Stärkung des Güterverkehrs kostet Milliarden
Ein Viertel aller Waren soll bis 2030 auf der Schiene transportiert werden, obwohl der Güterverkehr seit Jahren auf niedrigerem Niveau stagniert. Eine Studie zeigt: Dafür braucht es viel Geld. Und ein Umdenken in der Branche.
Die (noch) Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, bis 2030 ein Viertel aller Güter auf der Schiene transportieren zu wollen. Zum Erreichen der Klimaziele ist eine Stärkung der Bahn im Güterverkehr essenziell. Pro Tonne transportiertem Gewicht verursacht ein Güterzug nur etwa ein Viertel so viel Kohlenstoffdioxid wie ein LKW. Aber wie lässt sich der Güterverkehr auf der Schiene stärken?
Nach einem Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger im Auftrag des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sind bis 2030 Gesamtinvestitionen in Höhe von 52 Milliarden Euro notwendig. Laut Untersuchung könne die Güterbahn-Branche 13 Milliarden Euro davon aus eigener Kasse zahlen. Der Rest müsse vom Bund kommen.
Die 52 Milliarden Euro müssten demnach hauptsächlich in die Instandhaltung neuer Strecken investiert werden. 16 Milliarden veranschlagt das Gutachten dafür. Weitere 13 Milliarden müssten in neue Strecken fließen und nochmals 9 Milliarden Euro in eine Modernisierung der Flotte.
Bessere Infrastruktur für mehr Güterverkehr
Seit Jahren liegt der Anteil des Schienenverkehrs am gesamten Gütertransport in Deutschland bei rund 19 Prozent. Der Bund will diesen Anteil deutlich erhöhen. „Die Güterbahnen sind bereit, ihren Beitrag dazu zu leisten“, teilte VDV-Vizepräsident Joachim Berends mit. „Aber wir brauchen dafür dringend und schnell die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Sicherheit, dass die Finanzierung, vor allem für den notwendigen Ausbau der Schieneninfrastruktur, ausreichend und langfristig gesichert ist.“
Tatsächlich geht der Trend seit Jahren in eine andere Richtung, denn die Bahn transportiert immer weniger Güter. 2010 waren es noch 415 Millionen Tonnen Fracht. 2019 transportierten die Güterzüge nur noch 232 Millionen Tonnen. Das macht sich auch in den Rechnungsbüchern bemerkbar: 2019 erwirtschaftete die Sparte einen operativen Verlust von 308 Millionen Euro.
DHL will mehr Pakete auf die Schiene bringen
Das liegt nicht etwa an einem Rückgang des Konsums in Deutschland. Im Gegenteil: Im vergangenen Jahr wurde erstmals die Schallmauer von vier Milliarden verschickten Paketen durchbrochen, ein Plus von elf Prozent. Allein: Fast alle dieser Pakete werden per LKW transportiert.
Laut Statistischem Bundesamt wurden nicht einmal eine Tonne dieser Pakete auf der Schiene transportiert (LKW: 64,4 Millionen Tonnen). Die Post-Tochter DHL gibt an, bislang zwei Prozent ihrer Pakete auf der Schiene zu transportieren. Mittelfristig soll dieser auf sechs Prozent und langfristig auf 20 Prozent steigen. Einen genauen Zeitplan nannte der Konzern bislang nicht.
„Wir tun das, um klimafreundlicher zu werden, auch wenn es ein Stück weit schwieriger und aufwendiger in der Abstimmung ist“, sagte Post-Vorstand Tobias Meyer. Die DHL-Konkurrenten sind da noch zurückhaltend. DPD probierte vor etwa zehn Jahren den Paketversand über die Schiene aus, in einem Pilotprojekt gab es unter anderem Züge auf der Strecke Bremen – Nürnberg. Das Vorhaben wurde inzwischen eingestellt.
Bis ein erheblicher Teil des Paketvolumens von der Straße auf die Schiene verlagert wird, dürfte es allerdings noch einige Zeit dauern. Paketdienstleister seien per Schiene nur schwer erreichbar, teilte der Bahnverband Allianz pro Schiene mit: „Ihre Logistikzentren errichteten sie auf der Grünen Wiese ohne Gleisanschluss oder Umschlagterminal für den kombinierten Verkehr. Die Lager sind vielfach nur mit Lkw erreichbar.“ Die DHL testet nun am Standort Köln eine Anbindung des dortigen Paketzentrums an das benachbarte Containerzentrum Eifeltor.
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