Hessen startet größte Wasserstoff-Zugflotte der Welt

Wasserstoffzüge können auf nicht-elektrifizierten Strecken Dieselloks ersetzen. In Hessen entsteht nun die größte H2-Zug-Flotte der Welt.

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Ein mit Wasserstoff betriebener Zug fährt über eine Zugstrecke
In Hessen soll Ende 2022 die größte Wasserstoffzug-Flotte der Welt ihren Betrieb aufnehmen [Quelle: Picture-Alliance | Michael Reichel]

Nur rund 60 Prozent des deutschen Schienennetzes sind elektrifiziert. Auf vielen kleineren Nebenstrecken ist die aufwändige Elektrifizierung per Oberleitungen unwirtschaftlich, deshalb fahren auf diesen Strecken Dieselloks. Die sollen in Hessen nun durch Wasserstoff-Züge ersetzt werden. Geplant ist die größte Wasserstoff-Zug-Flotte der Welt.

Zum Einsatz kommen ab Ende 2022 insgesamt 27 Wasserstoffzüge des Typs Coradia iLint der Firma Alstom. Das Modell ist der erste wasserstoffbetriebene Serien-Zug in Deutschland. 45 Meter misst der Coradia iLint in der Länge und transportiert maximal 300 Fahrgäste, 160 Sitzplätze stehen zur Verfügung. Bis 2040 will die Deutsche Bahn klimaneutral sein, deshalb müsste unter anderem der „fossile Energieträger Diesel im Zugbetrieb schrittweise abgelöst werden“, sagt Oliver Terhaag, Produktionsvorstand von DB Regio. Der Großauftrag umfasst ein Gesamtvolumen von rund 500 Millionen Euro.

Ihren Kraftstoff erhalten die Züge im Industriepark Höchst in Frankfurt am Main. Dort fallen täglich rund sieben Tonnen Wasserstoff als Abfallprodukt an. Dieser Wasserstoff entsteht allerdings nicht gänzlich emissionsfrei. Teil des Wasserstoffantriebs ist die Brennstoffzelle. Der getankte Wasserstoff reagiert in ihr mit Sauerstoff. Dabei entsteht elektrischer Strom. Abfallprodukte der sogenannten „kalten Verbrennung“ sind Wärme und Wasser. Der Motor im Coradia iLint beschleunigt den Zug auf maximal 140 Kilometer pro Stunde. Mit einer Tankladung fährt der Zug bis zu 1.000 Kilometer weit, das Auftanken dauert laut Hersteller rund 15 Minuten.

Zwischenlösung für fehlende Tank-Infrastruktur

Was das Tanken der Züge angeht, stehen die Betreiber vor denselben Problemen wie die Auto-Industrie: Die Infrastruktur fehlt. Deshalb sind die Züge auf eine mobile Wasserstoff-Tankstelle angewiesen. Diese besteht aus einem 12 Meter langen Container, aus dem gasförmiger Wasserstoff in die Tanks der Züge gepumpt wird. Beim Coradia iLint befinden sich diese auf dem Dach des Zugs. Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachen (LNVG) will noch 2021 eine stationäre H2-Tankstelle errichten.

Die Wasserstoffzüge werden auf den Taunus-Linien RB 11, RB 12, RB 15 und RB 16 fahren. Zwischen Cuxhaven, Bremerhaven und Bremervörde ist der Coradia iLint bereits unterwegs. Für die Schaffner gibt es bei den Wasserstoffzügen nur eine Änderung: Statt auf den Knopf „Starte Dieselmotor“, drücken sie auf „Starte Energiesystem“.

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