Mercedes-Benz EQS SUV – Neues Elektro-SUV der Oberklasse

Ohne SUV geht es wohl nicht, zumindest nicht bei Mercedes. Nach der elektrischen S-Klasse EQS stellt die Marke zwei Varianten auf seiner großen Elektroplattform vor. Größer, breiter, schwerer, geeignet fürs Gelände. Eine Vorstellung.

Fabian Hoberg

Fabian Hoberg

Mercedes-Benz EQS SUV dynamisch
Die offizielle Vorstellung des Mercedes-Benz EQS SUV ist für den 19. April 2022 geplant [Bildquelle: Daimler AG]

Bis zu sieben Sitzplätze, ein großer Kofferraum, viel Platz zu allen Seiten und ein elektrischer Antrieb. Das neue Mercedes-Benz EQS SUV bietet genau das. Ab Herbst 2022 kommt es in den Handel. 

Die sogenannte Skateboard-Plattform, also der Boden mit Batterie, E-Motoren und Rädern, stammt von der bekannten Limousine EQS. Auf ihr baut auch der für Sommer 2022 geplante Mercedes EQE auf. Der Radstand von 3,21 Meter bleibt beim EQS SUV gleich, ebenso der Antrieb und die Stromversorgung. Wie die elektrische S-Klasse setzt das neue Modell auf zwei Batteriegrößen. Die kleinere Batterie (mit zehn Zellmodulen) besitzt 90 kWh Kapazität, während die „Long-Range“-Batterie (mit zwölf Zellmodulen) 108 kWh bietet. Damit liegt die geschätzte Reichweite pro Akkuladung bei rund 600 Kilometern. Geschätzt, weil Mercedes noch keine Leistungsdaten veröffentlicht. 

EQS SUV: 300 Kilometer Reichweite binnen 15 Minuten

Was schon bekannt ist: Zu Hause kann der EQS an Wechselstrom-Säulen dreiphasig mit bis zu 22 kW laden, während unterwegs auf Langstrecken am DC-Schnelllader Strom mit bis zu 200 kW in den Akku fließen. 15 Minuten Ladezeit bedeuten dann 300 Kilometer Fahrstrecke. Wie bei der Limousine bietet Mercedes zwei Leistungsstufen an, später sollen weitere AMG-Varianten folgen. Der EQS 450+ mit Hinterradantrieb leistet rund 245 kW/333 PS, der EQS 580 4Matic mit Allrad und zwei Motoren 385 kW/523 PS.

Unser Autor konnte bei der Prototypen-Entwicklung schon einmal mitfahren. Am Steuer: Frank Wundrak, Leiter Gesamtfahrzeug Versuch bei Mercedes. Er fährt mit dem neuen E-Auto flott durch den kleinen Wald einer Teststrecke bei der Mercedes-Fabrik in Tuscaloosa, Alabama (USA). Dort werden bereits die großen SUV GLE und GLS gebaut. Warum man auch künftig noch mit einem SUV in den Wald muss, kann sich in Berlin-Mitte niemand erklären. In den USA gehört das in vielen Regionen noch zum Lifestyle. Im Wald muss sich Frank Wundrak noch an die Stille des Motors gewöhnen. Matsch und Schlamm, steile Bergauf- und Bergab-Passagen säumen die Strecke. Mit der serienmäßigen Luftfederung bügelt das Elektro-SUV die schlechte Strecke weich weg. Mit der Hinterachslenkung und einem Verstellwinkel von bis zu zehn Grad lenkt der SUV in einem engen Slalom super ein – Vorteil des geringen Wendekreises von rund zehn Metern. Zumindest für ein Auto von deutlich mehr als fünf Meter Länge.

Mercedes-Benz EQS SUV Heck
Das Mercedes-Benz EQS SUV ist hauptsächlich für den amerikanischen Markt bestimmt. Der Verkaufspreis startet ab 100.000 Dollar (rund 110.000 Euro) [Bildquelle: Daimler AG]

Einen kleinen Wendekreis besitzt die Limousine EQS zwar auch. Mit einem neuen Offroad-Programm lässt sich auf den drei Displays (Fahrer, Mitte, Beifahrer) die Strecke per Video gut inspizieren, Neigungswerte und Kompass ablesen und per Bergabfahrhilfe schwierige Passagen meistern. „Im Gelände ist es ideal, dass das maximale Drehmoment direkt zur Verfügung steht. Der E-Motor reagiert spontaner, kräftiger und natürlicher leiser als ein Verbrenner“, sagt Wundrak. Kein Hochdrehen des Motors, keine Gangwechsel.

Leichte Offraod-Wege meistert das EQS SUV locker

Trotz des hohen Aufbaus fühlt sich das SUV straff an, wackelt bei hastigen Kurvenmanövern nicht nach oder neigt sich gar zur Seite. „Es ist immer wieder beeindruckend, wie spielerisch sich ein so großes Auto fahren lässt, auf und abseits der Straße“, sagt Wundrack. Die Kraft verteilt die Elektronik je nach Bedarf stufenlos zwischen Vorder- und Hinterachse, spricht die Räder schnell an. Eine Differentialsperre für schweres Gelände fehlt allerdings.

Für extremes und hartes Gelände ist das Luxus-SUV zwar nicht gemacht, für matschige Strecken, Schotterpisten oder leichte Offroad-Wege schon. Vor allem kann es einen Anhänger ziehen. Im Vergleich zur Limousine, die lediglich 750 Kilogramm an den Haken nehmen darf, sollen es beim SUV deutlich mehr werden. Ob das für einen Sportanhänger inklusive Pferden reicht, sagt Frank Wundrak nicht, ebenso wenig wie die genauen Maße des Autos. Was aber offensichtlich ist: Das SUV ist deutlich höher und etwas breiter als der EQS, dabei aber nicht länger als seine 5,21 Meter.

Mercedes-Benz EQS SUV dynamisch
Der Offroad-Modus ermöglicht dem Mercedes-Benz EQS SUV das Fahren in unebenen Gelände [Bildquelle: Daimler AG]

Wie bei der Limousine verzichtet Mercedes auf den stehenden Stern auf der Motorhaube. Die Haube kann der Fahrer auch nicht mehr öffnen, das bleibt der Werkstatt vorbehalten. Eine Ölkontrolle entfällt, das Wischwasser lässt sich hinter einer kleinen Klappe auf der linken Seite auffüllen.

Und innen? Im Gegensatz zur Limousine fällt der Ein- und Ausstieg ins höhere Auto leichter. Fast acht Zentimeter sitzen die Passagiere höher als bei der Limousine. Im Innenraum haben die bis zu fünf Passagiere mehr Raum zu allen Seiten. Als Option bietet Mercedes zwei Sitzplätze im Fond an, auf denen Personen bis 1,75 Meter Länge auf der dritten Sitzreihe bequem Platz finden. Per Schalter klappen sich die mittleren Sitze elektrisch nach vorne und Passagiere können nach hinten schlüpfen.

EQS SUV: Einziger E-Mercedes ausschließlich aus Tuscaloosa

Die gebogene 1,42 Meter breite Glasfläche mit drei integrierten Bildschirmen und von Ambiente-LED-Bändern umrahmt, überspannt nahezu die gesamte Front. Während der Fahrt kann der Beifahrer auf dem vor ihm liegenden Display Videos schauen. Schielt der Fahrer länger als eine Sekunde auf den Bildschirm, unterbricht der Film – als Sicherheitsmaßnahme. Eine Kamera im Armaturenbrett kontrolliert dabei die Augen des Fahrers. Nette Spielerei. Für den Alltag sinnvoll sind die neuen Telematikdienste mit integrierten Ladevorschlägen. Bei Langstrecken schlägt das System verschiedene Zwischenladeorte vor und berechnet die optimale Ladezeit für die Weiterfahrt.

Im Gegensatz zu den anderen E-Varianten läuft die EQS SUV Variante ausschließlich im Mercedes-Werk in Tuscaloosa vom Band. Damit wird deutlich für wen das Auto bestimmt ist: hauptsächlich für den amerikanischen Markt und seine SUV-hungrigen Autofahrer die statt Benzin Strom an Bord haben wollen. Dort fällt das Luxus-SUV neben Cadillac Escalade, Dodge Ram, Range Rover oder BMW X7 kaum auf. Und auch der Preis von jenseits der 100.000 Dollar dürfte viele Amerikaner kaum stören (in Deutschland kostet das Auto mindestens 110.000 Euro). Für Europa wird nach dem kommenden EQE das geplante EQE SUV interessanter werden – auch das steht schon in den Startlöchern.

Das Mercedes-Benz EQS SUV in Bildern

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