10 Tipps von Walter Röhrl: Autofahren im Winter

Wenn es rutscht, fährt er wie kein Zweiter: Rallye-Legende Walter Röhrl weiß, wie man sicher durch den Winter kommt. Hier sind seine zehn Tipps. 

Walter Röhrl im Jahr 1985: Der Rallye-Profi war auf Schnee stets der Schnellste. Deshalb weiß er, wann man es lieber ruhig angehen lässt [Quelle: picture-alliance / Sven Simon | SVEN SIMON]

Niki Lauda nannte ihn ein „Genie auf Rädern“ und Experten wählten ihn zum „Rallye-Fahrer des Millenniums“: Walter Röhrl gilt noch lange nach dem Ende seiner Motorsportkarriere als einer der besten Autofahrer der Welt. 1968 begann er das Rallye-Fahren. Er wurde zweimal Weltmeister und gewann viermal die Rallye Monte Carlo. Mehrere Jahrzehnte war er schnell und sicher auf allen Untergründen unterwegs. Hier gibt er zehn Tipps, wie Autofahrer sicher bei Eis und Schnee fahren.

1. Auto winterfest machen

Schon ab Anfang November sollte das Auto winterfest sein. Dazu zählt der richtige Zusatz für Frostschutz und Scheibenwischwasser für den Winter. Fahrer*Innen sollten darauf achten, dass die Scheibenwischer schlierenfrei arbeiten und das licht einwandfrei leuchtet.

Auf den längst montierten Winterreifen liegt noch eine Profiltiefe von 4 Millimeter Minimum. „Die gesetzliche Mindesttiefe von 1,6 Millimeter bringt im Winter auf Schnee absolut nichts“, sagt Walter Röhrl. Wer in den Bergen oder besonders schneereichen Regionen unterwegs ist, packt passende Schneeketten in den Kofferraum. „Lenk- und Fahrmanöver funktionieren nur, wenn die Räder ausreichend Grip haben.“

2. Freie Sicht

Vor der Fahrt müssen alle Scheiben von Schnee und Eis befreit werden – und zwar vollständig. „Durch kleine Gucklöcher können Autofahrer den Verkehr nur unzureichend beobachten und reagieren zu langsam. Das ist gefährlich und unnötig“, sagt der Rallye-Profi.

3. Schuhe und Jacke

Vor der Fahrt: Schuhe abklopfen und Jacke ausziehen. Schnee auf Jacken, Mänteln oder Schuhen schütteln Autofahrende vor der Fahrt gründlich ab, damit der Schnee nicht im Auto auftaut. Ansonsten beschlagen die Scheiben schneller und die Lüftung muss stärker arbeiten. Dicke Wintermäntel schränken zudem die Bewegungsfreiheit ein. Außerdem gilt: „Dicke Handschuhe und Mützen haben im Auto am Fahrer nichts zu suchen. Das Lenkrad wird nicht griffig gehalten und die Mütze kann die Sicht behindern“, sagt Walter Röhrl.

4. Korrekte Sitzposition

In der Fahrschule gelernt – sofort danach vergessen. Autofahrer*Innen sollten auf die korrekte Sitzposition achten. „Mit komplett durchgestreckten Armen am Lenkrad zu reißen, hilft nicht weiter. Die richtige Sitzposition ist immer wichtig“, sagt Walter Röhrl. Fahrer*Innen müssen mit fast gestrecktem Bein die Bremse voll durchtreten können. Es darf nur ein Restbeugewinkel im Knie bleiben. Die Oberschenkel liegen dabei so weit wie möglich auf dem Sitz, ohne dass die Vorderkante der Polsterung drückt und die Blutzufuhr abschneidet.

Bei der idealen Lenkposition liegen die Hände auf drei und neun Uhr und die Ellenbogen sind leicht gebeugt. Das obere Ende des Lenkrads muss noch erreichbar sein, ohne dass man sich aus dem Sitz heben muss. Dabei liegt der Rücken so weit wie möglich an der Lehne. Damit der Kopf- und Nackenbereich bei einem Aufprall nicht verletzt werden, schließt die Kopfstütze am oberen Rand mit der Scheitelhöhe ab und ist so nah wie möglich am Hinterkopf platziert.

5. Geschwindigkeit anpassen

Das Wichtigste bei Schnee und Eis ist die angepasste Geschwindigkeit. Nur wer langsam fährt, hat ausreichend Zeit zu reagieren und kann sich auf die winterlichen Anforderungen einstellen. „Wer zu schnell auf eine Kurve zufährt, der kann den Wagen kaum noch beherrschen. Mensch und Maschine können die physikalischen Grenzen nun einmal nicht überlisten“, sagt Rallye-Profi Röhrl.

Bei Schnee orientieren sich Autofahrer häufig an der dunklen Fahrspur, aber die ist oftmals blankes Eis. Bei einer geschlossenen Schneedecke haben die Winterreifen ein paar Zentimeter neben der Rinne meist mehr Haftung.

6. Möglichst wenig lenken

Gerade bei Schnee gilt: noch mehr Gefühl in der Lenkung als sonst. „Bei glattem und rutschigem Untergrund fährt derjenige flüssig, der gefühlvoll mit Gas, Kupplung, Bremse und Lenkung umgeht“, erklärt Walter Röhrl. Also weicher beschleunigen und bremsen und weicher einlenken. Bei einer Vollbremsung hingegen hilft nur, mit voller Wucht aufs Bremspedal zu steigen. Grund dafür ist, dass das Antiblockiersystem (ABS) aktiviert wird und es so schnell effizient wie möglich eingreifen kann.

7. Keine Panik, wenn das Auto rutscht

Wenn ein Auto rutscht, kann es die Geschwindigkeit nicht mehr tragen. Dann müssen Pilot*Innen versuchen, Gas wegzunehmen und sanft zu bremsen. Dank ABS lässt sich das Auto in der Regel noch lenken. Wichtig: Die Reifen zeigen immer in die Richtung, in die das Auto fahren soll. „Wenn Autofahrer gegenlenken können, dann bitte wenig, meist reicht eine viertel Lenkradumdrehung, damit das Auto wieder dorthin fährt, wo es hin soll“, sagt Röhrl.

Hektisches Lenken und Bremsen verschlimmert die Situation nur. „Wie viel gegengelenkt werden muss, hängt davon ab, wie schnell ich fühle, dass das Fahrzeug hinten die Haftung verloren hat – je früher, umso weniger, wer’s spät fühlt, umso mehr“, sagt Röhrl.

8. Fahrsicherheitstraining

Wer noch nie mit dem Auto an seine physikalischen Grenzen gekommen ist, sollte es bei einem Fahrsicherheitstraining ausprobieren. In Österreich ist das für Führerscheinneulinge sogar Pflicht. Bei Fahrsicherheitskursen wie etwa vom ADAC lernen Autofahrer unter anderem, wie sich ein Fahrzeug bei Glätte verhält und wie sich Piloten in Grenzsituationen richtig verhalten. Gegenlenken und driften will geübt sein. „Wer das noch nie ausprobiert hat, sollte das auf öffentlichen Straßen auch nicht machen. Das klappt in den seltensten Fällen“, sagt der Profi.

9. Häufige Fehler

Schnee, Eis und glatte Straßen verlangen von Fahrer*Innen erhöhte Aufmerksamkeit und volle Konzentration. „Die Gedanken müssen während der Fahrt beim Autofahren sein und nirgendwo anders“, sagt Röhrl. Dazu gehören auch das Vorstellen und Mitdenken von neuen Situationen. Auf Brücken etwa kann ein heftiger Seitenwind aufs Auto drücken und in einem Waldstück plötzlich die Fahrbahn vereist sein. Auf solche Situationen sollten Autofahrer immer vorbereitet sein, um direkt reagieren zu können. Schnee beispielsweise muss nicht unbedingt rutschig sein. Kalter, festgefahrener Schnee besitzt manchmal noch ausreichend Haftung und damit eine gute Fahrbarkeit. Bei matschigem Schnee wird es rutschiger, das muss man einkalkulieren.

10. Wann bleibt das Auto stehen?

Bei Blitzeis fährt selbst ein Rallye-Profi kein Auto mehr: „Auf einer abschüssigen Straße wird der Pilot bei Blitzeis nur noch zum Passagier. Er kann das Auto nicht mehr steuern“, sagt Röhrl. Vernünftiger ist es dann, ein paar Stunden zu warten, bis das Eis entweder getaut ist oder Schnee die glatte Oberfläche wieder befahrbar macht.

Walter Röhrl im Jahr 2021: Wenige fahren besser Auto als er. Seine Tipps sollte deshalb jeder befolgen [Quelle: Timm Schamberger]

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