Umfrage: Zu wenig Innovation in Deutschlands Mobilität

Am 24.11.2021 startet die „Digital Mobility Conference“ des Bitkom. Eine Umfrage des Verbands ergab: Die Deutschen würden sich über innovative Mobilitätsangebote freuen.

Redaktion
Automomer Linienbus
Die meisten Befragten bewerten Deutschlands Mobilitätsangebote als zu wenig innovativ [Bildquelle: picture alliance / Jochen Tack]

Auf der digitalen Mobilitätskonferenz mit dem Kürzel „dmco21“ diskutieren Entscheider*innen und Vorreiter*innen der Mobilitätsbranche mit Vertreter*innen der Politik neueste Entwicklungen der digital gestützten Mobilität. Dabei sind zum Beispiel Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Eva Kreienkamp, Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Robert Henrich, CEO von MOIA, oder André Schwämmlein, CEO von FlixMobility. Johann Jungwirth, ehemaliger Manager bei Daimler, Apple und Volkswagen, stellt einen neuen, autonomen Ride-Hailing-Dienst von Mobileye vor, wo er heute tätig ist.

Im Vorfeld der Online-Veranstaltung stellt der Branchenverband Bitkom nun eine repräsentative Studie vor, die zeigt: Die Mehrheit der Deutschen würde sich innovativere Mobilitätsdienste wünschen und wäre auch bereit, dafür Daten zur Verfügung zu stellen. Anonymisierte Smartphone-Daten oder auch Betriebsdaten von Verkehrsunternehmen könnten helfen, für bestimmte Wege in Echtzeit die beste Verkehrsoption zu ermitteln und Verkehrsanbietern helfen, ihre Angebote zu optimieren.

Die meisten Befragten würden Daten teilen

91 Prozent der Befragten sind der Studie zufolge bereit, unter bestimmten Voraussetzungen persönliche Daten zu diesem Zweck beizusteuern. Wichtig vor allem: Aus Datenschutzgründen müssen die Daten anonymisiert und aggregiert erhoben und verwendet werden. Das ist keine Science-Fiction: Schon heute ermittelt etwa der Kartendienst Google Maps auf diese Weise Staus oder die Besucher*innenfrequenz öffentlicher Einrichtungen.

Sechs Prozent der Befragten würden ihre Mobilitätsdaten nicht teilen wollen, sechs von 10 dagegen wären dazu bereit, denn dies ihre eigene Mobilität verbessert oder andere Angebote optimiert werden können. 50 Prozent der Befragten wünschen sich im Austausch Informationen, etwa Infografiken, Statistiken und anderes.

Rund ein Viertel (28 Prozent) würde seine Daten freigeben, wenn dadurch die öffentliche Forschung unterstützt wird. 13 Prozent wünschen sich im Gegenzug finanzielle Vorteile, 15 Prozent erwarten keine Gegenleistung.

 

Johann Jungwirth auf der IT-Messe CeBIT
Johann Jungwirth zählt zu den bekanntesten Gesichtern neuer Mobilität. Er arbeitet heute bei Mobileye, einem führenden Anbieter autonomer Fahrsysteme [Bildquelle: picture alliance / Friso Gentsch]

80 Prozent der Befragten befürworten außerdem den Vorschlag, Mobilitätsdaten öffentlicher Anbieter (etwa Verkehrsbetriebe) und privater Unternehmen (etwa Taxianbieter, Carsharing-Dienste) öffentlich zugänglich zu machen. Mit diesen Daten könnten Start-ups beispielsweise neue Mobilitätsangebote entwickeln oder bestehende Angebote verbessern.

„Mobilitätsdaten sind der Schlüssel zu einem nachhaltigen, klimafreundlichen und zugleich sicheren Verkehr der Zukunft. Die Menschen wollen schnell, sicher und mit gutem Umweltgewissen von A nach B und dafür sind sie bereit, Daten zu teilen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

Wo sind die innovativen Angebote?

Die öffentliche Debatte um eine nachhaltigere Mobilität kreist nicht selten um Erschwernisse und Kostensteigerungen für Pkw-Fahrende. Jedoch erleben viele Befragte im Alltag offenbar kaum, dass parallel gleichwertige Angebote entstehen. Diese müssten viel stärker datengetrieben arbeiten als bislang: 85 Prozent der Befragten fordern von der Politik die Förderung digitaler Lösungen für eine umweltfreundlichere und komfortable Mobilität. 59 Prozent erwarten, dass solche Dienste in Zukunft die Mobilität prägen. Der Weg dahin erscheint jedoch noch weit. Nur 31 Prozent der Befragten halten aktuelle Mobilitätsangebote in Deutschland für innovativ. Nur 42 Prozent sind mit diesen Angeboten grundsätzlich zufrieden. Der häufigste Kritikpunkt (81 Prozent): Aktuell sind die Mobilitätsangebote in Deutschland zu teuer.

Auch darum wird es sicher bei der dmco21 gehen: Eva Kreienkamp von den Berliner Verkehrsbetrieben diskutiert beispielsweise mit Robert Hentrich von Moia und Roland Werner von Uber die Möglichkeiten der Kooperation privater und öffentlicher Verkehrsträger. Vertreter der Hamburger Verkehrsbehörde eruieren ebenfalls die Möglichkeiten digital vernetzter Mobilität in Städten.

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