Namx HUV: Wasserstoff-SUV mit Wechsel-Tanks

Das französische Start-up Namx hat sich einen neuen Antrieb ausgedacht: Das HUV könnte mit wechselbaren Wasserstoff-Patronen Reichweitenprobleme lösen. Ein berühmtes Designstudio hat das Auto gezeichnet.

Constantin Bergander
Constantin Bergander
Namx HUV Wasserstoff-SUV
Bisher nur eine Idee: Das Namx HUV fährt mit Wasserstoff. Einzelne Wasserstoff-Patronen im Heck lassen sich schnell tauschen [Bildquelle: Namx, Pininfarina]

Die Zukunft fährt elektrisch. Das diktieren CO2-Vorgaben und Messregularien der EU. Woher der Strom für künftige Antriebe kommt, ist aber noch nicht ausgemacht. Das französische Start-up Namx meint, Wasserstoff wird international eine entscheidende Rolle spielen, besonders im Großraum Europa und Afrika. Nicht nur, aber auch für die Individualmobilität.

Wie der Wasserstoff ins Auto kommt und dort gespeichert wird, könnte nach der Vorstellung von Namx jedoch anders funktionieren als bisher: Namx stellt sich ein Auto mit einzelnen, wechselbaren Kapseln vor. Sie speichern zusätzlich zum regulären Tank weitere, bisher nicht genau definierte Mengen Wasserstoff. Sie lassen sich an strategisch sinnvollen Orten positionieren, zum Beispiel an der Arbeitsstelle oder dem Wohnort. Namx verbindet damit die Konzepte Wasserstoffauto und Wechselakku.

Das Namx HUV hat Wasserstoff-Wechselpatronen

Die Firmengründer Faouzi Annajah und Thomas de Lussac beschreiben am liebsten das große Ganze. Sie sehen ihr Vorhaben als Projekt, grünen (also umweltfreundlich hergestellten) Wasserstoff als Energiequelle zu etablieren. Dafür zählen sie in der ersten Pressemappe zu dem Projekt allerhand namhafte Kooperationspartner auf. Zu ihnen gehören aktuelle und ehemalige Mitarbeiter verschiedener Autokonzerne, der UN und der Weltbank. Sie alle würden die Meinung zu Wasserstoff teilen, so die Gründer.

Bisher kann sich Wasserstoff als Kraftstoff im Auto weltweit nicht durchsetzen. Es gab und gibt zwar Serienfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb, die Technik funktioniert. Aber die Brennstoffzelle als Vermittler zwischen dem Kraftstoff Wasserstoff und dem Elektromotor als Antrieb gilt als teuer und ineffizient. Ähnliches gilt für die Produktion von Wasserstoff. Zudem klafft im Projekt Namx noch eine große Lücke: Wie genau der Wasserstoff in die gelagerten Kapseln kommt, erklärt die Firma noch nicht. Sie deutet nur ein Abonnement-Modell an.

Vom ersten Anwendungsfall hat Namx dafür bereits genauere Vorstellungen. Ein Wasserstoff-SUV mit dem Namen HUV existiert zwar aktuell nur als Design-Prototyp. Im Herbst 2022 will die Firma das Modell jedoch auf dem Autosalon in Paris vorstellen. 2023 soll die Entwicklungsphase starten, für das Ende 2025 ist die Serienversion angekündigt. Ein straffer Zeitplan, zumal Namx die Kapseln nicht einfach bei Zulieferern einkaufen kann.

Fahrdaten gibt es schon jetzt: Die Basisversion des HUV bekommt 300 PS und Heckantrieb. Damit sprintet das Auto in 6,5 Sekunden auf Tempo 100 und läuft abgeregelte 200 km/h Spitze. Alle Tanks zusammen ergeben eine Reichweite von 800 Kilometern. Der Basispreis: 65.000 Euro. Zusätzlich soll eine sportliche GTH-Version mit Allradantrieb, 550 PS und 250 km/h Topspeed kommen. Sie sprintet zwei Sekunden schneller und kostet 30.000 Euro mehr.

Namx HUV Kapsel im Fahrzeugheck
Jede dieser sechs Kapseln speichert eine kleine Menge Wasserstoff. Sie lassen sich schnell tauschen, um die Reichweite zu verlängern [Bildquelle: Namx, Pininfarina]

Design von Pininfarina

Das Design für das Namx HUV stammt von Pininfarina. Es sei von den großen Muscle-Cars der 1960er und 1970er Jahre beeinflusst. Das Auto sehe absichtlich nicht so aus wie aktuelle Elektrofahrzeuge. Es handele sich um das erste Wasserstoff-Serienfahrzeug, das Pininfarina zeichnet, meldet der Hersteller. Das ist vielleicht etwas hoch gegriffen – die Entwicklung des Serienmodells soll ja erst noch starten. Andererseits: Ein gesundes Selbstbewusstsein schadet dem Projekt bestimmt nicht.

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