Autostrom: Wann sich ein Spezialtarif lohnt

Mit Autostrom soll das E-Auto günstig und umweltfreundlich laden. Doch nicht jeder Autostromtarif lohnt sich. Und schon gar nicht für jeden.

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Heiko Dilk

Ein Stromzähler
Energieversorger locken E-Auto-Fahrende mit speziellen Autostromtarifen. Doch die lohnen sich nur unter sehr engen Voraussetzungen. [Bildquelle: Adobe Stock]

Mit den Strompreisen ist es nicht anders als mit dem Spritpreisen, sie kennen derzeit nur eine Richtung: Nach oben. Das trifft alle Haushalte, Haushalte mit Elektroauto trifft es besonders. Denn E-Autos sind Großverbraucher. Autostrom-Tarife sollen die hohen Kosten etwas abfedern, indem sie günstiger sind als Haushaltsstrom. Außerdem handelt es sich bei Autostrom fast immer um Ökostrom. Das soll die CO2-Bilanz des E-Autos verbessern.

Doch wie und wo bekommt man Autostrom? Was kostet Autostrom? Und ist Autostrom wirklich günstiger als Haushaltsstrom? Hier findest Du Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Autostrom.

Was ist Autostrom?

Autostrom unterscheidet sich nicht von sonstigem Strom, logisch. Er kommt schließlich aus demselben Stromnetz. Das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) legt jedoch fest, dass Elektromobile als sogenannte „steuerbare Verbrauchseinrichtungen“ gelten. Wenn dem Netzbetreiber oder dem Stromlieferanten Zugriff auf die Steuerung dieser Verbrauchseinrichtung gewährt wird, muss ein „reduziertes Netzentgelt“ berechnet werden. Heißt: Der Energieversorger kann beispielsweise zeitlich begrenzen, wann das Elektroauto laden darf und wann nicht. Zum Ausgleich zahlen Endverbraucher*innen einen niedrigeren Preis.

Dadurch soll die Netzauslastung optimiert werden, indem das E-Auto nur lädt, wenn die Auslastung niedrig ist. In Spitzenlastzeiten wird es dagegen vom Stromnetz abgekoppelt. Damit sich das umsetzen lässt, muss das E-Auto über einen Anschluss mit eigenem, unterbrechbarem Zähler geladen werden. Nur dann gibt es „echten“ Autostrom.

Darüber hinaus bieten viele Energieversorger unter der Bezeichnung Autostrom spezielle Tarife ohne zweiten Zähler an. Hier gilt jedoch zwangsläufig der gleiche Arbeitspreis für die Kilowattstunde wie beim Haushaltsstrom. Der kann niedriger sein als bei Standardverträgen, dafür ist jedoch der Grundpreis höher. Letztlich handelt es sich um einen normalen Tarif für Kunden mit hohem Stromverbrauch.

Ein Ladestecker wird Richtung Elektroauto gehalten
Wer viel fährt und viel zuhause sein Elektroauto lädt, kann mit einem Autostromtarif Geld sparen. Allerdings sind für "echte" Autostromtarife bestimmte Voraussetzungen nötig. [Bildquelle: Adobe Stock]

So viel spart man mit Autostrom zum Laden des E-Autos

Wieviel günstiger Autostrom im Vergleich zu einem herkömmlichen Tarif ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich gilt: Ein Autostromvertrag ohne eigenen Zähler spart nur wenig im Vergleich zu einem Standardtarif für Kund*innen mit hohem Stromverbrauch. Oft sind es ein bis zwei Cent pro Kilowattstunde (kWh). Klar, das läppert sich bei hoher Fahrleistung. Doch wenn dafür der Grundpreis höher angesetzt wird, lohnt sich der Autostromtarif womöglich schon nicht mehr.

Man sollte sich also nicht von dem Begriff „Autostrom“ leiten lassen, sondern schlicht nach einem (Öko-)Stromtarif für hohen Verbrauch suchen. In der Regel bieten die Stromversorger dafür Tarife mit einem etwas höheren Grundpreis und einem geringeren Arbeitspreis an.

Interessanter wird die Rechnung bei einem echten Autostromtarif, bei dem der Ladestrom über einen eigenen Zähler abgerechnet wird. Hier gibt es zum Teil erhebliche Abschläge auf den Arbeitspreis – wie vom EnWG vorgesehen. Ersparnisse von 10 bis 20 Prozent beim Preis pro kWh können drin sein. Wer bereits über einen zweiten Zähler und eine steuerbare Wallbox verfügt, kann also schon bei mittleren Fahrleistungen Geld sparen.

Wer keinen zweiten, unterbrechbaren Zähler hat, muss die Kosten für den Einbau gegenrechnen. Der Stromzähler selbst stellt dabei das geringste Problem dar, wenn der Zählerkasten Platz für den zweiten Zähler hat. Ist er nicht vorbereitet, wird es teurer. Dazu kommt das Steuerungsgerät. Im Falle eines Elektroautos wird es sich dabei um eine intelligente Wallbox handeln. Wer bereits eine Wallbox hat, und dafür die KfW-Förderung des Bundes (440) in Anspruch genommen hat, hat eine solche steuerbare Wallbox. Denn das war Voraussetzung für die Förderung.

Ebenfalls zu berücksichtigen: Manche Stromversorger bieten zum Autostromtarif gleich noch eine vergünstigte Wallbox an. Doch auch hier gibt es einen zusätzlichen finanziellen Aufwand, der sich rechnen muss.

Ein Ladeklappe eines Elektroautos mit Stecker
Bis zu sechs Cent lassen sich mit einem speziellen Autostromtarif sparen. Für Vielfahrer*innen mit einem zweiten Stromzähler und steuerbarer Wallbox kann das Sinn ergeben. [Bildquelle: Adobe Stock]

So viel kostet der Ladestrom fürs E-Auto

Grundsätzlich gilt: Oftmals lohnt sich ein spezieller Autostromtarif nicht. Je höher die Fahrleistung und je geringer die notwendigen Investitionen, desto eher kann ein Autostromtarif Sinn ergeben. Hier kommt man als Interessent*in um ein bisschen Rechnerei nicht herum. Ein kleines Beispiel:

Bei einer angenommenen Fahrleistung von 15.000 Kilometern im Jahr und einem realistischen Verbrauch von etwa 18 kWh auf 100 Kilometern verbraucht ein Elektroauto etwa 2700 kWh pro Jahr. Ladeverluste nicht berücksichtigt. Laut Fraunhofer Institut finden in Deutschland im Schnitt nur 59 Prozent aller Ladevorgänge zuhause statt. Das wären dann knapp 1600 kWh, die übers heimische Stromnetz aufgenommen werden. Bei einem Energiepreis von 35 Cent/kWh kostet das Laden des E-Autos daheim also knapp 560 Euro.

Bei einem günstigen Autostromtarif ließen sich bis zu 6 Cent/kWh sparen. Aufs Jahr gerechnet könnten Vielfahrer*innen also 100 Euro sparen. Wer ausschließlich daheim lädt, zahlt ohne Autostrom 945 Euro pro Jahr, und spart mit günstigem Autostrom gut 200 Euro.

Ist Autostrom Ökostrom?

Autostrom hat zunächst nichts damit zu tun, ob man Grünstrom oder Ökostrom bezieht. Das Energiewirtschaftsgesetz macht hier keine Vorgaben. Die meisten Fahrer*innen von E-Autos beziehen allerdings ohnehin Ökostrom. Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts hatten im vergangenen Jahr 84 Prozent der E-Auto-Fahrenden einen Ökostromvertrag. Auch, aber nicht nur wegen ihres großen Umweltbewusstseins. Ein weiterer Grund ist, dass die Förderung von Wallboxen an den Abschluss eines Grünstromvertrags geknüpft ist.

Zudem koppeln nahezu alle Energieversorger ihren Autostrom an den Bezug von Ökostrom. Es dürfte schwerfallen, einen Autostrom-Tarif zu finden, der nicht zugleich ein Ökostromtarif ist. Doch öko ist nicht gleich öko, grün nicht gleich grün. Wie nachhaltig die Anbieter ihre Tarife aufstellen, unterscheidet sich. Und, auch das hat das Fraunhofer Institut herausgefunden: Viele Elektroauto-Fahrer*innen wissen wenig darüber, wie anspruchsvoll ihr Ökostromtarif ist.

Ein Windpark im Grünen
Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Es gibt Tarife mit anspruchsvollen Voraussetzungen, die auf eine echte Förderung der Erneuerbaren Energien abzielen. [Bildquelle: Adobe Stock]

Ökostrom-Zertifikate: So grün ist der Strom wirklich

Die einfachste Art von Ökostrom basiert auf Herkunftsnachweisen. Damit belegt der Stromanbieter, dass die gelieferte Menge Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Er kauft Zertifikate von einem Stromerzeuger, die der für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien erhalten hat. Der Stromanbieter kann nur so viel Strom als Ökostrom verkaufen, wie er Zertifikate gekauft hat. Jede an Endverbraucher*innen gelieferte Megawattstunde Ökostrom sorgt dann dafür, dass ein entsprechendes Zertifikat im Herkunftsnachweisregister entwertet wird und nicht mehrfach verkauft werden kann.

In der Theorie erhöht sich durch einen Ökostromvertrag also der Anteil erneuerbarer Energien im Strommix. In der Praxis ist es komplizierter: In Europa wird mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt, als über Ökostromtarife verkauft wird. Ins Stromnetz wird trotzdem alles eingespeist. Der Herkunftsnachweis erhöht die Menge an Grünstrom also nicht, sondern nur die Menge an Grünstrom, die explizit mit Herkunftsnachweis als Ökostrom verkauft wird.

Es gibt jedoch grünen Strom, der einen nachhaltigen Effekt auf den Strommix hat. Um diesen zu kennzeichnen, wurden Labels eingeführt. Sie legen weitere Kriterien fest, die über Herkunftsnachweise hinausgehen. So müssen die Anbieter*innen beispielsweise nachweisen, dass sie den Ausbau erneuerbarer Energien durch entsprechende Projekte fördern. Im Detail unterschieden sich die Kriterien für die Gütesiegel und Labels, doch als Grundsatz gilt: Wer Wert auf Nachhaltigkeit legt, sollte sich für einen Ökostromvertrag mit Gütesiegel entscheiden.

Die wichtigsten Label und Gütesiegel für Ökostrom
NameAusstellerWichtigste KriterienAusschlusskriterien
Grüner StromGetragen von NABU, Eurosolar, BUND, Deutscher Naturschutzring (DNR), IPPNW, Bundesverband Verbraucherinitiative e.V.
  • Direkte Beschaffung von Strom aus erneuerbaren Energien
  • Beteiligung an einem Fonds zur Förderung erneuerbarer Energien

Hier die Kriterien im Detail

  • Beteiligung an Atomkraftwerken
  • Beteiligung an Kohlekraftwerken (ab 1.1.2027)
OK PowerHerausgegeben vom Verein EnergieVision e.V., getragen vom Öko-Institut e.V. und der HIR Hamburg Institut Research gGmbH
  • Direkte Beschaffung von Strom aus erneuerbaren Energien
  • Pflicht zur Investition in Projekte zur Effizienzsteigerung, für innovative Speichertechnologien, Förderung der E-Mobilität etc.
  • Förderung von neuen Anlagen zur Erzeugung von Ökostrom.

Die Kriterien im Detail

n.a.
Geprüfter ÖkostromTüv Nord
  • Strom zu 100 % aus erneuerbaren Energien mit eindeutig identifizierbaren Quellen
  • Beitrag zur Förderung erneuerbarer Energien, bspw. Strom aus neuen Anlagen oder Förderung des Baus neuer Anlagen

Kriterienkatalog als pdf

n.a.
Standard EE01Tüv Süd
  • 100 % Erneuerbare Energien
  • 30 % aus neuen Kraftwerken (oder Fondsabgabe zum Bau neuer Anlagen)
  • Preisaufschläge dienen dem Ausbau erneuerbarer Energien

Kriterienkatalog als pdf

n.a.
Standard EE02Tüv Süd
  • 100 % Erneuerbare Energien
  • Preisaufschläge dienen dem Ausbau erneuerbarer Energien
  • Kriterium der Zeitgleichheit: Liefernde Kraftwerke produzieren vierstelstündlich so viel, wie Endabnehmer*innen verbrauchen

Kriterienkatalog als pdf

n.a.

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