Berlins elektrische Feuerwehr fährt weiter
Die Berliner Feuerwehr probiert Elektromobilität aus. Seit dem 28. September 2020 gehört ein sogenanntes eLHF zum Fuhrpark der Retter. Die Abkürzung steht für elektrobetriebenes Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug – also ein Feuerwehrauto mit Elektro-Antrieb. Weltweit testen drei Feuerwehren die Tauglichkeit der Technik. In Berlin, Amsterdam und Dubai ist jeweils ein Exemplar des eLHF im Einsatz.
Das Berliner Fahrzeug fährt seit Februar 2021 im Rettungsalltag. Nach etwas mehr als einem Jahr und beinahe 1.400 Einsätzen zieht die Berliner Feuerwehr ein Fazit: Auf Anfrage der „Berliner Morgenpost“ teilt die Feuerwehr mit, dass das Fahrzeug nun fester Bestandteil des Fuhrparks ist. Die Eindrücke fallen überwiegend positiv aus. Mit dem Hersteller war vereinbart, das Fahrzeug nur zu übernehmen, wenn es die Anforderungen erfüllt.
eLHF: Elektrisches Löschfahrzeug von Rosenbauer
Das eLHF stammt vom Spezialfahrzeughersteller Rosenbauer. Es misst 7,60 Meter in der Länge, 2,35 Meter in der Breite und 3,07 Meter in der Höhe. Die Kabine bietet Platz für bis zu sechs Personen inklusive Fahrer. Eine Allradlenkung reduziert den Wendekreis des 18-Tonners. Zwei Elektromotoren von Volvo Penta mit einer Gesamtleistung von 360 kW treiben das eLFH an. Es kann Anhänger mit einem Gewicht von zwei Tonnen ziehen und fährt maximal 110 km/h schnell. Der Akku lädt an mehr als 100 kW in etwa einer halben Stunde.
Die Berliner Feuerwehr kann und darf sich nicht ausschließlich auf Strom als Antriebskraft verlassen. Im eLHF steckt deshalb neben dem Elektroantrieb ein Dieselmotor von BMW. Er lädt den Akku auf, es handelt sich also um einen Range Extender. Auf Nachfrage von mobility.talk sagte ein Mitarbeiter der Berliner Feuerwehr, dass das Auto bisher allerdings rein elektrisch zum Einsatzort und zurück gekommen sei. Es eigne sich problemlos für den innerstädtischen Betrieb. Lediglich während der verschiedenen Einsätze sei der Diesel gelegentlich angesprungen, um den Strom-Akku zu laden.
Die technischen Anforderungen an das Auto hatte die Berliner Feuerwehr in der Entwicklungsphase mit Rosenbauer erörtert. Das eLHF verfügt über einen Löschwassertank mit 1.200 Litern, außerdem über einen 200-Liter-Schaumspeicher. Die Löschpumpe fördert bis zu 2.000 Liter Wasser in zehn Minuten. An Bord sind außerdem eine vierteile Steckleiter, eine dreiteilige Schiebeleiter, vier Pressluftatemgeräte im Innenraum und eine Rückfahrkamera. Die zugehörigen Feuerwachen verfügen über eine passende Ladesäule mit Akku-Pufferspeicher.
Rosenbauer eLHF: Vom Testauto zum Schaustück zum Einsatzfahrzeug
Insgesamt drei Berliner Feuerwachen haben das eLHF getestet und für gut befunden. Nach Abschluss der Testphase folgt nun die Demonstration: Im Juni 2022 wird das Fahrzeug der Berliner Feuerwehr auf der Rettungsmesse Interschutz ausgestellt. Rosenbauer sieht großes Potenzial im Konzept und will bis 2030 weltweit 3.200 Fahrzeuge verkaufen. Vorlage für diese Autos ist das Berliner Einsatzfahrzeug.
Damit das eLHF auf der Messe glänzt, ging es kürzlich zurück zum Hersteller. Im Stammwerk in Leonding untersuchte der Kabelbäume, Steuergeräte, Batterien und weitere relevante Teile. Anfang Juni kehrt das Auto im Neuzustand nach Berlin zurück. Nach seiner Zeit als Ausstellungsstück tritt es offiziell in den Feuerwehrdienst.
Die Kosten für das Projekt eLHF Betragen etwa 1,8 Millionen Euro. 90 Prozent davon stammen aus EU-Fördergeldern für regionale Entwicklung, die über das Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung bei der Feuerwehr ankommen. Den Rest trägt die Berliner Feuerwehr aus dem eigenen Etat. Das erste Konzept für die elektrische Feuerwehr stammt aus dem Jahr 2016. Damals zeigte Rosenbauer erstmals die Studie Concept Fire Truck. Sie bildet die technische Basis für das eLHF.
Weiterführende Artikel
Induktives Laden von Elektro-Taxis: Wie Handy oder Zahnbürste
- E-Mobilität, Technik & Co., unbestimmt
Die letzte Güter-Dampflok stellt ihren Betrieb ein
- Bus, Bahn, Ridepooling & Co.
Das passiert, wenn die Polizei ein autonomes Auto anhält
- E-Mobilität, Technik & Co.