Bahn kündigt längere, schnellere und mehr Züge an
Die Deutsche Bahn will endlich ein ernstzunehmender Konkurrent für Flugunternehmen werden. Mit einem runderneuerten Angebot für den Fernverkehr sollen Inlandsflüge bald obsolet werden. Es gibt nur ein Problem.
In einer Sache sind sich Mobilitätsexperten einig: zu fliegen ist umweltschädlicher als mit der Bahn zu fahren. Damit innerdeutsche Flüge allerdings dauerhaft ersetzt werden können, muss das Angebot an schnellen Zugverbindungen wachsen. Um dieses Ziel zu erreichen, bietet die Deutsche Bahn mit dem neuen Fahrplan ab Dezember neue und mehr innerdeutsche Reisemöglichen an. Das betrifft sowohl die schnellen ICE Sprinter, als auch Intercity-Züge.
Nach Konzernangaben kann ein ICE mit 13 Wagen fünfmal so viele Menschen befördern wie ein Mittelstreckenflugzeug. Damit ist klar, in welchem Segment die Deutsche Bahn mit dem Fahrplan-Ausbau Kunden gewinnen will. Nach Angaben des Umweltbundesamtes beträgt der CO2-Ausstoß eines Fernstreckenzuges pro Person und Kilometer nur 32 Gramm. Bei Inlandsflügen liegt dieser Wert bei 230 Gramm.
Neuer Fahrplan gilt ab 12. Dezember 2021
Zwischen Berlin und Köln etwa fahren dann Sprinter drei Mal täglich in unter vier Stunden und damit bis zu eine halbe Stunde schneller als bisher. Schneller geht es demnach auch auf der Strecke Düsseldorf-Köln-München und morgens von Hamburg zum Frankfurter Flughafen. Zwischen Berlin und München soll es zudem neue Sprinter-Verbindungen in den Abendstunden geben.
Auf der Linie München-Stuttgart-Frankfurt Flughafen-Köln-Dortmund-Hamburg will die Bahn nun ausschließlich extra-lange Züge fahren lassen. Die sind 374 Meter lang und haben 13 Waggons mit Platz für 918 Fahrgäste. Das ist ein neuer Rekord in der Geschichte der Deutschen Bahn, und eine Kapazität mit dem kein Flugzeug mithalten kann.
Neu im Fahrplan 2022, der ab 12. Dezember 2021 gilt, ist außerdem die Fernverkehrslinie Dortmund/Münster-Siegen-Frankfurt/Main. Dort sollen doppelstöckige Intercity-Züge fahren. Auf anderen Verbindungen ersetzen ICE-Züge die Intercitys, etwa auf der Strecke Frankfurt/Karlsruhe-Stuttgart-Ulm-München. Damit gäbe es auf acht der zehn am stärksten frequentierten innerdeutschen Flugstrecken eine schnelle und umweltfreundlichere Alternative, bewirbt die Bahn ihr Angebot.
Bahn fordert mehr Tempo beim Ausbau der Schiene
Noch weiß niemand, wie genau die neue Bundesregierung aussehen wird. Die Forderungen der Bahn-Branche stehen aber schon fest: Mehr Tempo beim Ausbau der Schiene. „Wenn wir das nötige Wachstum bei Bus und Bahn erreichen wollen, dann müssen wir gemeinsam mit der Politik in allen Bereichen deutlich schneller werden“, teilte der Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen, Ingo Wortmann, in Berlin mit. Klimaschutz und eine nachhaltige Mobilitätswende gingen nur mit der Schiene, ergänzte Andre Rodenbeck, Präsident des Verbands der Bahnindustrie in Deutschland.
Wortmann forderte vor allem schnellere Verfahren beim Ausbau der Infrastruktur. So müsse das Thema Artenschutz bei Ausbauprojekten schneller abgewickelt werden. Planungsverfahren für die Elektrifizierung von Streckenabschnitten seien häufig unnötig. Es brauche außerdem mehr Personal in den Genehmigungsbehörden. Wortmann sieht für die Attraktivität der Bahn zudem einen wichtigen Faktor im flächendeckenden Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes.
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