Dieselpreis in Deutschland auf Rekordhoch
Die Preise für fossile Kraftstoffe steigen: Diesel ist so teuer wie nie zuvor, Benzin steht kurz vor der Höchstmarke. Schuld sind vor allem der Ölpreis, die Nachfrage nach Heizöl und der CO2-Preis.
Diesel ist in Deutschland so teuer wie noch nie. Der ADAC teilt mit, dass der Kraftstoff am Sonntag (17.10.2021) im bundesweiten Tagesdurchschnitt bei 1,555 Euro pro Liter lag. Damit übertrifft er den bisherigen Rekord vom 26. August 2012. Benzin nähert sich ebenfalls dem Höchststand: Super der Sorte E10 kostet durchschnittlich 1,667 Euro pro Liter. Damit fehlen nur noch 4,2 Cent zum Rekord vom 13. September 2012.
Die Spritpreise steigen seit Monaten. Treiber ist vor allem der Ölpreis. Er zieht mit dem Wiedererstarken der Konjunktur nach dem Corona-Schock an. Innerhalb eines Jahres hat er sich etwa verdoppelt. Investoren machen sich vor den Wintermonaten Sorgen um ein zu geringes Angebot. Die für Europa wichtige Nordseesorte Brent kostet am Montag etwa 86 Dollar je Barrel (159 Liter). Damit ist sie zeitweise so teuer wie seit drei Jahren nicht mehr.
Beim Diesel wird der Anstieg zudem durch die herbsttypische hohe Nachfrage nach Heizöl verstärkt. Seit Jahresbeginn sorgt der Kohlendioxid-Preis von 25 Euro pro Tonne für einen zusätzlichen Aufschlag von rund 6 bis 8 Cent je Liter inklusive Mehrwertsteuer.
Besonders drastisch ist die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr. Damals hatten Öl- und Spritpreise während der Corona-Krise Tiefstände erreicht, bevor Anfang November 2020 die Trendwende kam.
Dieselpreis: Debatten über Entlastungen und CO2-Preis
Der Preisspirale sorgt für politische Debatten. Ein großer Teil des Kraftstoffpreises an der Zapfsäule sind Mineralölsteuer, Mehrwertsteuer und CO2-Preis: Bei Diesel macht das auf dem aktuellen Preisniveau rund 78 Cent pro Liter aus, bei Superbenzin zwischen 97 und 98 Cent.
Die Bundesregierung sieht allerdings kaum Möglichkeiten, die Höhe der Kraftstoffpreise zu beeinflussen. Sie hingen von Großhandelspreisen ab, sagt eine Ministeriumssprecherin am Montag. „Ein Eingriff staatlicherseits ist nicht nur nicht üblich, sondern ist auch rein rechtlich nicht möglich.“ Dennoch würde Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die Belastung für Haushalte mit geringen Einkommen gern reduzieren. So habe er vorgeschlagen, die Preissteigerung über ein höheres Wohngeld abzufedern. Außerdem sinke zum kommenden Jahr die EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom.
Altmaier hatte bereits Ende vergangener Woche angedeutet, ein Entlastungspaket könne im Parlament rasch beschlossen werden, wenn man das wolle. Der neue Bundestag kommt am 26. Oktober zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Der Minister kündigt Gespräche mit den Fraktionen an, die derzeit über die Bildung einer neuen Regierung sprechen. Er selbst ist voraussichtlich nicht mehr lange im Amt. SPD, Grüne und FDP haben angekündigt, ihre Regierungsbildung noch vor Weihnachten abzuschließen.
ADAC warnt vor Überforderung der Bevölkerung
Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat Finanzminister Olaf Scholz (SPD) bereits aufgefordert, die Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen kurzfristig finanziell zu entlasten. „Dies dient unserem gemeinsamen Ansatz, dass Mobilität in unserem Land bezahlbar bleiben muss“, schrieb er in einem Brief an den Vizekanzler. Sollte der normale Benzinpreis in diesem Jahr noch die 2-Euro-Marke überschreiten, wäre das für viele Menschen nicht mehr tragbar. Experten halten es aber für unwahrscheinlich, dass diese Grenze kurzfristig überschritten wird.
Der ADAC warnt im Zusammenhang mit den steigenden Spritpreisen davor, die Bevölkerung zu überfordern. „Ich hoffe – und gehe angesichts der aktuellen Spritpreissteigerung davon aus, dass ein noch schneller ansteigender CO2-Preis vom Tisch ist“, sagte ADAC- Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand in Richtung der Koalitionsgespräche von SPD, Grünen und FDP. „Die Verhandlungsparteien müssen auch an jene Menschen denken, die bisher keine Alternative zum fossil angetriebenen Pkw haben.“ Besonders Menschen auf dem Land, die lange Wege zur Arbeit zurücklegten, müssten mit der Entfernungspauschale entlastet werden.
Umfrage: Deutsche wünschen sich Entlastung
Tatsächlich wünschen sich mittlerweile fast drei Viertel der Deutschen staatliche Entlastungen wegen der hohen Spritpreise. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der “Augsburger Allgemeinen“ halten demnach 73 Prozent eine Entlastung für notwendig. 20 Prozent sind der Meinung eine Entlastung sie unnötig. Insgesamt wurden 5003 Personen befragt.
Die Anhänger von Union, SPD, FDP, AfD und der Linken sprachen sich mit je deutlichen Mehrheiten für Entlastungen aus. Die Anhänger der Grünen sind mit 46 zu 42 Prozent in dieser Frage am unentschiedensten.
Die Preise für Benzin und Diesel sind in den vergangenen Wochen auch in Frankreich in die Höhe geschossen. Im Nachbarland will man nun Teile der Bevölkerung finanziell unterstützen. Wer weniger als 2.000 Euro netto im Monat verdient, erhalte eine Einmalzahlung von 100 Euro, kündigte Premierminister Jean Castex am Donnerstagabend im Sender TF1 an. Etwa 38 Millionen Menschen hätten somit Anrecht auf den Zuschuss, darunter auch Menschen ohne Arbeit oder in Rente. Das Geld solle automatisch überwiesen werden, etwa vom Arbeitgeber oder vom Arbeitsamt, sagte Castex. Die ersten Zahlungen sollen die Menschen Ende Dezember erhalten.
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