Elektro-Taxis: Vorfahrt in Hamburg, Pflicht in Leipzig

Mehr Elektrotaxis verlangt die Politik – und macht Druck. Am Flughafen Hamburg kommen Elektro-Taxis kommen künftig zuerst an Fahrgäste, und Leipzig schreibt nun eine E-Taxi-Quote vor.

Zu sehen ist ein Parkplatz speziell für E-Autos am Hamburger Flughafen
Am Hamburger Flughafen genießen Elektro-Taxen das Recht zum „Vordrängeln“ [Bildquelle: Picture-Alliance]

CO2-bilanziell genau der richtige Humor: Wer mit dem Flugzeug in die schöne deutsche Stadt Hamburg reist, kann dort vom Flughafen nun leichter mit dem Elektro-Taxi in die Innenstadt fahren. „Elektro-Taxis haben am Hamburger Flughafen Vorfahrt“, meldet der Flughafenbetreiber. Die zwei jeweils ersten Plätze an den Einstiegszonen sind am Flughafen Hamburg nun für rein elektrisch betriebene Taxis reserviert. Der Airport selbst setze ebenfalls auf Elektromobilität. „So werden bei uns inzwischen sogar Flugzeuge mit reiner Elektrokraft geschoben und Fluggasttreppen mit Solarenergie betrieben.“
In Hamburg gibt es derzeit nach Angaben der Verkehrsverwaltung rund 50 E-Taxis. Die Gesamtzahl der Taxis in der Hansestadt lag am März bei 2864. Anderswo sind Elektro-Taxis noch deutlich seltener, wie der Berliner Leszek Nadolski, Leiter der Taxi-Innung, im Interview mit mobility.talk ausführt. Berlin und Hamburg gehören zu den Städten, die Taxifahrer mit speziellen Förderprogrammen unterstützen, die auf ein Elektroauto wechseln wollen. So zahlt Hamburg im Rahmen des Programms „Zukunftstaxi“ bis zu 10.000 Euro Zuschuss für ein Elektrotaxi – kombinierbar mit der Förderung des Bundes im Rahmen der Umweltprämie.

2. Förderstufe: Anträge sind möglich

Das Projekt scheint gut angenommen zu werden: Hamburg meldet, dass die Kontingente der Fördermittel für die 1. Förderstufe komplett ausgeschöpft sind. Die sollte 130 Fahrzeuge umfassen. Seit dem 1. Oktober 2021 können Taxiunternehmen einen Antrag für die 2. Förderstufe stellen.

Dabei legt Hamburg ein besonderes Augenmerk auf sogenannte „Inklusionstaxen“. Das sind Elektro-Taxis, die für Rollstuhlfahrende benutzbar sind. Für 20 Fahrzeuge dieser Art stehen zusätzlich bis zu 20.000 Euro pro Stück bereit. Hier akzeptiert die Förderrichtlinie auch Hybridmodelle, die höchstens 25 g CO₂/km ausstoßen und eine rein elektrische Mindestreichweite von mindestens 100 km aufweisen. Letzterer Punkt schränkt die Auswahl an Modellen aber ebenfalls deutlich ein.

Diese Elektro-Taxis gibt es in Hamburg (alle Preise netto, incl. Umbau zum Taxi)

ModellPreis

Mercedes eVito Tourer (Van)

ab 53.990 Euro

Mercedes EQV (Van) ab 59.990 Euro

Kia e-Niro (SUV)

ab 35.957 Euro

LEVC (London Taxi) TX

ab 55.797 Euro

Nissan Leaf (Kompakt)

ab 29.567,23

Volkswagen ID.4 (SUV) ab 38.546 Euro

Nissan Evalia (Van)

ab 32.511 Euro

Tesla Model 3 (Limousine)

ab 31.575 Euro

Opel Zafira-e Tourer (Van)

ab 39.990 Euro

Die Übersicht zeigt beispielhaft: Es gibt bereits eine große Auswahl an elektrischen Taximodellen. Die Auswahl wächst weiter. Über die kurzfristige Verfügbarkeit sagt die Auswahl leider nichts aus. Dass die Taxibranche neuen Ideen nicht abgeneigt ist, hat sie bereits im vergangenen Jahrzehnt bewiesen, in dem viele Betriebe vom Diesel-Mercedes auf den effizienteren und im Alltag sowie in der Wartung günstigeren Toyota Prius umgestiegen sind.

Viel Zeit für eine erneute Lernkurve hat die Branche vermutlich nicht: Österreich hat bereits entschieden, dass ab 2025 nur noch emissionsfreie Taxis neu zugelassen werden. Das gilt auch für die Hauptstadt Wien. Hamburg will, wenn auch bisher nicht verpflichtend, bereits bis 2025 die gesamte Flotte umgestellt haben.

Leipzig verpflichtet Taxiunternehmen zu mehr Elektro-Fahrzeugen

Auch in Leipzig müssen ab 2025 alle neu angeschafften Taxis elektrisch fahren. Denn dort tritt eine neue kommunale Regelung für den sogenannten „Gelegenheitsverkehr“ in Kraft. Sie schreibt vor, dass jedes zweite neu angeschaffte Fahrzeug elektrisch fahren können muss. Betroffen sind Fahrzeuge zur Personenbeförderung, die kein Linienverkehr sind. Also etwa Taxis und Mietwagen. Grundlage ist das im April 2021 vom Bundestag beschlossene Personenbeförderungsgesetz. Leipzig setzt dieses Gesetz nun in eine kommunale Regelung um.

So muss laut dieser Regelung: „ab sofort jedes zweite neu angeschaffte Fahrzeug im Gelegenheitsverkehr den Maßgaben des Elektromobilitätsgesetzes […] entsprechen“. Die Kriterien des Elektromobilitätsgesetzes erfüllen demnach Plug-in-Hybride, rein batterieelektrische Fahrzeuge und Wasserstoff-Autos. Strenger wird es ab 2025, dann muss jedes neu angeschaffte Fahrzeug diese Kriterien erfüllen. Leipzig will mit dem Vorstoß die Verkehrswende beschleunigen. Die Leipziger Taxiunternehmen versetzte die Mitteilung in „helle Aufregung“, wie das Branchenmagazin „Taxi Times“ schreibt. Leipzigs Umwelt- und Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal verteidigt den Vorstoß: „Der Umweltaspekt steht für mich an erster Stelle, daher es mir sehr wichtig, dass sich die Maßgaben zur Erfüllung der Vorgaben im Gelegenheitsverkehr nicht bis ins Jahr 2030 ziehen“.

Öffentliche Ladesäulen sind für Taxis künftig tabu

Auch bei der Nutzung der Ladeinfrastruktur bringt die Stadt Leipzig mit der Regelung strenge Vorgaben auf den Weg. Die Nutzung der öffentlichen Ladeinfrastruktur ist nämlich laut Richtlinie „grundsätzlich nicht gestattet“. Taxis dürfen nur in Ausnahmefällen dort laden, wenn sie es nicht mehr zu ihrem eigenen Ladepunkt schaffen. Die Stadt begründet dies damit, dass die Ladepunkte im öffentlichen Raum dem Individualverkehr vorbehalten seien.

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