Dacia Spring Electric Test: Geiz ist geht so
Weniger geht nicht: Der Dacia Spring Electric ist das günstigste Elektroauto in Deutschland. Ist das Mini-SUV mit 33 kW Leistung und 230 Kilometern Normreichweite auch billig? Alltagstest.
Mit Superlativen sollte man vorsichtig sein. Dieser hier über den Dacia Spring Electric stimmt: Er ist „Deutschlands günstigstes Elektroauto“. Nun kostet das kleine SUV zwar seit der jüngsten Preiserhöhung auch schon 22.750 Euro (Stand Juni 2023), was für ein 3,73 Meter kurzes Gefährt mit 33 kW (45 PS) viel ist. Aber für weniger lässt sich aktuell nicht stromern, jedenfalls nicht in einem vollwertigen Pkw. Und: Inklusive Elektroprämie kostet der Spring nur knapp 15.600 Euro. Auch das war mal besser, doch die Prämie wurde zum 1. Januar gesenkt. Aber sei es drum, alles wird ja teurer.
Für den Basispreis gibt es die Basis-Ausstattung Essential. Sie bietet tatsächlich nur das, was man heutzutage so für essentiell hält: Genug Airbags (Front- und Seiten- sowie Windowairbags vorne und hinten), Notbremse, Radio mit DAB+ und Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Klimaanlage, umklappbare Rückbank, Isofix für die hinteren äußeren Plätze. Wer mehr will, muss mittlerweile einen Spring kaufen, den Dacia „Extreme“ nennt (ab 24.550 Euro). Der verfügt über mehr Leistung (48 kW/65 PS), sieht schicker aus und fährt mit Rückfahrkamera und Infotainmentsystem mit 7-Zoll-Touchscreen sowie Apple Carplay und Android Auto vor. Der Bildschirm des Infotainments gibt Smartphone-Inhalte leider seltsam blass und kontrastarm aus. Die Verbindung an sich funktioniert problemlos.
Stromzähler
Dacia Spring Electric im Test: Fahrverhalten
Wer etwas Geld sparen will, kann durchaus in Betracht ziehen, sich mit der Essential-Version zufrieden zu geben und in eine Smartphone-Halterung investieren. Denn das Navi bietet weder Echtzeitdaten noch eine Routenplanung inklusive Ladestopps. Soo extrem finden wir das gar nicht. Und was man sich sonst als Extras wünschen würde (Lenkrad- und Sitzheizung sowie eine geteilt umklappbare Rückenlehne für etwas mehr Variabilität) gibt es ohnehin nicht, unabhängig von der Modellvariante. Das Platzangebot hinter den Sitzen immerhin fällt mit 270 bis 1100 Litern Kofferraumvolumen recht ordentlich aus.
Das Fahrverhalten des Dacia Spring Electric erfüllt dagegen eher basismobile Ansprüche. Die weiche Lenkung erfordert etwas Eingewöhnung. Das liegt zum einen daran, dass sie um die Mittellage eher über eine Totfläche als einen Totpunkt verfügt. Rückstellkräfte sind kaum vorhanden, so dass man nach Kurven aktiv lenken muss. Das Lenkrad einfach elegant durch die Hände gleiten zu lassen, funktioniert nicht. Aber nun ja, wer Wert auf Eleganz legt, kauft wohl keinen Spring. Das Fahrwerk lässt zwar viel durch, verschont Insassen aber immerhin mit allzu harten Stößen. Dafür fällt das Geräuschniveau leider schon bei niedrigen Geschwindigkeiten recht hoch aus.
Wenig Leistung in jeder Hinsicht
Die gemütliche Motorleistung hingegen stört im urbanen Alltag nie. Der Spring wiegt nur 1045 Kilo und bewegt sich bei Stadttempo zügig. Die versprochene Normreichweite von 230 Kilometern erreichen wir nicht, doch im Testzeitraum war es noch recht kühl. Wer im Alltag zwischen Stadt und Umland mit gut 200 Kilometern kalkuliert, sollte keine bösen Überraschungen erleben. Und je höher die Temperaturen, desto mehr sollte drin sein. Um die Reichweite zu maximieren empfiehlt sich, wie immer, eine vorausschauende Fahrweise. Beim Spring gilt das besonders, denn der schwache E-Motor kann naturgemäß auch nur schwach rekuperieren. Schon moderate Verzögerung bringt die simple Charge-Anzeige ans Maximum. Viel Rollen ist angesagt, wenig bremsen, wenn möglich.
Ein Autobahn-Auto, auch ein gelegentliches, ist der Spring leider nicht so wirklich. Einerseits bietet die Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h nur wenig Reserven. Andererseits verbringt er etwas zu viel Zeit mit Nachladen. Geladen wird der 26,8 kWh fassende Akku mit maximal 30 kW, was eine knappe Stunde für die Ladung von 0 auf 80 Prozent bedeutet. Allerdings verlangt Dacia 800 Euro Aufpreis fürs Gleichstromladen und bietet es nur für den Spring Extreme an. Das wäre bei einem Kurz- und Mittelstreckenauto verschmerzbar, könnte der Spring an Wechselstrom dreiphasig laden. Kann er aber nicht. Serienmäßig sind höchstens 6,6 kW möglich, an der der heimischen Wallbox werden es üblicherweise 3,7 kW sein. Immerhin wird der Akku so auch in rund 8,5 Stunden voll. Dreiphasiges Laden mit bis zu 22 kW wie im Renault-Konzern durchaus vorhanden wäre fein und könnten das „Schnellladen“ mit 30-kW-Gleichstrom im Prinzip ersetzen.
Fazit:
Man spürt an vielen Ecken und Enden: Dacia muss sparen, um das günstigste Elektroauto auf die Räder zu stellen. Vielleicht ist die Basis aus chinesischer Produktion auch nicht die geeignetste für Europa. Nachbesserungen bei Lenkung, Fahrwerk und Dämmung wären wünschenswert.
Als Basismobil für den Pendelverkehr sucht hat der Spring dennoch seine Berechtigung. Und einen großen Vorteil: Er gilt aktuell als das Auto mit den geringsten Umweltauswirkungen. Bei Green NCAP 2022 erreichte er 9,9 von 10 Punkten. Noch ein Superlativ.
Heiko | @MobilityTalk
Technische Daten – Dacia Spring Electric
Modell | Dacia Spring Electric |
Motor/Antrieb | Elektromotor/ Vorderachse |
Leistung | 33 kW (45 PS) |
Drehmoment | 125 Nm |
Geschwindigkeit | 125 km/h |
0-100 km/h | 19,1 s |
Verbrauch | 13,9 kWh |
Akkukapazität | 26,8 kWh |
Reichweite | 230 km (WLTP) |
Ladeleistung | bis 6,6 kW (AC), bis 30 kW (DC) |
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