Das erste Solar-Campingmobil der Welt entstand zufällig
Eigentlich wollten die Studierenden der TU Eindhoven ein Solar-Auto bauen. Weil die Sonne aber so viel Energie lieferte, entwickelten sie kurzerhand das erste energie-autarke Wohnmobil der Welt.
Im deutschen Strommix halten Braun- und Steinkohle immer noch einen Anteil von rund 30 Prozent. Ein Elektroauto ist allerdings nur dann klimafreundlich, wenn es Strom aus erneuerbaren Quellen bezieht. Wer das Campingmobil Stella Vita fährt, braucht sich keine Gedanken um Braunkohle-Anteile im Energiemix zu machen. 22 Studierende der Technischen Universität Eindhoven haben das erste solarbetriebene Campingmobil der Welt auf die Straße gebracht.
Ein vollwertiges Campingmobil
Das Fahrzeug ist nicht nur eine Konzept-Idee, sondern ein vollwertiger Camper für zwei Personen. Im Innenraum gibt es eine eingerichtete Küche mit Esstisch, ein Schlafzimmer, eine Dusche, Toilette, sowie Regale und Schränke zum Verstauen der Camping-Utensilien. Fernseher, Kaffeemaschine und Lademöglichkeiten für Smartphones und Laptops sind ebenfalls vorhanden. Bis auf das futuristische Aussehen gleicht die Stella Vita anderen Wohnmobilen. Nur die Stromversorgung regelt dieses Fahrzeug anders.
Den notwendigen Strom generiert die Stella Vita über auf dem Dach befindliche Solar-Panels. Das mobile Heim ist komplett energieautark und damit unabhängig von Ladestationen. Im Stand kann das Dach ausgefahren werden. Dann entstehen ganze 17,5 Quadratmeter Photovoltaik-Fläche, die das Sonnenlicht in elektrischen Strom umwandelt. Damit lässt sich einerseits in der Bordküche Kaffee kochen. Andererseits speist er den Antrieb des Campingmobils.
Herzstück des Fahrzeugs ist ein Akku mit 60 kWh, er wird komplett über Sonnenenergie versorgt. Voll geladen fährt das 1.700 Kilogramm schwere Wohnmobil bis zu 600 Kilometer weit. Scheint die Sonne besonders stark, steigt die Reichweite laut der TU Eindhoven auf 730 Kilometer. Maximal fährt die Stella Vita 120 km/h schnell.
Von Eindhoven nach Tarifa
Am 19. September 2021 brachen die Studierenden mit der Stella Vita zu einem Praxistest auf. Vom niederländischen Eindhoven ging es mit dem Solar-Camper bis Tarifa, dem südlichsten Ort auf dem spanischen Festland – insgesamt 3.000 Kilometer. Die ganze Strecke schaffte das Fahrzeug allerdings nicht im ersten Anlauf. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fuhr das Campingmobil dann aber eigenständig rund 2.000 Kilometer ohne Ladepause.
Laut den Studierenden sei die Idee zu einem energie-autarken Heim auf Rädern reiner Zufall. Ursprünglich wollten sie ein „normales“ Personenauto konstruieren. „Bei der Planung des Fahrzeugs haben wir festgestellt, dass wir viel überschüssige Energie aus den großen Sonnenkollektoren erhalten. Wir haben uns gefragt, was wir damit machen könnten, und sind auf ein Auto gekommen, in dem man wohnen kann“, so Lowe Blom, Aerodynamik-Ingenieur im Solar-Team.
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