Neuer 7er: BMW baut einen luxuriösen Elektro-Backstein

Der 7er wird elektrisch: Als i7 xDrive60 fährt die neue Luxuslimousine von BMW 625 Kilometer weit, obwohl sie eher statisch aussieht. Alle Details.
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Constantin Bergander
BMW i7 dynamisch dreiviertel Front
Der neue BMW 7er startet als Elektroauto: Der i7 xDrive60 fährt mit einer Akkuladung bis zu 625 Kilometer weit [Bildquelle: BMW]

Oh je, BMW – was ist denn da passiert? Mit dem Modellwechsel ändert sich das Design der großen münchener Limousine vollständig. Der neue 7er debütiert mit einer Form, die BMW „monolithische Flächengestaltung“ nennt. Was sich grob mit „das Rohmaterial muss nur wenig umgeformt werden“ übersetzen lässt: Die einst so elegante Luxuslimousine sieht aus wie ein Ziegelstein mit (beleuchteten) Nasenlöchern und Sehschlitzen.

Über Design lässt sich streiten, über CO2-Ziele nicht. Deshalb ist die polarisierende Hülle nur die zweitwichtigste Neuheit des 7er: Zum ersten Mal gibt es die Limousine in einer rein elektrischen Version. Sie heißt i7 xDrive 60, ist 400 kW (544 PS) stark, fährt 240 km/h schnell und bis zu 625 Kilometer weit. BMW verspricht einen hochintegrierten Antrieb mit allerhand Intelligenz und Vernetzung. Was das bedeutet, erklären wir im Detail.

BMW i7: Reichweite, Akkukapazität, Ladeleistung im Vergleich

Zunächst aber zu den kaufentscheidenden Metriken der Elektromobilität. BMW baut einen Akku mit 101,7 kWh Netto-Kapazität zwischen die Achsen des i7. Damit speichert der Luxus-BMW etwas weniger Energie als der direkte Konkurrent Mercedes EQS (107,8 kWh netto), aber etwas mehr als Teslas Model S (knapp 100 kWh netto).

Interessant ist aber vor allem, wie viel Reichweite die Autos aus jeder Kilowattstunde holen. BMW will mit dem i7 xDrive 60 bis zu 625 Kilometer weit fahren. Mercedes nennt für den ähnlich motorisierten EQS 580 4Matic maximal 679 Kilometer Reichweite und führt für das sparsamste Derivat (EQS 450+) maximal 782 Kilometer pro Akkuladung auf. Tesla schätzt, dass das Model S 652 Kilometer weit fährt. In der Elektroauto-Oberklasse stellt sich BMW mit einem Stromverbrauch von 19,6 bis 18,4 kWh pro 100 Kilometer also hinten an.

Wie Mercedes und Tesla setzt BMW auf eine Akkuspannung von 400 Volt. Rekord-Ladeleistungen überlassen die Bayern damit anderen Marken. Der i7 lädt mit maximal 195 kW. BMW rechnet vor, dass er im Idealfall innerhalb von zehn Minuten 170 Kilometer Reichweite lädt – das dürfte aber nur bei vorkonditioniertem Akku und bei einem Ladestand von maximal 40 Prozent klappen.

Der übliche Langstrecken-Ladevorgang von zehn auf 80 Prozent dauert mäßige 34 Minuten. Der EQS ist in dieser Disziplin laut Werksangabe drei Minuten schneller. Tesla unterbietet diesen Wert etwa um eine weitere Minute. Peinlich: Eine Wechselstrom-Ladeleistung von 22 kW schafft nur das Model S. BMW i7 und Mercedes EQS laden mit maximal 11 kW an Ladesäulen und Wallboxen. Insgesamt scheint der i7 also in der Königsklasse mithalten zu können, er setzt sich aber beim Thema Elektromobilität nicht an die Spitze.

BMW i7 dynamisch dreiviertel Heck
Der neue 7er hat generell keine sichtbaren Auspuffrohre. Ob Elektroauto oder nicht, sieht man nicht auf den ersten Blick [Bildquelle: BMW]

BMW i7 (2022): Innenraum, Fond, Komfort

Vielleicht funktioniert das ja beim Luxus. BMW verändert das Auto zum Modellwechsel grundlegend: Der 7er wird größer als jemals zuvor. Eine kurze Variante spart sich der Hersteller. Mit einer Länge von knapp 5,40 Metern überragt der neue 7er die Langversion des Vorgängers um 13 Zentimeter. 1,95 Meter Breite ohne Spiegel gehören im Segment fast schon zum guten Ton. Beim Radstand (3,22 Meter) hängt er den EQS um einen halben Zentimeter ab. Und mit einer Höhe von 1,54 Metern trägt er seine Dachhaut so weit oben wie die manch eines kompakten SUVs.

Ein Grund für das Wachstum: Das Akkupaket muss im Fahrzeugboden unterkommen, ohne die Mitfahrer einzuschränken. Zudem bietet er mehr Platz als bisher. Sein Kofferraum lädt 500 Liter ein, Passagiere müssen beim Einsteigen den Kopf weniger einziehen und der „CEO-Sitz“ hinten rechts lässt sich beinahe in die Horizontale verstellen. Hinzu kommen Spielereien wie beheizte Armauflagen und elektrische Türbedienungen: Die Türen öffnen und schließen optional auf Knopfdruck.

Zum neuen Komfortverständnis gehört ein eingebautes Kino mit einem 31-Zoll-8K-Monitor, der sich aus dem Dachhimmel des Fonds ausklappt. Filme kommen via HDMI-Anschluss oder per 5G-Netz und Amazon-Verbindung ins Auto. Kleine Touchscreens in den hinteren Türen steuern das System, eine 2.000-Watt-Anlage beschallt den Innenraum. Damit das ganze zum Thema „Business“ passt, lassen sich dort Videokonferenzen abhalten – die aber vielleicht lieber nicht im Liegen.

BMW i7 Fond CEO-Sitz
CEO-Sitz (hinten rechst) und mobiles Kino im BMW i7 [Bildquelle: BMW]

„Augmented View“ und ein kluges Navi im BMW i7

Wie bereits im Elektro-SUV iX versteht BMW im i7 Kristallglas als luxuriöses Element. Dreh-Drücksteller auf der Mittelkonsole, Sitzversteller und Dekorelemente glitzern deshalb auffällig im Licht. Auf den Sitzen kombiniert BMW optional Wolle mit Leder. Serienmäßig spannt der Hersteller ein Material mit „lederähnlichen Eigenschaften“ auf die Sitze.

Mittlerweile in vielen Klassen üblich: Zwei große Monitore (12,3“ und 14,9“) bilden auf dem Armaturenbrett eine sanft gekurvte Einheit. Darstellung und Menüstruktur des Infotainmentsystems sind bereits von anderen aktuellen BMW-Modellen bekannt. Neu im i7: Ein großes Head-up-Display mit „Augmented View“, einer Augmented-Reality-Darstellung, die bisher nur auf dem Navi-Monitor verfügbar war.

Apropos Navi: Das plant jetzt Ladestationen besser ein, wenn Distanz und Reichweite sich nicht vertragen. Ein wichtiger Fortschritt, denn Elektromobilität funktioniert auf der Langstrecke nur so gut wie die Routenplanung. Zudem verbessert BMW die Sprachsteuerung („Personal Assistant“) und gibt dem digitalen Pendant 20 Symbole an die Hand, um besser kommunizieren zu können.

Fahrwerk, Komfort und Autonomie im BMW i7

Ein Luftfahrwerk gehört in der Luxusklasse längst zur Pflicht. Sanft beruhigende Dämpfer allein können aber nicht den mittlerweile etablierten Komfort bieten. Im i7 ergänzt BMW deshalb eine aktive Wankstabilisierung, mit der sich der 2,7-Tonner gegen die Kurvenneigung stemmt, und eine Hinterachslenkung, die den Wendekreis verkleinert. Beide Extras sind ebenfalls im Segment üblich und auch bei BMW nicht neu.

Ganz neu dabei ist ein integriertes Bremssystem. Das vereint alle bremsbezogenen Funktionen (Bremskraftverstärkung, Schlupfregelung, Stabilisierung, Betätigung) und soll auf diese Weise das Bremsgefühl optimieren. Damit will BMW den Wechsel zwischen Rekuperations- und Reibbremse verbessern. (Teil-)elektrisch angetriebene Fahrzeuge verhalten sich dabei oft nicht besonders linear.

Viel tut sich außerdem bei den digitalen Komfortmerkmalen. BMW gibt an, die Kombination aus Spurführung, Abstandstempomat und Verkehrszeichenassistenz deutlich verbessert zu haben. Zudem kann der i7 bis zu 200 Meter Strecke, selbstständig rückwärts fahren, wenn er sie kurz zuvor langsam vorwärts absolvierte.

Echte Autonomie, bei der das Auto die komplette Steuerung übernimmt, der Fahrer nicht aufpassen muss und der Hersteller im Schadensfall haftet, bietet der i7 nicht. Allerdings kündigt BMW eine „mittelfristige Implementierung“ von einer Level-3-Autonomie an. Bedeutet: Der i7 kann künftig im Autobahnstau selbstständig mitschwimmen.

BMW i7 Cockpit
Modernes Cockpit im BMW i7: Zwei große Displays und etwas Kristall [Bildquelle: BMW]

BMW 7er und i7: Antriebe, Fahrleistungen

 

Der erste Elektro-7er fährt mit einer Motorleistung von 400 kW (544 PS) auf dem Leistungsniveau des ausgelaufenen BMW 750i. Damit sprintet das schwere Auto in 4,7 Sekunden auf Tempo 100 und läuft maximal 240 km/h schnell. Im kommenden Jahr will BMW den i7 xDrive70 mit 485 kW (660 PS) ergänzen. Das wäre der stärkste jemals gebaute 7er.

Der 7er startet aber nicht als reines Elektroauto. BMW verkauft ihn in Europa mit Sechszlinder-Plug-in-Hybriden als 750e xDrive (490 PS, 700 Nm) und 760e xDrive (571 PS, 800 Nm), beide mit einer elektrischen Reichweite von etwa 80 bis 90 Kilometern. Einziger 7er, der sich nicht elektrisch fortbewegen kann, ist der 740d xDrive mit einem 3,0-Liter-Diesel samt Mildhybrid-Unterstützung (300 PS, 670 Nm). Alle Verbrenner starten allerdings erst 2023. Vorerst ist der elektrische i7 der einzige verfügbare 7er, denn sein Marktstart ist für November 2022 geplant.

 

Stromzähler

Reichweite
0 km
Ladezeit bei 11 kW
0 h
Ladezeit bei max. 195 kW
0 min
Technische Daten – BMW i7
ModellBMW i7 xDrive60
Motor/AntriebElektromotor/Allrad
Leistung400 kW (544 PS)
Drehmoment745 Nm
Geschwindigkeit240 km/h
0-100 km/h4,7 s
Verbrauch19,6-18,4 kWh/100 km
Akkukapazität101,7 kWh (netto)
Reichweite590-625 km (WLTP)
Ladeleistungbis 11 kW (AC), bis 195 kW (DC)

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