Fahrgemeinschaften: So klappt es mit privatem Ridepooling

Zusammen im Auto zur Arbeit: Fahrgemeinschaften sparen CO2, Geld und Nerven, knüpfen und vertiefen soziale Kontakte. Worauf muss man achten für das erfolgreiche private Ridepooling?

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Fahrgemeinschaft: Besser zusammen als alleine zur Arbeit oder auf Reisen (gestellte Szene). [Bildquelle: Christin Klose || picture Alliance]

Egal, ob mit den Kollegen gemeinsam zur Arbeit oder per Mitfahrgelegenheit mit einem einem Unbekannten aus der Universitätsstadt zu den Eltern in die Heimat: Fahrgemeinschaften lohnen sich bei vielen Gelegenheiten. Für die Umwelt, für das Portemonnaie, für den Verkehrsfluss. So verbrauchen zwei Autos, in denen jeweils eine Person sitzt, auf der gleichen Strecke fast doppelt so viel Treibstoff wie ein Auto mit zwei Personen, hat das Umweltbundesamt ermittelt. Teilen sich diese beiden Menschen ein Auto, sparen eine Menge CO2 ein.

Fahrgemeinschaften helfen damit aber nicht nur der Umwelt, sondern sparen auch Geld, sagt Michael Hummel von der Verbraucherzentrale Sachsen: „Bei einer Fahrgemeinschaft sparen Fahrer und Mitfahrer Benzinkosten. Außerdem ist man viel entspannter, wenn man nicht ständig selbst fahren muss.“ Laut Hummel sollte eine erhöhte Anzahl an Fahrgemeinschaften auch Vorteile beim Parken bringen. Schließlich reduziere sich so die Gesamtzahl der Pkw, die in den Städten unterwegs sind.

Daneben entlasten Fahrgemeinschaften auch das Straßennetz: Jeder  Mitfahrende bedeutet ein Auto weniger auf der Straße, das einen Stau bilden kann. Viele Länder unterstützen daher Fahrgemeinschaften mit sogenannten „Carpool Lanes“, in Südeuropa dürfen Fahrzeuge mit drei oder mehr Insassen oft Vorrangspuren an Mautstationen benutzen. Oder in Städten auf die Busspur ausweichen.  

So findest Du die passende Fahrgemeinschaft

„Wer nach einer Fahrgemeinschaft sucht, sollte sich nach Partnern umsehen, die nicht nur sicher fahren, sondern auch verlässlich sind“, sagt Hummel. Schließlich sei es doch sehr ärgerlich, wenn man einen Termin verpasst, weil der Fahrer zu spät oder gar nicht kommt. Verlässlichkeit ist vor allem dann wichtig, wenn es nicht um eine einmalige Mitfahrgelegenheit geht. Wer eine Fahrgemeinschaft für die tägliche Fahrt zur Arbeit bolden will, findet am besten Partner*innen im Kollegenkreis um: „Dort merkt man auch schnell, ob die Chemie stimmt – spätestens nach der ersten Testfahrt“, sagt Hummel. In manchen Unternehmen gibt es dafür sogar betriebsinterne Vermittlungsbörsen. Gehört die Übernahme dienstlicher Fahrten zu den Leistungen der Arbeitsstelle, etwa über einen Dienstwagen, bietet ein Mobilitätsbudget eine gute Alternative zum eigenen Fahrzeug.

Digitale Vermittlungsplattformen nutzen

Für eine Fahrt zu weiter entfernten Zielen, etwa vom Studienort in die Heimat, bieten sich bundesweite Mitfahrzentralen an – im Netz und als App. Diese Portale helfen dabei, eine passende Fahrgemeinschaft zu finden. Dazu zählen zum Beispiel „blablacar“, „fahrgemeinschaft.de“, „bessermitfahren.de“ und „twogo“. Diese Plattformen gehören zu den größten in Deutschland. Während „fahrgemeinschaft.de“ und „bessermitfahren.de“ kostenlos sind, fallen bei „blablacar“ und „twogo“ Gebühren an.

„twogo“ richtet sich dabei vor allem an Pendelnde und bietet spezielle Optionen für Unternehmen an. „Bessermitfahren.de“ eignet sich vor allem für spontane Fahrten. Hier ist keine Registrierung notwendig, entsprechend wenig weiß man aber auch über seine Mitfahrer*innen.

Carpool lane im US-Bundesstaat Kalifornien: Viele Länder gewähren Fahrzeugen mit mindestens drei Insassen Sonderrechte im Verkehr [Bildquelle: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Cindy Yamanaka]

Kfz-Haftpflichtversicherung bei Unfallschäden

„Gerät man mit seiner Fahrgemeinschaft in einen Unfall, kommt die Kfz-Haftpflichtversicherung des Fahrzeugs für alle Schäden der Insassen auf“, sagt der Rechtsanwalt und Verkehrsrechts-Experte Christian Janeczek. Dies gelte selbst dann, wenn der Fahrer den Unfall nicht verschuldet habe.

„Sogar der Halter des Fahrzeugs hätte Schadensersatzanspruch gegenüber seiner Haftpflichtversicherung, wenn er als Beifahrer verletzt wurde“, sagt Janeczek. Nur bei „höherer Gewalt“ bestehe kein Anspruch auf Schadenersatz. Von einer Insassenunfallversicherung rät er ab, weil die hohen Haftungshöchstgrenzen der Kfz-Haftpflicht diese in der Regel überflüssig machten.

Vor Fahrtantritt über Versicherungsschutz informieren

Alexander Schnaars vom ADAC erklärt dazu, dass eine Insassenunfallversicherung auch Leistungen für den Fahrenden erbringt, der den Unfall verschuldet hat und von der eigenen Kfz-Haftpflichtversicherung nichts bekommt. Dennoch hält er es für sinnvoller und einfacher, wenn jeder Insasse selbst eine private Unfallversicherung abschließt. „Die zahlt nämlich unabhängig davon, wie es zu dem Schaden gekommen ist“, sagt Schnaars.

Schnaars erklärt zudem, dass der Schaden an dem Auto, das den Unfall verursacht hat, weder über die Kfz-Haftpflichtversicherung noch über die private Haftpflichtversicherung abgedeckt sei. „Dafür kommt nur eine Vollkaskoversicherung auf.“ Man sollte sich vor Fahrtantritt also immer über den bestehenden Versicherungsschutz informieren.

Fahrgemeinschaften: Was noch zu beachten ist

Fahrgemeinschaften können bei der Steuererklärung geltend gemacht werden. „Es gibt eine Entfernungspauschale von 0,30 Euro je Entfernungskilometer ab dem ersten Entfernungskilometer zwischen Wohnung und Arbeitsplatz“, sagt Schnaars. Dabei sei grundsätzlich die kürzeste Straßenverbindung maßgebend. Die Entfernungspauschale zählt in der Steuererklärung zu den Werbungskosten.

Letztlich sollte man vor allem beachten, dass an einer Fahrgemeinschaft niemand verdienen darf. Das heißt, die Mitfahrbeiträge, die der Fahrende von den Mitfahrenden einsammelt, dürfen maximal die Betriebskosten decken. „Dazu zählen Benzinpreis und Kosten, die aus Wartung des Autos und Ähnlichem anfallen“, sagt Janeczek. Letztlich sei eine Fahrgemeinschaft aber nicht weiter kompliziert: „Jeder kann jeden mitnehmen.“

Zu sehen ist Björn Tolksdorf

Fazit:

Fahrgemeinschaften sparen Geld und CO2, und sie entlasten den Verkehr. Das sind gute Gründe, es einmal zu versuchen. Auch, wenn die Förderung in Deutschland noch Luft nach oben hat. Gerade Pendelnde, die in der Stadt wohnen und bei einem großen Unternehmen außerhalb arbeiten (oder umgekehrt), können hier außerdem ihre kollegialen Beziehungen vertiefen: Win-win.

Björn | @MobilityTalk

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