Umweltbundesamt: Luftqualität hat sich deutlich verbessert

Weniger Verkehr, sauberere Autos: Die Feinstaub- und Stickoxid-Belastung ist in deutschen Städten deutlich gesunken. Das Umwelt-Bundesamt fordert nun eine Neuausrichtung der Grenzwerte.

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Stickoxid: Der Auspuff eines Autos ist zusehen
Die Feinstaub- und Stickoxid-Werte sind in deutschen Städten in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken [Bildquelle: Picture-Alliance | Sina Schuldt]

Seit Jahren kämpfen zahlreiche Innenstädte gegen überhöhte Stickoxid-Werte. Schuld daran waren unter anderem Auto-Abgase. 2015 wurde Deutschland deswegen sogar von der Europäischen Union verklagt. Die Folge waren temporäre Fahrverbote in besonders stark betroffenen Straßen. Das Stuttgarter Neckartor erlangte auf diesem Wege nationale Berühmtheit. Dort lagen die Feinstaubwerte 2017 mit durchschnittlich 82 µg/m³ Stickstoffdioxid (NO₂) besonders deutlich über dem Jahresmittelgrenzwert von 40. Seitdem hat sich jedoch viel getan.

Lagen damals noch knapp 100 Städte über dem Grenzwert, hat sich die Zahl inzwischen auf bundesweit fünf Städte reduziert. Hier ein Überblick über die Entwicklung im Laufe der Jahre:

  • 2016: 90 Städte
  • 2017: 65 Städte
  • 2019: 25 Städte
  • 2020: 6 Städte
  • 2021: 5 Städte

Bessere Luft dank saubererer Diesel

Die „enormen Fortschritte“ bei der Luftqualität sind dabei vor allem auf sauberere Dieselfahrzeuge und die Feinstaubreduktion in den Städten zurückzuführen, so das Umwelt-Bundesamt. Heute sei die Feinstaubbelastung in vielen städtischen Bereichen etwa so groß wie vor rund zehn Jahren im ländlichen Raum.

Bei den Stickoxiden habe die fortschreitende Erneuerung der Fahrzeugflotte durch inzwischen deutlich sauberere Diesel-Fahrzeuge zur Verminderung beigetragen. Zudem zeigten lokale Maßnahmen wie Dieselfahrverbote ihre Wirkung. Nicht zuletzt führten auch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren zu einem Rückgang der NO2-Konzentration in der Luft. Wegen weitreichender Homeoffice-Regelungen nahm der Straßenverkehr zeitweise insgesamt spürbar ab – mit spürbaren Auswirkungen auf die Feinstaubbelastung.

Umwelt-Bundesamt fordert neue Grenzwerte

Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts, fordert angesichts dieser Erfolge eine Neubewertung der festgesetzten Grenzwerte: „Wir haben seit 20 Jahren an diesen Grenzwerten nicht gearbeitet. Die Message ist: Wir sollten es tun.“ Feinstaub gehe auf mehrere Ursachen zurück wie Energie, Landwirtschaft, Holzverfeuerung, Verkehr. Messner weist darauf hin, dass im Gegenzug zu Stickoxiden Feinstaub im Straßenverkehr vor allem durch Reifenabrieb entsteht. Dies sei durch Reduzierung des Verkehrs, nicht aber durch Elektrifizierung zu vermindern.

Um die Luft zu verbessern, schlug Messner unter anderem einen Abschied vom Heizen mit Holz in Haushalten vor. Die Feinstaubbelastung werde durch Holz stärker vorangetrieben als durch Autos. „Aus Luftqualitätsperspektive richten wir hier viel Schaden an.“

„Fokus auf ambitionierten Klimaschutz“

Insgesamt ließen sich mit den existierenden Maßnahmen zur Luftreinhaltung keine weiteren Fortschritte erzielen. In den Fokus muss laut UBA nun insbesondere ein „ambitionierter Klimaschutz“ rücken. Ausdrücklich nennt Messner einen beschleunigten Kohleausstieg bis 2030, eine Reduzierung des Autoverkehrs und eine beschleunigte Agrarwende mit kleineren Tierbeständen. 

Im Herbst wird die EU-Kommission eine Änderung der Luftqualitätsrichtlinie vorschlagen. Dabei will sich die Kommission den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgeschlagenen Werten für Feinstaub und Stickstoffdioxide annähern. Wie weit, ist noch nicht bekannt. Derzeit liegt die Empfehlung der WHO bei einem Jahresmittelgrenzwert von 10 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft und bei Feinstaub bei 5 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der Feinstaub-Grenzwert liegt derzeit bei 10 µg/m³.


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