Diese Städte sperren Roller und Motorräder aus

Fahrverbote für den Umweltschutz sind nicht neu. Doch immer mehr Metropolen verbannen nun auch Roller und Motorräder aus ihren Innenstädten.

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Ein Roller steht in Rom an einer Hauswand
Nach den Pkw sind nun die Roller und Motorräder dran: immer mehr Städte verbannen Zweiräder mit Verbrennungsmotoren aus den Innenstädten [Bildquelle: Adobe Stock]

Fahrverbote für Autos sind in vielen europäischen Städten bereits seit längerem Realität. Erst Ende März ordnete die französische Verkehrsbehörde für die Hauptstadt Paris eine umfangreiche Einschränkung des Autoverkehrs an. Grund: zu hohe Messwerte bei der Feinstaubbelastung. Motorrad-Fahrer*innen waren davon bislang nur selten betroffen, sie fuhren offenbar lange Zeit unter dem Radar der Behörden. Doch das ändert sich nun nach und nach, denn immer mehr Städte verbannen mittlerweile auch die knatternden Zweiräder aus ihren Städten.

Schadstoffbelastung: Roller sind Dreckschleudern

Dafür gibt es gute Gründe, die sich im Straßenverkehr schnell verstehen lassen: Ein Motorrad und Motorroller verbraucht zwar in absoluten Zahlen weniger Sprit als ein Auto. Aber er produziert dabei mehr Lärm und mehr Schadstoffe. Wo Roller und Motorräder in großer Zahl auftreten, belasten sie die Umwelt stark. Abgasregeln für Zweiräder gibt es in Europa erst seit 1998, und die Regeln verschärfen sich langsamer als für Pkw. Ein Diesel der aktuell gültigen Pkw-Schadstoffnorm Euro 6d darf 80 mg/km giftige Stickoxide emittieren, ebenso 4,5 mg/km Partikel.

Für die oft erheblich leichteren und schwächeren Zweiräder gilt die gleiche Partikelmenge, aber mit 90 mg/km sogar ein höherer Stickoxidwert. Allerdings erst seit Anfang 2021, seitdem müssen neu zugelassene motorisierte Zweiräder die Abgasnorm Euro 5 erfüllen. Davor zugelassene Motorräder dürfen gemäß der Euro-4-Norm 300 mg/km Stickoxide und 80 mg/km Partikel ausstoßen, für Kleinkrafträder gibt es überhaupt erst seit 2018 Partikel-Grenzwerte. Kurz gesagt: Vor allem ältere Motorroller und Motorräder mit Verbrennungsmotor sind meist echte Dreckschleudern.

London

Im Kampf gegen die Luftverschmutzung führte London 2019 die sogenannte Ultra Low Emission Zone (ULEZ) ein. Sie umfasste das Kerngebiet der Stadt. Seither dürfen nur noch Roller und Motorräder einfahren, die mindestens die Abgasnorm Euro 3 erfüllen. Gänzlich ausgesperrt werden Fahrzeuge, die den Mindeststandard verfehlen, aber nicht. Besitzer*innen von Motorrädern und Rollern mit älterer Abgasnorm zahlen dann allerdings eine Gebühr in Höhe von 12,50 Pfund (rund 15 Euro) pro Tag. Wer sich dieser Regelung widersetzt und kontrolliert wird, zahlt 160 Pfund (rund 190 Euro) Strafe. Im Jahr 2021 erweiterte die Stadt London die ULEZ nochmals. Mittlerweile umfasst die Zone sämtliche Stadtteile, die meisten Vororte Londons und nahezu alle Verkehrszubringer der britischen Hauptstadt.

Paris

In Paris haben verbrennungsmotorisierte Zweiräder im Jahr 2019 bereits ihren „Stundenplan“ zum Einfahren ins Pariser Stadtgebiet erhalten. Demnach dürfen von Montag bis Freitag jeweils von acht bis 20 Uhr nur Motorräder in die Stadt einfahren, die die Abgasnorm Euro 2 erfüllen. Ursprünglich plante die Stadtverwaltung, diese Regelung im Juli 2022 zu verschärfen. Dann wäre die Vorrausetzung die Abgasnorm Euro 3 gewesen. Doch diese Verschärfung verschiebt sich nun um ein halbes Jahr. Zunächst wolle man einige Ideen ausarbeiten, den Umstieg auf umweltfreundlichere Fahrzeuge zu erleichtern. Darunter befindet sich beispielsweise die Überlegung über ein zinsloses Darlehen für die Haushalte, die mit der Verschärfung auf ein moderneres Motorrad wechseln müssten.

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: weitere Verschärfungen, um die Luftqualität in Paris zu verbessern, stehen bereits in den Startlöchern. Im Jahr 2024 steigt der Mindeststandard auf die Abgasnorm Euro 4. Ab 2030 will Paris Verbrenner-Fahrzeuge gänzlich ausschließen. Dann dürfen lediglich Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge in der französischen Hauptstadt fahren. Generell ist für das Einfahren in französische Umweltzonen übrigens seit 2016 die Crit’Air-Plakette vorgeschrieben. Sie ist vergleichbar mit der deutschen Umweltplakette.

Barcelona

In Spaniens Großstadt Barcelona dürfen seit Januar 2022 ältere Fahrzeugte nicht mehr ganztägig die Stadt befahren. Motorräder und Mopeds mit Baujahr vor 2002 müssen werktags von 7 bis 20 Uhr draußen bleiben. Die Einhaltung dieser Regel wollen die Behörden über Kameras und die Ausgabe von Plaketten kontrollieren. Wer ohne Plakette zur falschen Zeit am falschen Ort fährt, muss sich auf eine Strafe zwischen 100 und 499 Euro einstellen.

Amsterdam

Die Niederländer riefen im Jahr 2019 den „Clean Air Action Plan“ (zu Deutsch: Aktionsplan für saubere Luft) ins Leben. Wie in den meisten anderen europäischen Städten soll die Luftqualität in Amsterdam über ein Stufenmodell verbessert werden. Eine Umweltzone nur für Motorräder gibt es in Amsterdam bereits jetzt. Sie dürfen nur Motorräder befahren, deren Erstzulassung nach 2011 liegt. 2030 soll dann auch in der niederländischen Hauptstadt gänzlich Schluss sein mit Benzinern und Diesel. Den Motorrädern und Rollern mit Verbrennungsmotoren geht es dabei allerdings schon früher an den Kragen. Denn ab 2025 dürfen in Amsterdam nur noch elektrische Roller und Motorräder fahren.

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