Der Opel Rocks-e ist ein vierrädriger Elektro-Roller

Don’t call it Auto: Der Opel Rocks-e will die wetterfeste Alternative zu E-Bikes und Elektrorollern sein. Ob das klappt, klärt die erste Fahrt im Elektro-Winzling.

Constantin Bergander
Constantin Bergander
Opel Rocks-e
Der Große testet Opels Kleinsten: mobility.talk Redakteur Constantin am Opel Rocks-e [Quelle: Opel]

Irgendwie sieht es schon nach Auto aus, das kleine Nicht-Auto von Opel: Vier Räder, ein Dach, Seitenscheiben, zwei Türen – auf den ersten Blick ist alles da. Und ein Smart ist ja auch nicht viel größer. Aber der Opel Rocks-e ist kein Pkw, sondern ein sogenanntes Leicht-Kraftfahrzeug der Klasse L6e. Bedeutet: Der Elektro-Winzling konkurriert nicht mit Kleinstwagen, sondern mit Rollern und E-Bikes. Höchstens noch mit einem Renault Twizy 45 Life. Oder den Moped-Autos von Aixam oder Ligier, die in Deutschland aber nur selten fahren.

Das Besondere an dieser Fahrzeugklasse: 15-Jährige mit einem AM-Führerschein dürfen den Rocks-e (und den technisch identischen Citroën Ami in Frankreich) fahren. Opel platziert ihn als wetter- und womöglich winterfeste Alternative für alle, die mit einem Moped liebäugeln, aber eigentlich gern ein Dach über dem Kopf hätten. Oder sich nicht mit einem Helm die Frisur kaputt machen möchten.

Opel Rocks-e: Irgendwo zwischen Auto und Roller

Opel Rocks-e , fahrend
Als Leichtkraftfahrzeug fährt der Rocks-e maximal 45 km/h schnell. Für die Stadt ist das in den meisten Situationen genug [Quelle: Opel]

Wie gut der Rocks-e funktioniert, hängt maßgeblich von der Erwartungshaltung ab. Wer ihn als Auto sieht, findet ihn schnell doof. Dafür ist er zu spartanisch, zu ungemütlich, zu langsam. Ihm fehlen Verkleidungen, Airbags, Radio, Sitzheizung, Klimaanlage, Zentralverriegelung,
Verstellmöglichkeiten, Sonnenblenden, Isofix, Servolenkung, Assistenz und noch mehr, an was wir uns längst gewöhnt haben. Seine Zulassung begrenzt die Höchstgeschwindigkeit auf 45 km/h.

Im Vergleich zum Roller bietet er hingegen: Einen abschließbaren Innenraum mit Platz für Gepäck, genug Kopffreiheit für Personen bis ungefähr 1,90 Meter Körpergröße, Heizung, Ablagen, Handy-Halterung und Lademöglichkeit, Dreipunktgurte und gefühlt bessere Überlebenschancen bei Unfällen. Gegen Aufpreis legt Opel außerdem eine Bluetooth-Musikbox und eine rudimentäre Freisprecheinrichtung in den Innenraum.

Das macht ihn sicherer, gemütlicher und gesellschaftsfördernder als jedes Zweirad, das während der Pubertät zur Debatte steht. Außerdem ist der Opel Rocks-e interessant als Stadtflitzer für kleinere Besorgungen. Einkäufe passen samt Wasserkiste in den Beifahrerfußraum. Opel nennt den Bereich Kofferraum und lässt eine Aussparung für ein Handgepäckstück. Mit einer Länge von rund 2,40 Metern flutscht das kleine Gefährt außerdem quer in Parklücken. Opel weist darauf hin, dass man so streng genommen nicht parken darf. Die meisten Gemeinden würden es aber dulden. Diese Diskussion kennen wir seit dem ersten Smart.

Kluge Innenraum-Lösungen im Opel Rocks-e (2022)

Egal ob Auto oder Roller als Vergleichsgröße dienen, die ersten Momente im Rocks-e fühlen sich ungewohnt an. Das fängt schon beim Einstieg an: Opel schlägt die Fahrertür hinten an. Früher hieß dieses Layout in der Tuningszene Selbstmördertür und galt als verdammt cool. Opel hat andere Motive: Um Produktionskosten zu sparen, sind beide Türen identische Bauteile. Das gleiche gilt übrigens für Front- und Heckmodul. Die Beifahrertür öffnet folglich ganz normal. Zugegeben: Cool sieht es aus.

Mit einer Sitzposition kurz vor der Rückwand wirkt sogar Opels Winzling lang. Der Fahrersitz lässt sich nur (oder immerhin?) in der Länge verstellen. Viel mehr können Kleinstwagen auch nicht. Und auf kurzen Strecken muss nicht alles perfekt sitzen. Große Fensterflächen schaffen einen guten Überblick, und ein serienmäßiges Panoramadach lässt Sonne in den Innenraum. Wird es zu hell, lässt sich ein Sonnenschutz einklipsen.

Insgesamt funktioniert der Rocks-e in erster Linie manuell. Die Fenster fahren nicht auf oder zu, man klappt sie nach oben oder unten. Durch die Lücke passt zwar keine große Cola im Drive-in, aber immerhin der Ellenbogen. Servolenkung und Bremskraftverstärker braucht es nicht bei rund 470 Kilogramm Fahrzeuggewicht. Zumal der Elektromotor den Rocks-e verzögert und dabei Strom erzeugt, wenn der oder die Fahrende vom Gas geht.

Zu sehen ist der Innenraum des Opel Rock-E
Erstaunlich viel Platz: Im Rocks-e sitzt es sich nicht bequem, aber großzügig [Quelle: Opel]

Der Rocks-e funktioniert gut in der Stadt

Ganz so wuselig wie ein Roller flitzt der Rocks-e nicht durch die Stadt. Dafür ist er mit etwa 1,40 Metern zu breit und mit 6 kW Dauerleistung nicht stark genug. Aber er fährt kräftig an und bewegt sich schön agil ums Eck, trotz schmaler Reifen und eines hohen Aufbaus. Damit lässt sich an mancher Stelle ein Vorsprung herausfahren, um im Tempobegrenzer nicht so schnell zum Hindernis zu werden.

Während unsrer Testfahrt im Stadtgebiet von Frankfurt am Main haben wir selten das Gefühl, andere Verkehrsteilnehmer zu stören. Einerseits, weil in Innenstädten das gefahrene Tempo selten höher liegt als die Höchstgeschwindigkeit des Rocks-e. Andererseits scheint die witzige Optik des kleinen Opel manches wieder gutzumachen: Der nervt nicht, der ist niedlich. Ob das auch auf Landstraßen klappt, haben wir nicht ausprobiert.

Theoretisch packt der Rocks-e das Umland: Sein Akku speichert 5,5 kWh Energie. Genug, um den Winzling laut Norm 75 Kilometer weit zu bewegen. Im Alltag werden daraus ungefähr 60 Kilometer, also ausreichend Reichweite zum Pendeln. Eine Schnellladefunktion erübrigt sich bei der winzigen Akkukapazität. Zur Einordnung: Die Akkus moderner Plug-in-Hybride (mit weniger Reichweite) sind doppelt so groß. Der Rocks-e lädt an Schuko-Steckdosen in drei Stunden auf. Mit einem optionalen Adapter (333 Euro) lädt er außerdem unterwegs an Ladesäulen – allerdings nicht schneller.

Opel Rocks-e (2022): Preise, Fazit

Der Opel Rocks-e ist eine spartanische, aber witzige Alternative zum E-Roller oder E-Bike. Sein Wohlfühlgebiet ist die Stadt, und dort bevorzugt glatte Straßen. Querfugen bringen sein einfaches Fahrwerk aus der Ruhe, und Straßenschäden rumpeln ordentlich im Innenraum. Wie gesagt: Auto-Luxus gibt es nicht im Rocks-e.

Außerdem bringt er ein paar konstruktive Schwächen mit: Die dünne Polsterung der Stühle nervt schon nach wenigen Kilometern. Und der Blinkerhebel stellt sich beim Abbiegen nicht automatisch zurück – diese Sparmaßnahme ist einfach unnötig. Wenn Opel nacharbeitet, dürfen die Außenspiegel zudem gern etwas mehr Umgebung zeigen. Und mehr Flexibilität beim Ladekabel wäre schön. Vielleicht klappt es ja zur Modellpflege. Bis dahin dauert es aber noch: Die Auslieferungen starten im November 2021.

In der Basis kostet der Rocks-e 7.990 Euro. Die beiden angebotenen Ausstattungslinien Klub und Tekno sind je 800 Euro teurer. In der Extra-Liste stehen aktuell nur Freisprecheinrichtung (108 Euro) und Ladeadapter. Der erlaubt es, das fest montierte Kabel mit Schuko-Stecker mit einer öffentlichen Ladesäule oder einer Wallbox zu verbinden. Damit ist der Rocks-e zwar teurer als E-Roller oder E-Bike: Eine elektrische Vespa kostet mit vergleichbarer Reichweite und Höchstgeschwindigkeit 6.500 Euro. Aber er ist günstiger als der Renault Twizy (ab 11.500 Euro) oder ein Aixam e-City Pack (ab 12.990 Euro). Die Elektro-Prämie des Bundes fördert Fahrzeuge dieser Klasse bisher nicht. Ob sich das ändert, ist bisher unklar.

Wirklich interessant soll der Rocks-E aber im Leasing werden. Opel deutet an, dass er pro Monat weniger kostet als ein Ticket für den ÖPNV. Hinzu kommen Spritkosten von etwas mehr als drei Euro pro 100 Kilometer. Nicht schlecht, auch für ein Nicht-Auto.

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