So klappt die Fahrradtour mit dem Hund

Wie weit? Wie schnell? Körbchen oder Anhänger? Wer auf einer Fahrradtour seinen Hund mitnehmen möchte, sollte sein Tier gut vorbereiten. Die besten Tipps zur Eingewöhnung und hilfreiche Gadgets für die Radtour mit dem Hund.

Fahrradtour mit dem Hund
Wer seinen Vierbeiner mit auf die Fahrradtour nehmen möchte, sollte einiges beachten [Bildquelle: Anthony Fomin via Unsplash]

Wenn Hundebesitzer eine Fahrradtour unternehmen wollen, stehen sie in der Regel vor einem Dilemma. Was hat Priorität: Eine besonders schöne (und womöglich auch längere) Strecke oder ein Weg, der dem Vierbeiner den Dauerlauf neben dem Rad möglichst angenehm macht?

Beide Sichtweisen müssen einander nicht ausschließen, sagt Sarah Ross, die Heimtierexpertin der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Allerdings sei das Laufen neben dem Rad nur etwas für ausgewachsene, gesunde Hunde. Im Zweifel könne man Eignung und Gesundheitszustand beim Tierarzt abklären lassen.

Als Faustregel empfiehlt Ross ein Mindestalter von anderthalb Jahren, denn Welpen mit noch nicht ausgereiftem Bewegungsapparat können gesundheitliche Schäden davontragen. Auch Hunde mit Übergewicht oder hohem Alter sollten besser nicht mitlaufen. Die Rasse spielt ebenfalls eine Rolle: Während Familienhunde wie Beagle oder Labrador sowie Hütehunde und Jagdhunde sehr ausdauernd sind, sollten Hunde kurzköpfiger Rassen wie Französische oder Englische Bulldoggen nicht lange neben dem Fahrrad herlaufen. Laut Ross eignen sie sich aufgrund ihres Körperbaus nicht zum Fahrradsport.

Den Hund langsam mit dem Rad vertraut machen

„Zu Beginn sollte man den Hund erst einmal mit dem Fahrrad vertraut machen, solange es noch steht“, empfiehlt Ross. Hat der Vierbeiner das Rad beschnuppert, belohnt man ihn mit Lob und Leckerlis. Um langsam mit der Eingewöhnung zu beginnen, schiebt man das Fahrrad erst einmal. Läuft der Hund willig mit, können Herrchen oder Frauchen aufsatteln. „Es empfiehlt sich, in einer verkehrsberuhigten Zone oder auf einem Parkplatz zu üben“, sagt Ross.

Auch Alexander Giebler vom Pressedienst Fahrrad (Pd-f) rät zu „vorsichtigen und kurzen Probefahrten in ruhiger Atmosphäre“ – zum Beispiel auf Wald- und Wiesenwegen. Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) ist das Führen eines Hundes vom Fahrrad aus aber auch auf der Straße erlaubt. Nur angeleint sollte er dann sein. Für mehr Sicherheit empfiehlt Giebler, den Hund möglichst auf Radwegen und rechts des Fahrrads zu führen. Darüber hinaus sollte die Leine nicht am Handgelenk oder an den Lenker gebunden werden, um Unfälle zu vermeiden, sollte der Hund plötzlich losrennen. „Außerdem sollte man die Leine an einem Brustgeschirr befestigen und nicht am Halsband“, ergänzt Heimtierexpertin Ross.

Fahrradhalterungen für Hunde

Im Fachhandel gibt es auch spezielle Fahrradhalterungen für Hunde. Sie werden in der Regel am hinteren Teil des Fahrrad, an der Sattelstange oder am Gepäckträger befestigt. So müssen Fahrende die Leine während der Fahrt nicht in der Hand halten, oder am Lenker befestigen. Zudem hält das System den Hund auf Abstand zum Fahrrad. Die Systeme bestehen aus dem Abstandshalter in Form einer Metallstange mit Federung und einer kurzen Leine. Die Spiralfeder dient dabei als Ruckdämpfer, der plötzliche Bewegungen des Hundes ausgleicht. Einige Hersteller verwenden statt einer Spiralfeder ein Gummiband. Auch hier gilt: Die Leine nicht am Halsband, sondern am Geschirr anbringen.

Als Fahrradhalterung eignet sich unter anderem das Trixie Biker-Set de Luxe. Das System aus Halterung, Feder und Leine eignet sich auch für große Hunde. Zudem besitzt es einen Sicherheitsverschluss an der Leine. Zieht der Hund sehr stark am Fahrrad, oder verhakt sich an einem Poller oder Verkehrsschild, löst der Sicherheitsmechanismus aus und die Leine trennt sich von der Halterung. Die Preise für das System starten bei etwa 39 Euro.

Die M-Wave Hundeleinenführungsstange verfügt ebenfalls über eine stabile Feder und wird an der Sattelstütze oder am Sattelrohr per Schnellspanner befestigt, was die schnelle Montage vereinfacht. Dazu gibt es eine 92 Zentimeter lange Leine mit Rückdämpfer, die getrennt von der Halterung als Fußleine dient. Die Preise beginnen bei rund 21 Euro.

Die Hundeleine von Dog & Roll rollt sich automatisch ein und verhindert so ein Verheddern in den Speichen. Die Leinenlänge beträgt 65 Zentimeter. Das System wird unter dem Sattel befestigt, verfügt jedoch über keinen Abstandshalter. Daher empfiehlt sich Dog & Roll eher für geübte Fahrer*innen und erfahrene Hunde. Die automatische Hundeleine gibt es ab 28 Euro.

Trixie Biker-Set de Luxe

M-Wave Führungsstange

Dog & Roll

Trixie
[Bildquelle: Trixie]
MWave
[Bildquelle: M-Wave]
Dog and Roll
[Bildquelle: Kleinmetall]

Auf die Signale des Hundes achten

Unterwegs sollten Radfahrende stets beobachten, ob der Hund körperlich überfordert ist. Das Tempo gibt am besten der Vierbeiner vor. Je nach Fitness und Hunderasse seien zwar zehn Kilometer am Stück möglich, sagt Alexander Giebler. Doch spätestens, wenn der Hund stark hechelt oder das Tempo verlangsamt, braucht er eine Pause.

Was, wenn der Hund nicht mitlaufen kann?

Wenn der Hund nicht über weitere Strecken mitlaufen kann, muss er deshalb nicht zu Hause bleiben. „Kleinere Hunde fahren in speziellen Fahrradkörben mit, größere Hunde können in kleinen Anhängern als Beifahrer mitgenommen werden“, sagt Sarah Ross. Auch hier gilt: Das Tier muss schrittweise an den Transport herangeführt, mit Zuwendung, Lob und Leckerlis eingewöhnt werden.

Wenn der Hund den Fahrradkorb wie sein eigenes Körbchen kennt, wird er während der Fahrt auch sitzen bleiben, sagt Hundetrainer und Fachbuchautor Anton Fichtlmeier. Am Markt gibt es auch mit einem Gitter verschließbare Körbchen. Ideal ist ein Korb am Lenker, denn dann behalten die Besitzer*innen das Tier während der Fahrt im Blick. Weil zu viel Gewicht am Lenker jedoch das Fahrverhalten negativ beeinflusst, sollte das Tier nicht mehr als etwa fünf Kilo wiegen.

Fahrradkörbchen für Hunde

Befindet sich das Körbchen auf dem Gepäckträger, haben die Fahrer*innen das Tier nicht im Blick. Dann sollte es unbedingt ein verschließbares Körbchen sein. Für die Anbringung am Gepäckträger eignet sich zum Beispiel der Trixie-Fahrradkorb, Modell 13111. Der Korb verfügt über eine Netzabdeckung und ist bis acht Kilogramm belastbar. Die „Tasche“ ist per Klettverschluss mit einem Rahmen verbunden, der wiederum an den Gepäckträger geschraubt wird. Der Korb lässt sich daher entnehmen und als Tragetasche verwenden. Der Korb kostet rund 80 Euro.

Der Tigana Hundefahrradkorb, gefertigt aus Weide, hat seinen Platz ebenfalls auf dem Gepäckträger. Er nimmt Tiere bis zu einem Gewicht von 16 Kilogramm auf. Ein Gitter verhindert eine mögliche Flucht des Tieres. Voraussetzung für die Montage des Korbes ist eine Gepäckträger-Breite zwischen 12,5 cm und 15 cm. Ist der Träger schmaler, oder breiter bietet der Hersteller Erweiterungen an, damit der Korb auch dort passt. Durch die Verwendung von Weide ist der Korb zwar gut durchlüftet. Dafür ist das Tier bei Schnee oder Regen schlechter geschützt. Zudem ist die Reinigung des Korbgeflechtes aufwändig. Den handgefertigten Korb gibt Tigana für 67 Euro ab.

Der Fahrradkorb Petsfit hängt vorne am Lenker. Der Korb ist bis vier Kilogramm belastbar und dementsprechend für kleinere Tiere geeignet. Deren Schulterhöhe darf maximal 27 Zentimeter betragen. Auch dieses Modell lässt sich einfach vom Lenker lösen und als Tragetasche verwenden. Im Inneren des Korbs befindet sich zudem eine Kurzleine zum Anleinen des Hundes. Der Korb besteht aus Nylon und kostet ab 49.99 Euro.

Trixie Modell 13111

Tigana Hundefahrradkorb

Petsfit

Trixie Fahrradkorb
[Bildquelle: Trixie]
Fahrradkorb für Hunde
[Bildquelle: Tigana]
Fahrradkorb für kleine Hunde
[Bildquelle: Petsfit]

Zu schwer für ein Körbchen

Falls der Hund mehr auf die Waage bringt und für den Sport ungeeignet ist, darf er hinten mitfahren – im Anhänger. Laut Pd-f gibt es im Handel Hundeanhänger in verschiedenen Größen für Hunde bis zu 45 Kilo. Der Pd-f berichtet von einer gestiegenen Nachfrage. Vor allem E-Biker legten sich einen Hundehänger zu, wenn sie längere Strecken fahren wollen, die der Hund nicht komplett schafft.

Auch an einen Anhänger sollte der Hund sorgsam gewöhnt werden – denn er kann laut Pd-f sehr einschüchternd auf das Tier wirken. Um Vertrauen aufzubauen, kann man es mit einem Klassiker aus der Welpenschule versuchen: der Tunnelübung. Dazu lockt man das Tier mit einem Leckerli in den Anhänger und schließlich hindurch, anschließend wird belohnt.

Gegen möglichen Stress hilft auch, den Futterplatz daheim in den Anhänger zu verlegen, dort das Lieblingsspielzeug zu verstecken oder die gewohnte Hundedecke auszulegen. Die ersten Proberunden mit Hund und Hänger sollten dann ähnlich behutsam durchgeführt werden, wie die Gewöhnung ans Fahrrad: den Hänger mit Hund an Bord erst einmal schieben, bevor man ihn ankuppelt und losradelt.

Beim Mitfahren in einem Lastenrad sei die Eingewöhnung sehr ähnlich, sagt Sarah Ross: Vertrauen schaffen, Einsteigen loben, erst schieben, dann fahren. „Wenn der Hund bei einem der Schritte Angst oder Stressverhalten zeigt, unbedingt geduldig sein und zunächst zu dem vorherigen Schritt zurückkehren“, rät die Heimtierexpertin.

Fahrradanhänger für Hunde

Für schwerere Hunde eignet sich der KESSER® Hundeanhänger Boxer 2-in-1 als Fahrradanhänger. Der Anhänger verträgt maximal 45 Kilogramm. Ein Fähnchen sowie Reflektoren vorne, hinten und an den Rädern sorgen für Sichtbarkeit in der Nacht. Der Anhänger lässt sich für den Transport im Auto platzsparend zusammenklappen. Für Regentage gibt es eine Kunststoffplane dazu. Mit 190 Euro zählt er zu den teureren Anhängern.

Der DURAMAXX King Rex Fahrradanhänger & Hundebuggy verträgt bis zu 40 Kilogramm schwere Hunde. Dem Vierbeiner stehen im Anhänger 250 Liter Platz zur Verfügung. Zudem verfügt der King Rex im Inneren über ein Geschirr als Sicherheitsgurt für den Hund. Auch hier gibt es einen Warnwimpel und Reflektoren vorn, hinten und an den Rädern dazu. Die Preise starten bei 149 Euro.

Der Zoomundo Fahrradanhänger nimmt ebenfalls Hunde bis 40 Kilogramm Gewicht auf. Der Anhänger ist von vorne und hinten zugänglich. Ebenfalls mit Reflektoren und Fahne ausgestattet starten die Preise bei rund 120 Euro.

Es ist nicht selbstverständlich, dass jeder Hund gut am Rad mitläuft oder im Anhänger oder Lastenrad mitfährt. „Manche Hunde mögen es einfach nicht, das sollte man als Besitzer oder Besitzerin unbedingt akzeptieren“, so Sarah Ross. Doch mit Geduld und Zuwendung sollte der gemeinsamen Fahrradtour von Mensch und Tier in den meisten Fällen nichts entgegenstehen.

Kesser Hundeanhänger

Duramaxx King Rex

Zoomundo

Kesser Hundeanhänger
[Bildquelle: Kesser]
DURAMAXX Hundeanhänger
[Bildquelle: Duramaxx]
Zoomundo Fahrradanhänger
[Bildquelle: Zoomundo]

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