Eurobike 2021: Smart E-Bikes werden noch schlauer

Die Eurobike fällt 2021 kleiner aus als zuletzt, zeigt aber immer noch, wo die Fahrradbranche hinsteuert: E-Bikes und Vernetzung sind eines der Top-Themen.

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Heiko Dilk
Die neue Marke Cyklaer ist ein gemeinsames Projekt von Porsche und Storck, sie setzt vom Start weg auf Vernetzung. Auf der Eurobike zeigt sie das E-Gravel [Quelle: Cyklaer]

Es liegt nicht am Fahrrad an sich, dass bei der größten Messe der Branche ein bisschen die Luft raus ist. Die Verkäufe boomen, vor allem bei E-Bikes und Pedelecs. Doch auf der diesjährigen Eurobike, die vom 1. bis 4. September in Friedrichshafen stattfindet, kommen statt 1400 Ausstellern wie 2019 nur 630. Klar, auch wegen Corona. Doch viele große Hersteller setzen lieber auf Hausmessen. Die Konkurrenz zur IAA Mobility, die am 5. September startet und auf der ebenfalls viele Fahrradhersteller ausstellen, dürfte nicht helfen.

Ob es 2022 besser wird? Es ändert sich jedenfalls viel. Die Eurobike zieht nach Frankfurt, wo mit der IAA einst die größte Automesse der Welt zuhause war. Ergibt ja Sinn, Fahrrad und Auto werden sich ohnehin immer ähnlicher. Bei beiden gibt es einen unübersehbaren Trend zur Elektrifizierung. Und beide werden immer „smarter“.

E-Bikes und Pedelecs werden smart

Das müssen sie. Denn mit der Elektrifizierung ergeben sich neue Bedürfnisse. Akkustands- und Reichweiten-Angaben will man einsehen und komfortabel die Unterstützung variieren. Gelegentlich braucht es Software-Updates, die sich am besten „Over the Air“ aufspielen lassen. Zusatzfunktionen wie ein mit dem Bordcomputer vernetztes Navi, Fitnessdaten und Mobilitäts-Statistiken wären noch toller. Außerdem ein elektronisches Schloss, damit das wertvolle Zweirad nicht so leicht gestohlen wird.

Viele Hersteller bieten bereits viel davon an, Bosch hatte noch Nachholbedarf. Mit einem komplett neuen Ökosystem, das nicht mit bisherigen Komponenten kompatibel ist, versucht der Hersteller nun möglichst viel davon abzudecken. Zentrales Element des „smarten Systems ist die eBike Flow App fürs Smartphone. Sie wird mit dem Akku, einer Bedieneinheit am Lenker, einem separaten Display und der Antriebseinheit vernetzt. Die App zeichnet Tour- und Fitnessdaten auf, die Fahrmodi lassen sich darüber individualisieren, der Akku-Ladestand abfragen oder Service-Termine einsehen.

Bosch hat ein neues Ökosystem vorgestellt, das Akku, Antrieb und Display mit der eBike Flow App fürs Smartphone vernetzt. Damit lassen sich unter anderem Touren- und Fahrdaten aufzeichnen [Quelle: Bosch]

Mehr als Bordcomputer: Vernetzung mit Apple Health

Auch mit Fitnessapps lässt sich das Bosch-System vernetzen. Zunächst werden die Daten leider nur direkt mit Apple Health synchronisiert. Bosch verspricht jedoch Erweiterungen, nicht nur der App, sondern auch für das Rad selbst. Über OTA-Updates sollen sich auch neue Funktionen aufspielen lassen. Die wichtigsten Infos zeigt zudem eine LED-Einheit am Lenker an, damit man weniger abgelenkt ist. Der Diebstahlschutz fehlt aktuell indes noch. Bosch will ab 2022 ein ConnectModule ergänzen, dass einen Alarm auslösen kann und das Fahrrad trackt.

Der Antriebsspezialist Brose zeigt auf der Eurobike ebenfalls eine App, mit ähnlichen Funktionen. Neue Hardware dazu gibt es nicht, das kompatible E-Bike-System wurde bereits 2019 vorgestellt. Die neue E-Bike-App baut das sozusagen aus. Unterstützungsstufen lassen sich einstellen, Fahrdaten wie die Trittfrequenz oder die aktuell getretene Fahrleistung anzeigen oder Routen aufzeichnen und speichern. Schnittstellen zu Fahrrad-Apps wie Komoot und Strava sind integriert. Die Restreichweite wird ebenfalls angezeigt. Die App soll quasi den Bordcomputer ersetzen.

Porsche und Storck machen Cyklaer

Auf Vernetzung setzen auch zwei komplett neue Fahrradmarken. So zeigt Econic One das Arrow als Weltneuheit. Dessen smarte Funktionen zeigen deutlich den Einsatzzweck: Das Rad ist als City-Bike konzipiert, entsprechend bietet es Live-Tracking per GPS, ein Schloss, das sich aus der Ferne bedienen lässt, Diebstahlalarm und die Möglichkeit, es mit Freunden zu teilen, indem man sie dazu per App einlädt.

Die zweite neue smarte Marke hört auf den Namen Cyklaer und zeigt als Deutschlandpremiere das E-Gravel. Die Cyklaer App für das Crossover aus Renn- und Offroad-Fahrrad (übrigens ein weiterer Trend der Eurobike) navigiert, zeigt Fahrdaten, Akkustand und Reichweite, trackt das Bike per GPS, benachrichtigt den Besitzer, wenn es bewegt wird, vernetzt sich mit Komoot, Apple Health und Apple Music. Tatsächlich ist sie nur für das Apple-System iOS verfügbar.

Das E-Gravel von Cyklaer verfügt über Front- und Heckkamera. So wird das vernetzte Smartphone zum virtuellen Rückspiegel, kann Videos aufzeichnen oder das Fahrrad dient als Selfie-Stativ [Quelle: Cyklaer]

Besonderer Clou des Cyklaer: Das Handy dient nicht nur als Bordcomputer, sondern auch als digitaler Rückspiegel. Genau, das Rad hat eine Heckkamera. Und übrigens auch eine Frontkamera, die sogar Videos aufzeichnet.

Womit wir wieder am Anfang der Geschichte wären: Fahrrad und Auto nähern sich immer stärker an. Das gilt besonders für Cyklaer. Es handelt sich bei der Marke um ein Gemeinschaftsprojekt des Bike-Herstellers Storck und des Autobauers Porsche.

Service:

Die Eurobike in Friedrichshafen läuft bis zum 4. September. Die letzten beiden „Festival Days“ sind für den Publikumsverkehr geöffnet. Tagestickets kosten 13 Euro pro Person, Zweitagestickets 18 Euro. Familientickets kosten 30 bzw. 40 Euro. Für den Zugang gelten die 3G-Regeln. www.eurobike.com

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