Betrunken auf dem E-Scooter: Das sind die Gefahren

„Viele spielen ohne es zu wissen mit ihrem Führerschein“: Alkohol ist die häufigste Unfallursache bei E-Scootern. Forscher haben untersucht, wie sehr schon bei geringen Mengen das Fahrvermögen leidet. 

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Alkoholkonsum auf einem fahrenden E-Scooter
Wer alkoholisiert auf einem E-Scooter erwischt wird, muss mit denselben Straffolgen wie für Autofahrer*innen rechnen [Bildquelle:Zacharie Scheurer/Picture-Alliance]

Wie gefährlich sind E-Scooter im Straßenverkehr? Dazu existieren für das relativ junge Verkehrsmittel noch nicht viele Daten. Aber die, die es gibt, zeichnen kein positives Bild.  So ergab eine Studie des Instituts für Verkehrsforschung und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), dass die Zahl der Verletzten pro eine Million zurückgelegte Kilometer auf dem E-Scooter mehr als vier Mal so hoch ist wie beim Radfahren und mehr als sechs Mal so hoch wie beim Spazierengehen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts bildete Alkoholeinfluss im Jahr 2020 mit 18,3 Prozent Anteil die häufigste Unfallursache bei E-Scootern. Zum Vergleich: Für Fahrradfahrende lautet der Vergleichswert 7,1 Prozent. Für sie gelten allerdings höhere Promillegrenzen: E-Scooter-Fahrende unterliegen beim Alkoholkonsum am Lenker der gleichen Regulierung wie Autofahrer*innen.

Wie stark Alkohol die Fähigkeit zum Führen eines E-Scooters beeinträchtigt, haben Forschende am Düsseldorfer Institut für Rechtsmedizin nun erprobt. Mehrere Dutzend Proband*innen stellten sich für den Versuch in unterschiedlichen Graden der Trunkenheit auf den E-Scooter. Dann sollten sie einen Parcours durchfahren. Kameras hielten jeden ihrer Fahrfehler fest. Zudem absolvierte eine nüchterne Kontrollgruppe den Parcours in den gleichen zeitlichen Abständen, um Effekte wie Ermüdung auszuschließen.

Deutliche Verschlechterung ab 0,3 Promille

Zur Sicherheit trugen die Versuchsteilnehmer Helm und Schutzkleidung. Verletzt wurde daher trotz mehrerer Stürze niemand. Trotzdem: Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass niemand angetrunken auf einen elektrischen Roller steigen sollte. Denn: E-Scooter-Fahrer*innen büßen bereits bei mäßigem Alkoholkonsum die Hälfte ihres Fahrvermögens ein.

„Überrascht hat uns die deutliche Verschlechterung der Fahrleistung auf etwa die Hälfte – ab einer Alkoholisierung um 0,3 Promille“, berichten die Professoren Thomas Daldrup und Benno Hartung im Düsseldorfer Institut für Rechtsmedizin. Warum das so ist? Die beiden Wissenschaftler vermuten einen direkten Zusammenhang mit der Architektur der Fahrzeuge.

Das Fahren auf dem E-Scooter stelle hohe Anforderungen an den Gleichgewichtssinn, so die Forscher. Dieser leidet mit steigendem Alkoholpegel deutlich: Zwischen 0,3 und 0,7 Promille blieb die Fahrleistung auf etwa die Hälfte reduziert. Dann nahm sie mit steigendem Alkoholpegel weiter ab. Bei 1,3 Promille war die Fahrleistung auf durchschnittlich rund 25 Prozent reduziert, bei 1,5 Promille fiel sie auf etwa 10 Prozent ab. Die Versuche fanden an vier verschiedenen Tagen bei Regen und bei Trockenheit statt, um den Einfluss des Wetters zu berücksichtigen.

Alkoholkonsum neben einem stehenden E-Scooter
Der massive Alkoholkonsum schadet dem Gleichgewichtssinn, der für das Fahren eines E-Scooter benötigt wird [Bildquelle: Robert Guenther/Picture-Alliance]

Fahrverbot droht auch mit wenig Alkohol

„Bei den E-Scootern ist die relative Fahrunsicherheit sehr schnell eingetreten, und damit begeht man ab 0,3 Promille eine Straftat“, sagte Hartung. „Viele spielen – ohne es zu wissen – mit ihrem Führerschein.“ Auch Minderjährige könnten auf dem E-Scooter einen Eintrag in Flensburg kassieren und später erhebliche Schwierigkeiten haben, einen Führerschein zu erlangen.

„Angesichts dieser Ergebnisse sollten für E-Scooter Maßstäbe wie für Fahranfänger gelten, nämlich ein Alkoholverbot“, forderte der Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr, der die Studie unterstützt hat. Durchgeführt wurde die Untersuchung in Zusammenarbeit der rechtsmedizinischen Institute in Düsseldorf und München.

mit Material der dpa

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