So long, Sion

Zu sehen ist ein Fahrzeug von Sono Motors, fahrend
Der Sono Sion: Elektroauto mit Solarzellen in der Außenhaut [Bildquelle: Sono Motors]

Ein bisschen geht es mir mit dem Sono Sion wie mit, sagen wir, Boris Palmer. Er weiß nicht, wer ich bin, wir haben uns nie gesehen. Aber ich habe in den letzten Jahren sehr, sehr viel über ihn gelesen. So viel, dass er sich fast vertraut anfühlt. Der Sono Sion war immer so gut wie fertig, so gut wie in der Produktion. 2016 habe ich zum ersten Mal über ihn geschrieben, 2018 kurz aufgehorcht, als das Startup sich die Dienste des Nissan-Managers Thomas Hausch sicherte (den habe ich tatsächlich mehrmals getroffen, anders als den Sion). 2017 war der Sion im Grunde fertig, 2018 gab es erste Probefahrten. Es folgten mehrere Crowdfunding-Kampagnen und sogar ein NASDAQ-Börsengang 2021.

Nun beendet Sono Motors das Projekt Sion und will sich auf Solarmodule für andere Autohersteller konzentrieren. Den Börsenkurs hat das von mies (unter 1 Dollar pro Aktie) auf desaströs (minus 30%) fallen lassen. Dabei sah noch vor kurzem alles so aus wie immer: Der Sion war fast da. Über 44.000  Reservierungen meldete Sono Motors, und 40 Millionen Euro an Zahlungszusagen. Es liefen laut Sono Motors auch Dauererprobungen und WLTP-Tests, ebenso erste Produktionstests. „Das Auto übertraf die WLTP-Zielreichweite von 305 km mit einer einzigen Batterieladung von 54 kWh und schnitt somit in puncto Fahrzeugreichweite besser ab als bisher kommuniziert,“ heißt es in einer Pressemitteilung vom 17. Januar 2023.

Einen Monat später verkündet Sono das Aus für das Projekt. Der Sion ist tot, drei Viertel der Belegschaft müssen das Unternehmen verlassen. Darunter der Automanager Thomas Hausch, der nun wohl nicht mehr gebraucht wird. Übrig bleibt, immerhin, ein Solarunternehmen mit großen Industriekunden wie Mitsubishi, Scania oder MAN. Ein bisschen erwartbar ist das. Es gibt nicht viele Elektroauto-Startups, die es geschafft haben. Auch Tesla, heute der größte E-Auto-Hersteller der Welt, wurde mehrfach nur von Visionen am Leben gehalten, die genug Venture-Kapital aktiviert haben. Das war dem Sion nicht vergönnt. Vielleicht auch, weil er keine 1000-PS-Limousine ist, sondern ein kleiner Van.

Eine kleine Hoffnung gibt es: Sono Motors meldet, das Projekt verkaufen zu wollen. Es beinhaltet immerhin ein fertig entwickeltes Auto, eine weit fortgeschrittene Serienvorbereitung und einen Innenraumfilter aus Moos. Allerdings: Die meisten Autohersteller, die ein solches Projekt vollenden könnten, erwecken derzeit nicht den Eindruck, dass ein kleiner Cityvan mit dem Design von 2015 in ihre Pläne passt.     

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