Die Geschichte der Ampel beginnt mit einer Explosion

Die Geschichte der Ampel ist länger als die des Automobils. Sie beginnt mit einer Explosion und endet irgendwo im Kreisverkehr.

Redaktion
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Eine Ampel regelt auf einer Straße den Verkehr
Ampeln regeln seit rund 100 Jahren den Verkehr in unseren Städten. [Bildquelle: Adobe Stock]

Sie regelt seit rund 100 Jahren den Verkehr, und ihre Geschichte beginnt mit einer Gasexplosion: die Ampel. Ihr Geburtstort liegt in London, ihr Geburtstag im Jahr 1868. Autos gab es zu der Zeit noch nicht. Das erste Automobil erhielt erst 20 Jahre später ein Patent. Doch Autos brauchte die im 19. Jahrhundert größte Stadt der Welt nicht für Chaos. Den Verkehrsinfarkt bekam London auch ohne hin. Besonders vor engen Brücken stauten sich Fußgänger, Kutschen und von Pferden gezogene Straßenbahnen. Mit steigendem Verkehrsaufkommen stiegen die Unfallzahlen. Zu den Verkehrstoten zählten auch einige Verkehrspolizisten. Es musste eine Lösung her.

Die Idee zur Ampel hatte der britische Eisenbahnmanager John Peak Knight. Er dachte sich, man könne den Straßenverkehr doch ähnlich regeln wie den Schienenverkehr, nämlich mit Signalen. Die Idee für gut befunden, wurde am 10. Dezember 1868 am Londoner Parliament Square die allererste Ampel aufgestellt.

Bedient wurde die Anlage von einem Verkehrspolizisten. Er musste die Signalflügel manuell umklappen. Wann wer grün bekam, entschied der Polizist. Weil die Signalflügel bei Dunkelheit jedoch kaum zu erkennen waren, sollten nachts Gaslaternen mit den Farben Rot und Grün die Verkehrsteilnehmer über „Stop & Go“ informieren. Doch nur drei Wochen nach Inbetriebnahme endete die Geschichte der Ampel schon wieder. Denn wegen eines Lecks füllte sich der Pfosten der Ampel mit Gas. Als ein Polizist in der Nacht die Lichter einschaltete, kam es zu einer Explosion. Der Verkehrspolizist wurde dabei schwer verletzt und das Projekt „Ampel“ für Jahrzehnte eingestellt.

Deutschlands erste Ampel: Hamburg oder Berlin?

Hamburg ist schöner, dafür ist Berlin cooler. Die Rivalität der zwei bevölkerungsreichsten Städte Deutschlands setzt sich beim Thema Ampel-Geschichte fort. Welche Stadt die erste deutsche Ampel besaß, ist allerdings Auslegungssache. Laut der Stiftung Historischer Museen Hamburg wurde – wer hätte es gedacht – natürlich in Hamburg die erste Lichtzeichenanlage aufgestellt. Die Stadt errichtete sie 1922 auf dem Stephansplatz, wo sie jedoch zunächst nur den Straßenbahnverkehr regelte – also nur ein weiteres Schienen-Signal oder eine echte Verkehrsampel?

Deutlich bekannter zumindest ist der etwa zwei Jahre später errichtete Ampelturm auf dem Potsdamer Platz in Berlin. Er regelte mit den Farben Rot und Grün bereits den gesamten Verkehr. Auch hier stieg ein Polizist auf den Turm und wechselte per Hand die Farbfelder. Elektrische Leuchtsignale kamen erst später hinzu.

Der Verkehrsturm am Potsdamer Platz entstand 1924 [Bildquelle: Willy Pragher via wikocommons, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en]

Die erste elektrische Ampel

Als in Berlin und Hamburg Verkehrspolizisten noch Signalfelder umklappten, stand in der US-Stadt Cleveland bereits seit knapp 10 Jahren die erste elektrische Lichtanlage. Auch sie wurde zunächst manuell bedient. Dazu saß ein Verkehrspolizist in einer kleinen Hütte und steuerte das rote und grüne Signal. Mit einer kleinen Glocke machte er wartende Verkehrsteilnehmer*innen auf den Farbwechsel aufmerksam.

Knapp sechs Jahre später entstanden die ersten dreifarbigen Lichtsignale – jedoch nicht so, wie wir sie heute kennen. Zunächst zeigten die Ampeln nämlich Rot, Grün und Weiß an. Die Farbgebung stammt vom Eisenbahnverkehr, denn dort bedeutet Rot = „Halt“, Grün = „Vorsicht“ und Weiß = „Freie Fahrt“.

Doch man ahnte die Gefahr einer Verwechslung: Zerbricht das rote Glas, strahlt weißes Licht von der Glühbirne aus. Deshalb einigte man sich auf die heute gängige Kombination Rot – Gelb – Grün.

Alternativen zur Lichtsignalanlage

Statistisch warten Autofahrende etwa zwei Wochen ihres Lebens vor roten Ampeln. In Dresden stand eine Ampel sogar ganze 29 Jahre lang auf rot. Sie sprang kein einziges Mal auf grün oder gelb. Eine Geduldsprobe für Zugezogene und Gäste der Stadt, die von dieser Eigenheit der Ampel nichts wussten. 2016 wurde die sehr beharrliche Ampel abgebaut. Lichtsignalanlagen können ausfallen und müssen regelmäßig gewartet werden. Allein die Wartungskosten nur einer einzigen Ampel belaufen sich auf Jährlich rund 5.000 Euro. Laut Siemens, einem der größten Ampel-Hersteller, stehen in Deutschland etwa 1,5 Millionen Lichtsignalanlagen.

Kommunen setzen indes immer mehr auf Kreisverkehre. Hier bedarf es nur einer einmaligen Investition. Außerdem bieten Kreisverkehre mehr Sicherheit als Ampelkreuzungen. An der Ampel treten einige Autofahrende beim gelben Lichtsignal nochmal das Gaspedal durch, um noch schnell über die Kreuzung zu huschen. Das führt zu Gefahrensituationen mit links abbiegenden Fahrzeugen. Beim Rechtsabbiegen ergibt sich häufig eine Konfliktsituation mit dem Rad- und Fußverkehr. kommt Beim Kreisverkehr hingegen fahren Autos generell langsamer, Fahrende müssen weniger Komplexität bewältigen. Ein weiterer Vorzug: Die Kapazität wächst im Vergleich zur Ampel.

In Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba funktioniert der Verkehr an der stark befahrenden Kreuzung Meskel Square gänzlich ohne Ampeln – das zeigt dieses Zeitraffer-Video. Zu wie vielen Unfällen es dort jedes Jahr kommt, ist nicht bekannt.

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Ein kleines Ampel-Quiz

Ampeln können aber auch Kulturgut sein und Wiedererkennung schaffen. Am bekanntesten, neben dem West-Ampelmännchen, ist wohl das Ost-Ampelmännchen mit Hut. Auch Persönlichkeiten der Geschichte werden immer wieder zur Signalgebern an Ampeln. Errätst Du die richtigen Namen?

In der Bildbeschreibung findest Du einige Tipps und im darauffolgenden Bild jeweils die Auflösung.

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