Amsterdam eröffnet spektakuläres Fahrrad-Parkhaus
Platz für 7.000 Räder, Kosten von mehr als 50 Millionen Euro: In Amsterdam eröffnet ein Fahrrad-Parkhaus der Superlative. Die Fertigstellung dauerte lange und war extrem kompliziert. Der unterirdische Bau ist Teil eines ehrgeizigen Plans.
Dass die Niederlande besonders fahrradfreundlich sind, ist kein Geheimnis. Statistiken belegen: Jede vierte Fahrt unter 7,5 Kilometern legen die Menschen in unserem Nachbarland mit dem Rad zurück. Der Anteil der Radwege (35.000 Kilometer) ist im Vergleich zu Autoverkehrsstraßen (140.000 Kilometer) so hoch wie nirgendwo sonst in Europa. In den Top 10 der fahrradfreundlichsten Städte der Welt befinden sich fünf aus den Niederlanden: Groningen, Zwolle, Utrecht, Amsterdam und Rotterdam.
Gut möglich, dass Amsterdam als bislang Fünftplatzierter in diesem Ranking demnächst ein Stückchen nach oben klettert. Seit dem 27. Januar betreibt die Stadt eines der modernsten Fahrrad-Parkhäuser der Welt. Es bietet Platz für 6.300 Räder. Dazu kommen 700 Leih-Räder von Sharing-Anbietern, die vor Ort zur Verfügung stehen. Noch im Februar 2023 soll die Kapazität auf 11.000 Stellplätze ausgeweitet werden. Zum Vergleich: Das größte Parkhaus in Deutschland steht in Münster und bietet Platz für 3.500 Räder.
Parkhaus bietet jede Menge Komfort
Die Garage bietet von einem Ampelsystem, das freie Plätze anzeigt, bis zu einem Lift jede Menge Komfort für die Nutzer. Die Anbindung des „Fietsenstalling Stationsplein Amsterdam Centraal“ an den Hauptbahnhof ermöglicht einen direkten Zugang zu den Bahnsteigen. Für die ersten 24 Stunden sind die Parkplätze kostenfrei, anschließend beträgt der Preis pro Tag 1,35 Euro. Das Besondere an dem Parkhaus ist jedoch seine Lage. Es befindet sich unter dem Amsterdamer Hauptbahnhof Centraal und direkt am Wasser. Streng genommen sogar im Wasser. Das machte den Bau so kompliziert.
Weitere Parkhäuser in anderen Städten geplant
Über einen Zeitraum von vier Jahren war der zentrale Verkehrsknotenpunkt der größten niederländischen Stadt eine Baustelle. Wasser musste abgepumpt werden, Boote den ausgehobenen Boden abtransportieren. Kosten für das prestigeträchtige Projekt: rund 50 Millionen Euro. Und jede Menge Stau in der Stadtmitte. Trotzdem hielten der Verantwortlichen an dem Vorhaben fest.
„Glücklicherweise haben wir in den Niederlanden viel Wissen und Erfahrung, wenn es um Bauprojekte in Gebieten mit viel Wasserflächen geht“, sagte Viviane Heijnen bei der Eröffnung. Die niederländische Infrastrukturministerin verfolgt seit ihrem Amtsantritt Anfang 2022 einen ehrgeizigen Plan: Sie möchte noch mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf das Fahrrad bewegen als ohnehin schon.
Ihr Credo: „Fahrradfahren bringt uns nach vorne, wörtlich und im übertragenen Sinne. Aber das passiert nicht von allein. Deshalb möchte ich das Radfahren gemeinsam mit Regierenden und Unternehmen in den kommenden Jahren noch attraktiver machen.“ Mit dem Rad zu fahren sei nicht nur gesund, sondern stehe auch „generationenübergreifend für Freiheit und Unabhängigkeit“. Zu ihren weiteren Projekten gehören neben der Errichtung von Parkhäusern in anderen Städten auch der Ausbau das Radwegenetzes sowie eine verbesserte Verkehrserziehung für Kinder.
In Amsterdam erhoffen sie sich von dem neuen Parkhaus eine Entlastung der überirdischen Stellflächen rund um den Bahnhof. Die kamen in der Vergangenheit nämlich regelmäßig an ihre Kapazitätsgrenzen. In den kommenden Monaten sollen sie nach und nach zurückgebaut werden. Fahrräder parken in Amsterdam künftig unterirdisch.
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