Der Beach-Buggy kommt zurück
Einen Beach Buggy hat fast jeder schon mal gesehen. Aber kaum jemand weiß, wer dahintersteckt: Bruce Meyers, Handwerker, Surfer und Ingenieur, gilt als einer der Erfinder des Spaß-Autos. Sein Meyers Manx ist so etwas wie der originale Strandrenner. Er besteht aus einem gekürzten Käfer-Fahrgestell und einer Karosserie aus Gfk. Mit kurzem Radstand, großen Rädern und Schalensitzen wird er wendig, flink und herrlich unsinnig.
Dieses Auto bekommt jetzt einen Nachfolger. Der Meyers Manx 2.0 Electric startet 2024 in Serie – also genau 60 Jahre nach dem originalen Manx. Statt VW-Technik stecken in der Neuauflage zwei Elektromotoren und ein Akku für ein bisschen (240 km Reichweite) oder doppelt so viel (480 km Reichweite) Spaß. Preise nennt der Hersteller noch nicht. Aber er bietet bereits Reservierungen an.
Meyers Manx: Die Geschichte des Beach-Buggy
Der Beach-Buggy ist ein Phänomen der 1960er Jahre. Er entsteht im Süden des US-Bundesstaats Kalifornien. Dort basteln sich geschickte Schrauber Autos für den Einsatz auf Dünen und in Wüsten zurecht. Meistens fahren sie die amerikanischsten aller Geländewagen: Große Trucks mit starrem Rahmen und V8-Motoren. Offroad sind solche Autos zweifellos eine funktionale Lösung.
Aber nicht alle Wüsten-Raser haben Lust auf klobige Maschinen. Auf der Suche nach etwas Wendigem fällt der Fokus auf den VW Käfer. Der funktioniert nämlich erstaunlich gut im Gelände: Mit dem kompletten Antrieb über der Hinterachse verfügt er ohne Allradantrieb über eine ordentliche Traktion. Mit Geländereifen und modifizierten Karosserien wird aus dem Auto ein Wüstenrennwagen.
Bruce Meyers arbeitet ebenfalls mit Käfer-Teilen. Mit Gfk kann er umgehen, weil er aus diesem Werkstoff bereits Bootsrümpfe baut. Er konstruiert und baut eine aufwändige, selbsttragende Kunststoffkarosserie für das Käfer-Chassis. Und er bietet seine Arbeit als Bausatz an. Der kostet fast 1.000 US-Dollar – das doppelte von dem, was seine Konkurrenz für ähnliche Umbaukits verlangt.
Rallye-Auto und Spaßgerät
Der größte Unterschied: Meyers Umbau verbessert den Käfer maßgeblich. Er gewinnt 1967 in seinem Prototyp „Old Red“ einen Vorläufer der harten Baja 1.000 Rallye. Das Auto ist auf Beschleunigung ausgelegt und deshalb so kurz übersetzt, dass er nicht schneller als 80 km/h fahren kann. Trotzdem gewinnt er das Rennen und unterbietet die Bestzeit um fast fünf Stunden.
Sein Erfolg im Motorsport sorgt für Umsatz, aber nicht für Gewinne. Meyers Konstruktion ist so kompliziert, dass er nicht kostendeckend arbeiten kann. Er überarbeitet seine Karosserie und passt sie an ein verkürztes Käfer-Chassis an. Die neue Konstruktion verkauft er für die Hälfte des ursprünglichen Preises – und macht trotzdem Gewinn. Seine Kunden benötigen nur noch ein Käfer-Fahrgestell samt Motor, am besten vom Schrottplatz. Aus den Teilen können sie sich mit überschaubarem Aufwand einen fahrfertigen Beach-Buggy bauen.
Die zweite Auflage seines Buggy bedeutet für Meyers den Durchbruch. Der Beach Buggy schafft es auf die Cover der populären US-Magazine „Hot Rod“ und „Car and Driver“. Meyers verkauft zwischen 1964 und 1971 mehr als 5.000 Bausätze. Es wären wohl viel mehr gewesen, aber Nachahmer vermiesen ihm das Geschäft. Sein Patent wird von einem Gericht nicht anerkannt, weil das Auto nicht patentwürdig sei. Und Anfang der 1970er Jahre verbieten einige Staaten freistehende Räder und offene Motoren. Der Beach-Buggy bleibt dennoch Kult, auch dank diverser Auftritte in Film und Fernsehen.
Meyers Manx 2.0 Electric: Cooler Elektro-Nachfolger
Mit der im Jahr 2000 gegründeten Nahfolge-Firma Meyers Manx Inc. verkauft Meyers zunächst Neuauflagen seines legendären Autos. Zudem zertifiziert seine Firma die Echtheit von Originalen. Jetzt steht ein offizieller Nachfolger an: Der Meyers Manx soll 60 Jahre nach dem Debüt des Vorbilds den Kult fortführen.
Verantwortlicher Designer ist Freeman Thomas. Er zeichnete bereits für VW und Audi die Konzeptstudien der Modelle Beetle und TT. Am Aussehen des Manx verändert er nur wenig. Der Buggy behält seine freistehenden Scheinwerfer, die geschwungenen Trittbretter und die breiten Räder. Statt eines Softtops trägt er ein festes, abnehmbares Dach. Und das Heck sieht anders aus, weil dort im neuen Manx kein Motor unter dem Auto hervorlugt.
Zwei Elektromotoren treiben die Hinterachse des neuen Autos an. Sie leisten gemeinsam 150 kW (204 PS). Bei einem Gewicht von weniger als 800 Kilogramm genügt diese Leistung, um das Auto in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen. Der Akku speichert im Basismodell 20 kWh, gegen Aufpreis 40 kWh. Unterwegs lädt der Manx an Gleichstrom mit maximal 60 kW.
Ein Preis für den neuen Manx steht noch nicht fest
Obwohl im neuen Manx mehr Elektrik steckt als in allen alten zusammen, scheint die Neuauflage das Original ehren zu wollen. Sie verfügt über zwei kurze Schalensitze, ein Drei-Speichen-Lenkrad und ein einfaches Rundinstrument in der Armaturenbrett-Mitte – genau wie das Original. Nur der hohe Schalthebel auf dem Mitteltunnel entfällt. Den braucht das Elektroauto nicht.
Ein Preis für den neuen Manx steht noch nicht fest. Interessenten können sich für eine Anzahlung von 500 US-Dollar aber ein Exemplar reservieren. Aktuell sucht der Hersteller noch nach Beta-Testern für das Auto. Sie sollen ein Jahr eine noch nicht definierte Mindeststrecke fahren und über ihre Erfahrungen berichten. Sie werden nach ihrer Verbundenheit zur Marke ausgesucht. Der, der ihr am nächsten war, ist allerdings nicht mehr an Bord: Bruce Meyers starb 2021.
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