Taxi-Verband fordert höhere Elektro-Prämie und Strompreisgarantie

Taxis spielen bei der Antriebswende eine Schlüsselrolle. Sie fahren mehr Kilometer und werden häufiger ausgetauscht als private PKW. Doch der Weg zur flächendeckenden Elektrifizierung ist noch weit.

Redaktion
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Mehrere Taxis stehen aufgereiht an einem Taxi-Stand
15.000 Euro und eine Strompreisgarantie fordert der Bundesverband Taxi und Mietwagen. Modelle für den Taxi-Betrieb sind indes noch rar [Quelle: Adobe Stock]

Rund 50.000 Taxis fahren auf Deutschlands Straßen, nicht einmal 1.000 davon sind Stromer. Das will der Bundesverband Taxi und Mietwagen nun ändern und legt für die flächendeckende Elektrifizierung der Taxi-Flotte in Deutschland nun einen Fahrplan zur Umrüstung vor. „Es geht um nichts weniger als den Austausch der bisherigen Taxiflotte zu emissionsfreien Fahrzeugen“, sagte Geschäftsführer Michael Oppermann. 

Mit einem „Bundesfahrplan eTaxi“ solle eine weitgehend emissionsfreie Personenbeförderung bis 2030 erreicht werden. „40.000 Fahrzeuge, das sind etwa 80 Prozent der gesamten Taxiflotte in Deutschland, sollen bis dahin mit Strom fahren.“ Nach den Vorstellungen des Taxiverbandes soll bis 2025 ein Viertel der Flotte mit Strom fahren. 

Doch diese Zahl ist im Herbst 2021 weit entfernt. Grund dafür sind ein geringes Angebot seitens der Hersteller sowie Vorbehalte innerhalb der Branche. Um die Skepsis abzubauen, fordert der Verband eine höhere Förderung für E-Autos. Die Kaufprämien für Elektroautos, inklusive Herstelleranteil, liegt derzeit bei bis zu 9.000 Euro. Der Taxiverband fordert ab 2023 eine Erhöhung auf 15.000 Euro pro Auto. Die Förderung soll dann kontinuierlich pro Jahr um einen Prozent sinken und in acht Jahren auslaufen. In der „Schlussrunde“ 2030 liegt die Unterstützung dann bei rund 5.700 Euro pro Auto. Begründet wird die Forderung mit den Folgen der Pandemie sowie der Bedeutung der Taxis. „Taxis fahren ungefähr achtmal so viele Kilometer im Jahr wie ein privates Auto“, sagte Oppermann.

Keine Förderung für Plug-in-Hybride

Laut dem Bundesfahrplan eTaxi gibt es nur für batterie-elektrische und Wasserstoff-Fahrzeuge einen Zuschuss. Für Plug-in-Hybride, die nur kurze Strecken elektrisch zurücklegen können, soll es kein Geld geben. Es sei schließlich hinlänglich bekannt, dass insbesondere Plug-in-Hybride nicht den gewünschten Umwelteffekt erzielten. „Wenn Elektrifizierung der Taxi-Flotte, dann richtig“, schreibt der Verband in seinem Fahrplan.

Darüber hinaus fordert der Taxiverband für das Laden ihrer Fahrzeuge eine Strompreisgarantie. Demnach solle der Preis für das AC-Laden bei 30 Cent pro kWh liegen. Beim schnelleren DC-Laden solle die Kilowattstunde nach den Vorstellungen des Verbands 50 Cent kosten. Der „Bundesfahrplan eTaxi“ koste insgesamt 390 Millionen Euro, so Oppermann. „Der Gewinn ist dafür unermesslich: Saubere Luft in Stadt und Land und deutlich mehr Lebensqualität.“

Taxiverband: Der Volkswagen ID.4 hat großes Potenzial

Neben der Förderung braucht es vor allem E-Modelle, die die Anforderungen der Taxi-Unternehmen erfüllen. Laut dem Bundesverband böten die Hersteller wie etwa Mercedes ihre Verbrenner-Modelle als Taxi-Umbau an – für Elektroautos sei das meist nicht der Fall. Den teilweise sehr komplizierten und kostspieligen Umbau müssten die Unternehmen dann selbst tragen.

Damit ein Auto als Taxi genutzt werden darf, muss es bestimmte Anforderungen erfüllen: Diese reichen von der gesetzlich vorgeschriebenen Alarmanlage bis zu vermeintlichen Selbstverständlichkeiten wie einem großen Kofferraum. Viele Taxi-Unternehmen bieten Krankenfahrten an, bei denen es erforderlich ist Passagiere liegend zu transportieren. Im Falle der Elektroautos ist zudem eine ausreichende Reichweite und eine möglichst schnelle Ladegeschwindigkeit notwendig. Auch bestimmte Komfort-Voraussetzungen muss das Fahrzeug erfüllen. Eine abfallende Dachlinie beispielsweise sieht zwar sportlich aus, erschwert aber älteren Menschen den Einstieg.

Volkswagen ID.4 Frontansicht
Der ID.4 von Volkswagen bringt alle Voraussetzungen mit, um perspektivisch als Taxi eingesetzt zu werden [Quelle: Jonas Seidel | TeamOn GmbH]

Der Bundesverband Taxi und Mietwagen sieht daher im ID.4 von Volkswagen großes Potenzial. Der Verband schätzt, dass das Elektro-SUV perspektivisch zur ersten Wahl der Taxi-Unternehmen wird. In München kutschiert seit 2018 der Jaguar I-Pace die Passagiere durch die Stadt. Elfenbeinfarbene Teslas gibt es ebenfalls: ein Umrüster aus Oldenburg baut Model 3, S und X für den Taxibetrieb um.

Laut Taxiverband absolvieren die Fahrzeuge pro Jahr etwa 100.000 Kilometer. Alle vier Jahre tauschen die Unternehmen die Fahrzeuge aus. Das CO2-Einsparungs-Potenzial ist mit bis zu 675.000 Tonnen pro Jahr gewaltig.

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