CO2-neutrales Schiff Elbblue: Mit SNG zu weniger Emissionen
Die Elbblue ist das erste Schiff, das mit synthetischen Gas betrieben wird. Eine Testfahrt hat nun ergeben: SNG stellt eine echte Alternative zu LNG und Schweröl dar.
Schiffe spielen auf dem Weg zur emissionsfreien Mobilität eine Schlüsselrolle. Sie sind extrem wichtig für den Welthandel: Etwa 90 Prozent des Transports erfolgt auf dem Seeweg. Gleichzeitig stößt die Schifffahrt sehr viel CO2 aus. Etwa drei Prozent der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen gehen auf Schiffe zurück. Außerdem verursachen Schiffe mit dem Verbrennen von Schweröl etwa 15 Prozent der globalen Stickoxidemissionen und 13 Prozent der Schwefeldioxidemissionen.
In Brunsbüttel stach Ende September 2021 das erste Schiff in See, das zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien angetrieben wird. Der Frachter ElbBlue verbrennt synthetisches Erdgas (SNG). Das Schiff ist mit einem Mehrstoffmotor ausgerüstet, der neben Schweröl (HFO) auch Flüssiggas (LNG) verträgt. Die Testfahrt hat nun aufgezeigt, dass der LNG-Motor ohne jegliche Modifikationen auch mit dem synthetischen Gas betrieben werden kann.
Messungen an Bord der Elbblue ergaben, dass schon bei 50-prozentiger SNG-Befüllung die Emissionen im Vergleich zum Betrieb mit herkömmlichem Flüssiggas um 27 Prozent sinken. Würde der Anteil LNG auf null reduziert und ausschließlich mit SNG gefahren, sei eine Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen um mindestens 80 Prozent zu erwarten, teilt der Schiffsmotorenhersteller MAN mit.
Die 152 Meter lange Elbblue hat Platz für 1036 Standardcontainer und fährt unter der Flagge Zyperns. Ihr klimaneutraler Treibstoff stammt aus dem Werk der Kiwi AG in Werlte bei Cloppenburg. In einer Power-to-Gas-Anlage produziert das Unternehmen grünen Wasserstoff mit Hilfe von Windkraft. Der Wasserstoff wird anschließend mit CO2 versetzt. Daraus wird dann synthetisches Methan produziert. Erdgas besteht hauptsächlich aus Methan.
ElbBlue erster Schritt zum Zero-Emission-Ship
Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind die LNG-Preise deutlich gestiegen. Inzwischen liegen sie auf ähnlichem Niveau wie die von SNG. „Die derzeitige weltpolitische Lage unterstreicht, welche Rolle synthetische Kraftstoffe künftig für eine diversifizierte Energieversorgung spielen können: Sie weisen den Weg hin zu weniger Abhängigkeit von Rohstoffvorkommen, -lieferanten und Preisschwankungen“, sagte Uwe Lauber, Chef von MAN Energy Solutions.
Gerade auf langen Strecken haben die Reedereien nur die Wahl zwischen Schiffsdiesel oder Flüssiggas. Brennstoffzellen-Schiffe sind nicht weit genug entwickelt und batteriebetriebene Schiffe scheitern an ungenügender Reichweite. Lauber plädiert daher für einen zügigen Ausbau der Produktionskapazitäten für synthetisches Gas. So könne SNG eine „wirtschaftliche Alternative zu fossilen Energieträgern in der Schifffahrt sein“, so Lauber.
Die Pionierfahrt der ElbBlue mit CO2-neutral produziertem LNG soll lediglich der Anfang sein. Parallel arbeiten Reedereien weiter an Schiffsantrieben mit Wasserstoff-Technologie. Das Unternehmen Teco nimmt in diesem Jahr eine Brennstoffzellen-Fabrik in Norwegen in Betrieb. Die dort hergestellten Zellen sollen in der industriellen Schifffahrt zum Einsatz kommen. Die ebenfalls in Norwegen ansässige Rederei Norled baut derzeit die „MF Hydra“ zum weltweit ersten aus einer Brennstoffzelle angetriebenen Wasserstoff-Schiff um. 2022 soll die Jungfernfahrt starten. Bis 2030 will das Unternehmen seine ganze Flotte auf den Wasserstoffantrieb umrüsten.
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