Fahrrad zum E-Bike umbauen: Sets, Infos, Preise
Das eigene Fahrrad zum E-Bike umrüsten: Umbausets mit Motor, Akku und Steuerungselektronik machen es möglich. Welche es gibt und wie viel sie kosten, steht hier.
Die E-Bike-Branche boomt. Anfang vergangenen Jahres stieg in Deutschland der Bestand der Fahrräder mit elektrischer Unterstützung auf 7,1 Millionen. Die Vorteile liegen auf der Hand: schwere Lasten, längere Wege und steile Anstiege lassen sich mit E-Bikes leichter bewältigen. Mit steigender Modellvielfalt kommen auch immer mehr E-Bike-Nachrüstlösungen auf den Markt. Wann sich ein solcher Bausatz aus Akku, Motor, Sensoren und Verkabelung lohnt, wie viel er kostet und worauf Du achten solltest, erfährst Du hier.
Was ist ein E-Bike-Umrüstset?
Mittlerweile drängeln sich viele Anbieter von Bausätzen zum Umbau eines normalen Fahrrad zu einem E-Bike auf dem Markt. Die Umrüstsets enthalten in der Regel einen Elektromotor, einen Akku, ein Display, die Verkabelung, einen Controller und einen Tretsensor. Der Controller steuert die Drehzahl des Motors und der Tretsensor aktiviert den Motor, sobald die Fahrenden in die Pedale treten. Einige günstigere Anbieter versenden den Motor schon vormontiert in einem Vorderrad. Das erleichtert den Umbau zum E-Bike.
Bei vielen Bausätzen sind jedoch weitreichendere technische Kenntnisse notwendig. Weil es beim sicheren Umbau auch um die Verkehrssicherheit geht, sollten diese E-Bike-Nachrüstsätze nur von Fachpersonal bzw. unter deren Anleitung montiert werden.
Voraussetzungen für den Umbau zum E-Bike
Theoretisch lässt sich jedes Fahrrad, egal ob Cityrad, Trekkingbike oder Mountainbike zum E-Bike umbauen. Allerdings gilt es einiges zu beachten. Die schwersten Bauteile der Nachrüstkits für E-Bikes sind Motor und Akku. Beide zusammen bringen schnell zwischen 5 und 10 Kilogramm Mehrgewicht ans Fahrrad und verändern damit Materialbelastung und Fahreigenschaften. Die elektrische Unterstützung erhöht zudem die Beanspruchung einzelner Bauteile. So rollen E-Bike-Fahrer*innen in der Regel schneller los und erreichen eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit als Fahrer*innen ohne E-Unterstützung.
Diese Mehrbelastungen muss das Rad aushalten können. Die Vordergabeln konventioneller Fahrräder sind beispielsweise nicht für die Übertragung von Antriebskräften konstruiert. In der Regel eigenen sich zum Umbau daher Fahrräder mit stabilem Stahlrahmen. Bei Rädern mit leichterem Alu-Rahmen ist vom Umbau hingegen abzuraten.
Auf Kompatibilität und Einsatzzweck achten
Neben der Stabilität des Rahmens ist das Bremssystem ein weiterer sicherheitsrelevanter Aspekt beim Umbau eines konventionellen Fahrrads zu einem E-Bike. Mit elektrischer Unterstützung wird das Rad schwerer und schneller. Fertige E-Bikes aus dem Handel verfügen deshalb meist über hydraulische Scheiben- oder Felgenbremsen. Unter Umständen erfordert also auch das Bremssystem eine Anpassung an die neuen Anforderungen. Im letzten Punkt ist zu klären, ob das gewählte E-Bike-Umrüstkit zur bestehenden Schaltung des Fahrrads passt. Einige Motor-Systeme sind nur mit einer Kettenschaltung kombinierbar.
Wer sich nicht sicher ist, ob sich sein Fahrrad generell für einem Umbau zum E-Bike eignet, sollte sich beim Fahrradhändler erkundigen.
Um das passende E-Bike-Nachrüstset zu finden, sollte man sich auch über den künftigen Einsatzzweck Gedanken machen. So empfehlen sich für ausgiebige Bergtouren mehr Drehmoment und Akku-Kapazität. Geht es ebenerdig im Pendelverkehr zur Arbeit? Dann reicht vielleicht ein kleiner dimensionierter Akku, der Gewicht und Geld spart.
Checkliste:
- Ist mein Rahmen stabil genug für einen Umbau zum E-Bike?
- Welchen Einsatzzweck wird das künftige E-Bike haben? Welche Eigenschaften sollen Motor und Akku mitbringen?
- Ist der ausgesuchte Umbausatz mit der Schaltung und dem Bremssystem kompatibel?
Die drei Motorvarianten für E-Bikes
Für umgebaute E-Bikes gelten dieselben Regeln wie für originäre: die Leistung des Elektromotor ist auf 250 Watt begrenzt und die elektrische Unterstützung darf nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h erfolgen. Für den Umbau vom Fahrrad zum E-Bike stehen drei Motorvarianten zur Wahl: der Heckmotor, der Mittelmotor und der Frontmotor.
Mittelmotor:
Mittelmotoren sitzen am Tretlager des umgebauten E-Bikes. Damit verhelfen sie den Fahrrädern zu einem idealen Schwerpunkt. Das führt zu einem angenehmeren Fahrgefühl. Darüber hinaus sind Mittelmotoren mit Ketten- und Nabenschaltungen kompatibel und funktionieren – anders als Heckmotoren – auch in Kombination mit einer Rücktrittbremse.
Frontmotor:
Frontmotoren sitzen am Vorderrad und verrichten ihre Arbeit sowohl mit Ketten- als auch mit Nabenschaltung. Die Rücktrittbremse ist also nach dem Einbau eines Frontmotors weiterhin nutzbar. Allerdings ist die Vordergabel bei konventionellen Fahrrädern nicht auf das ständige Zerren des E-Motors ausgelegt. Zudem bringt der Motor mehr Gewicht auf die Vorderachse und beeinflusst damit das Fahrverhalten negativ.
Heckmotor:
Der Heckmotor sitzt an der Nabe des Hinterrads. Auf ihn greifen die meisten Anbieter von E-Bike-Nachrüstlösungen zurück. Hier gilt dasselbe wie bei Autos: Motor im Heck = sportlicheres Fahrverhalten. Anders als beim Frontmotor ist die Heckradnabe für die Aufnahme von Antriebsenergie gebaut und dementsprechend stabiler. Nachteil: Räder mit Rücktrittbremse müssen auf den Heckmotor verzichten. Der Heckmotor funktioniert nämlich nur mit Kettenschaltung.
Akku verantwortlich für Leistung und Reichweite
Wie viel Kapazität der Stromspeicher mitbringen muss, ist abhängig davon, wie das Bike später eingesetzt wird. Je nach Fahrmodus und Streckenbeschaffenheit reichen 350 Wh für rund 100 Kilometer Reichweite. Bei den Umrüstsets ist für die Position des Akkus meist die Sattelstütze oder das Fahrradrohr in der Mitte vorgesehen. Im letzterem Fall schiebt man die Batterie in eine umfunktionierte Trinkflaschenhalterung. In selteneren Fällen sitzt der Akku am, bzw. auf dem Gepäckträger.
Fahrrad umrüsten: Preise und Anbieter
Die Preise für qualitativ gute E-Bike-Nachrüstsets liegen zwischen 700 und 2.000 Euro. Zu beachten ist, dass zum Preis des Nachrüstsets eventuelle Montagekosten der Fahrradwerkstatt hinzukommen.
Pendix ist ein sächsisches Unternehmen und bietet mit dem eDrive 300 ein E-Bike-Nachrüstset mit Mittelmotor an. Dieser unterstützt mit einem Drehmoment von 65 Nm. Den Strom dafür zieht der Motor aus einem 300 Wh Akku. Laut Hersteller reicht die Kapazität für 72 elektrisch unterstützte Kilometer. Der Stromspeicher verfügt über einen USB-Anschluss zum Aufladen von technischen Geräten, etwa des Smartphones. Den Ladezustand und die gewählte Fahrstufe weist eine LED-Anzeige am Akku aus. Wer die Daten ohne Kopf-verrenken ablesen möchte, kann das System auch per App mit dem Smartphone verbinden und dieses mit einer Halterung am Lenker befestigen.
Zum weitern Lieferumfang gehören unter anderem ein 160-Wastt-Ladegerät, ein Raddrehzahlsensoreinheit bestehend aus Raddrehzahlsensor und Speichenmagnet, sowie eine Montageanleitung. Für das E-Bike-Nachrüstset eDrive 300 verlangt Pendix 1.550 Euro. Das Unternehmen arbeitet mit zertifizierten Fachhändlern zusammen, die bei Bedarf die Voraussetzungen des Rades prüfen und den Umbau vornehmen.
Senglar liefert in seinem Nachrüstsatz einen Hecknabenmotor bereits fertig eingespeicht. Akku, ein LED-Display zum Ablesen von Akkustand und Unterstützungsgrad, sowie die Verkabelung gibt es ebenfalls dazu. Für 869 Euro kommt das System mit einem 418 Wh Akku. Darüber rangiert dasselbe System mit größerem Akku (489 Wh) für 949 Euro. Die Position für den Stromspeicher ist beim Senglar-System flexibel und wird als Trinkflaschen-Pendant, an der Sattelstütze, oder auf dem Gepäckträger montiert. Der Hersteller bietet den Umbau für 169 Euro gleich mit an. Wer bei Senglar im Badem-Württembergischen Weinheim nicht persönlich vorbeikommen möchte, dem bietet das Unternehmen an, das Bike für 89 Euro abholen und als E-Bike zurückschicken zu lassen.
Elfei ist ein Hersteller aus Nürnberg und bietet Heck-, Front- und Mittel-Motor-Lösungen an. Der Elfei Umbausatz 250W kommt an das Vorderrad. Für 412 Euro liefert Elfei allerdings nur einen Bafang-Motor, einen Controller und die Kabellage. Für den Umbau zum E-Bike fehlen noch Display, Tretsensor und der Akku. Diese Komponenten müssen Kund*innen bei Elfei extra hinzuordern. Tretsensor (59 Euro) und Display (59 Euro) machen zusammen rund 120 Euro und als Stromspeicher-Größe wählen wir 374 Wh für nochmals rund 300 Euro aus. Macht zusammen 832 Euro.
Fazit:
Wer sein Fahrrad umrüsten will, muss nicht zwangsläufig eine Werkstatt aufsuchen. Set-Preise und Montagekosten summieren sich schnell auf das Niveau eines neuen E-Bikes aus dem unteren Markt-Mittelfeld. Demgegenüber ist das zum E-Bike umgebaute Fahrrad günstiger und nachhaltiger – und das „eigene“ E-Bike auf der Straße ein absolutes Unikat.
Dennis | @MobilityTalk
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