Verkehrswende im Winter

Januar und Februar sind die Feinde der Verkehrswende [Bild: Björn Tolksdorf]

Es gibt Dinge in Deutschland, die sind prima. TouristInnen lieben zum Beispiel Bier, Brot und Fachwerkhäuser. Was sie in der Regel nicht mitbekommen, sind Januar und Februar. Die sind weniger prima. Die Temperaturen mäandern um den Gefrierpunkt. Es reicht immer, um zu frieren, aber nur selten für ein kristallklar erfrischendes Wintererlebnis. Es gibt viel Dreck und wenig Licht, dicke Klamotten, Regen, Matsch, Gegenwind.

Manche Leute sagen, sie fahren bei diesem Wetter gerne Fahrrad. Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung. Nun ja, es gibt auch Leute, die sagen, eine ordentliche Tracht Prügel hätte noch niemandem geschadet. Ich will jetzt mal jammern. Erstens: Regen. Nicht nur ist es ungemütlich, mit klammen Fingern und nasser Hose zu fahren, was durchaus die Reaktionszeit verschlechtert. Auch die Fahrradbremsen funktionieren nicht gut. Verstellte Autoscheinwerfer blenden. Zweitens, Dunkelheit. Schlafende Polizisten (holl. „Drempel“) sehe ich mitunter erst im letzten Moment. Vollbremsung oder Freiflug in der Tempo-30-Zone. Das gleiche gilt fürs Herzstück jedes echten Radwegs, der freiheitsliebenden Baumwurzel. Drittens, Klamotten. 2-3 Kilo mehr als im Sommer trage ich an mir herum, plus die Weihnachtsplautze. Mütze zu tief im Gesicht: Kein Rundumblick, Mütze nicht im Gesicht: Kalte Ohren. Und natürlich: Schlamm. Schlamm am Rad, Schlamm an der Hose, Schlamm an den Schuhen.

So, das musste mal raus. Die städtischen Verkehrsbetriebe, das Rückgrat der Verkehrswende, hat all das übrigens nicht gestoppt. Ausgerechnet im Januar, zwei zentrale Bahnlinien, Vollsperrung. Unter diesen Umständen ist das Pendeln ohne Auto vielleicht wettergegerbten Jack-Wolfskin-Models zuzutrauen. Massentauglich ist es eher nicht.

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