kuala Lumpur. Der größte Kreisverkehr der Welt wurde vor 26 Jahren eröffnet und besteht aus einer 3,5 Kilometer langen Rundstrecke, die eine Fläche von fast 839 Quadratmetern einschließt. Auf der Innenfläche befinden sich ein Regierungsgebäude, ein Fünf-Sterne-Hotel, der Zweit-Palast des Königs von Malaysia und sehr viel Grün. Übrigens: Die Circular Road in Port of Spain, der Hauptstadt von Trinidad und Tobago, ist mit 3,9 Kilometern noch etwas länger. Mit fünf Ecken bildet sie allerdings auch mit viel Toleranz keinen Kreis.
Der Komplizierteste: „Magic Roundabout“, Swindon (England)
An Ordnung mangelt es dem Verkehr im Vereinigten Königreich prinzipiell nicht. Auch den verrückten Kreisverkehr südlich des Stadions, in dem der der Viertliga-Fußballklub Swindon Town FC spielt, haben Verkehrsplaner sehr klug durchdacht: Um einen großen Kreisverkehr, in dem rechtsherum gefahren wird, gruppieren sich fünf kleine Kreisverkehre – in denen der Verkehr, wie in Britannien gewohnt, linksherum fließt. Ein Ballett, das Schaulustige anzieht. Macht auch Sinn, sich den Verkehrsfluss hier einmal anzuschauen, bevor man selbst hineinfährt. Immerhin: der 1972 eröffnete Kreisverkehr trug zur Senkung des Unfallaufkommens bei.
Der Tiefste: Eysturoyartunnilin (Färöer-Inseln)
Den meisten Europäern wohl als Sparring-Partner in der EM-Qualifikation bekannt, haben die Färöer-Inseln seit dem Dezember 2020 einen neuen Superlativ zu bieten: 72,6 Meter unter dem Meeresspiegel verbindet hier ein Kreisverkehr die Inseln Eysturoy und Streymoy sowie die West- und die Osthälfte von Eysturoy. Damit ist der Kreisverkehr der Untersee-Tunnelstraße der tiefste Kreisverkehr der Welt. Er verkürzt die Fahrzeit zwischen der Hauptstadt Tórshavn und der Stadt Runavík auf 20 Minuten – vorher dauerte sie mindestens eine Stunde.
Der Kreativste: Monheimer Geysir, Monheim am Rhein (Deutschland)
Dieser Kreisverkehr ist eigentlich Kunst: Der Monheimer Geysir ist eine künstliche Wasserfontäne, die alle 64 Sonnenstunden ausbricht. Er wurde vom Künstler Thomas Stricker geschaffen. „Seine von immer stärker aufsteigenden Nebelschwaden angekündigte und dann schließlich bis zu zwölf Meter hoch aufschießende Wassersäule fasziniert in ihren stetig wechselnden skulpturalen Formen“, schreibt die Stadt Monheim auf ihrer Homepage. Immer wenn es so weit ist, schalten die drei Ampeln am Kreisverkehr auf Rot, der Autoverkehr kommt zum Erliegen. Klingt unpraktisch, zumal niemand weiß, wann diese 64 Sonnenstunden jeweils ablaufen. Kostete die 40.000-Einwohner-Stadt zudem rund 600.000 Euro. Klar, dass es da durchaus nicht nur Fans in der Bevölkerung gab.
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