Tausende Ladesäulen in Deutschland messen falsch

Fahrer von Elektroautos können sich nicht sicher sein, ob sie die bezahlte Menge Strom tatsächlich erhalten haben. Betroffen sind Tausende Ladesäulen. Die Verbraucherzentrale fordert einen Preisnachlass.

Redaktion
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Der Aufbau der Lade-Infrastruktur muss schnell vonstatten gehen. Das Eichrecht fällt dabei zunächst unter den Tisch [Quelle: Ernest Ojeh via Unsplash.com]

Tausende Ladesäulen in Deutschland verstoßen gegen das Eichrecht. Darüber berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Herstellerangaben und Erhebungen der Fachgruppe Recht des Förderprojekts. Demnach seien rund ein Drittel aller Ladesäulen in Bayern und etwa ein Viertel der Ladepunkte in Niedersachsen illegal. Fahrer von Elektroautos könnten sich nicht sicher sein, ob sie die Energiemenge erhielten, die sie an der Ladesäule bezahlen. Betroffen sind unter anderem Ladestationen von EnBW, Tesla und Allegro.

In Deutschland gibt es derzeit etwa 40.000 Ladepunkte, und knapp 7.000 Schnellladesäulen. Die Bundesregierung plant bis zum Ende des Jahrzehnts die Zahl auf insgesamt eine Million zu erhöhen. Warum das Tempo notwendig ist, zeigt eine Erhebung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Demnach kamen im November 2020 auf eine Ladesäule durchschnittlich 13 Elektroautos. Im Mai 2021 waren es schon 17. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur hinkt dem Absatz von E-Autos hinterher.

Die Behörden drücken ein Auge zu

Und darin liegt der Grund für die behördliche Gemächlichkeit beim Thema Eichen. Erlaubt ist eine Messtoleranz von 1 Prozent. Einige Säulen vermessen sich jedoch um bis zu 9 Prozent. Thomas Schade vom Bayerischen Landesamt für Maß und Gewicht sagt gegenüber dem Handelsblatt: „Mit dem Bayerischen Wirtschaftsministerium wurde abgestimmt, die Elektromobilität und den Ladesäulenaufbau nicht zu behindern.“ Kontrollen bei den Stationen oder Bußgelder für die Betreiber gibt es nicht. „Würden wir das durchsetzen, würde die Ladeinfrastruktur in Deutschland zusammenbrechen“, gibt Schade zu bedenken.

Die Betreiber der Ladesäulen wurden nun aufgefordert einen Plan vorzulegen, bis wann sie das Eichrecht an ihren Stationen einhalten können. Die Behörden hoffen, bis 2022 alle Ladestationen dem Eichrecht entsprechen. Bis es soweit ist, fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband einen Preisnachlass von 20 Prozent für die Kunden.

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