Camper-Ausbaulösungen für elektrische Vans und Hochdachkombis
Elektrische Camper stehen noch in den Startlöchern. Eine Alternative sind E-Vans und Hochdachkombis in Kombination mit sogenannten Camping-Boxen. mobility.talk zeigt die spannendsten Modelle.
Elektrische Camping-Fahrzeuge sind ein Zukunftsthema. Warum? Weil sie noch nicht gibt. VW plant im Jahr 2025 den elektrischen ID. California an den Start zu bringen. Und Mercedes stellte vor Kurzem einen Camping-Van mit Aufstelldach auf EQV-Basis vor. Wer trotzdem schon heute elektrisch campen möchte, muss kombinieren. Etwa einen elektrischen Van oder Hochdachkombi mit einer sogenannten Camping-Box. Sie bringt die Camping-Grundausstattung direkt in den Elektro-Van. Dazu zählt in der Regel eine Liegefläche mit Stauraum darunter. Für die Boxen bieten die Hersteller zahlreiche Erweiterungen an, unter anderem Küchen-Module mit Gaskocher, Wassersysteme mit Campingdusche und Solaranlagen für eine autarke Stromversorgung. Der Vorteil einer Camping-Box: Sie kann mit wenigen Handgriffen ein- und ausgebaut werden. Zudem sind am Fahrzeug selbst keine Veränderungen notwendig. Damit entfällt auch ein etwaiger TÜV-Besuch nach dem Einbau. Nimmt man die Camping-Box wieder heraus, kann der elektrische Van, oder Hochdachkombi wieder als Alltagsfahrzeug genutzt werden.
Opel Combo e-Life mit dem HDK-Duo
Seit Mitte 2021 ist die elektrische Variante des Opel Combo bestellbar. Im Opel Combo-e Life ziehen 136 PS mit 260 Nm Drehmoment an der Vorderachse. Opel verbaut im Combo-e Life die 50 kWh starke Batterie im Unterboden des Fahrzeugs. Damit verliert der das Fahrzeug gegenüber seinen Verbrenner-Pendants keinen Stauraum. Nach WLTP fährt der Hochdachkombi mit der 50-kWh-Batterie 280 Kilometer weit. Ist der Stromspeicher leergefahren, dauert es 30 Minuten, wieder bis auf 80 Prozent Akkustand zu laden (DC-Säule). Über das serienmäßige Onboard-Ladegerät (11 kW) dauert ein kompletter Ladezyklus fünf Stunden. Der Opel Combo-e Life ist bei 135 km/h elektronisch abregelt.
Der Kofferraum des elektrischen Hochdachkombis fasst 597 Liter. Werden die Rücksitze umgeklappt, passen sogar 2.126 Liter rein. Den Zugang zum späteren „Camping-Bereich“ geben zwei Schiebetüren und eine riesige Heckklappe frei. Optional gibt es für die Heckklappe ein separat zu öffnendes Fenster. Die Preise des Opel Combo-e Life starten bei 38.850 Euro.
Als Camping-Box eignet sich für den Opel Combo-e Life das Ausbausystem „HDK-Duo“ von Kauai Camper. Die verfügbaren Module lassen sich per Stecksystem verbinden. Laut Herstellerangaben ist kein Werkzeug für den Umbau nötig. Das Bettmodul wird mit Spanngurten an vier Zurrpunkten im Laderaum befestigt. Die entstehende Liegefläche misst 198 x 113 Zentimeter. Weil das Bett nicht auf dem Kofferraumboden liegt, sondern 40 Zentimeter darüber „schwebt“, entsteht unter der Bettfläche Stauraum. Der ist bequem von beiden Seiten über die zwei Schiebetüren des Opel Combo-e Life zugänglich.
Die Rückbank muss für das HDK-Duo nicht ausgebaut werden. Das System nutzt sie als Stütze und liegt auf der umgeklappten Bank auf. Für den Fahrbetrieb lässt sich die Liegefläche passend für den Kofferraum zusammenklappen, sodass die Rückbank während der Fahrt für Passagiere genutzt werden kann. Das Bettmodul beinhaltet eine Kaltschaumauflage und kostet 1.848 Euro
Das HDK Duo in Bildern
Mercedes eVito Tourer mit Vanable
Der Mercedes eVito Tourer ist in zwei unterschiedlichen Längen bestellbar. In der „normalen“ Version mit 5,14 Metern Fahrzeuglänge stehen im Gepäckabteil 990 Liter zur Verfügung. Bei umgeklappten Rücksitzen werden daraus 4.630 Liter. Wer die Langversion mit 5.37 Metern Länge ordert, darf sich auf 1.390 Liter Stauraum im Heck einstellen. Ohne Rücksitze lädt der Van dann fast 5 Kubikmeter ein. Mercedes verbaut in beide Varianten eine 100 kWh große Batterie. Die Kapazität bringt beim Elektro-Van bis zu 421 Kilometer weit. Unter den noch raren elektrischen Vans und Kombis zählt er damit zu den Langstreckenläufern. Die Batterie lässt sich mit bis zu 110 kW laden. Das entspricht 45 Minuten Ladezeit für 80 Prozent Akkustand.
Der E-Motor leistet 204 PS bei 360 Nm Drehmoment. Die Höchstgeschwindigkeit des eVito Tourer liegt bei 140 km/h. Gegen Aufpreis sind auch 160 km/h zu bekommen. Der Mercedes eVito Tourer in der Standardlänge kostet mindestens 62.628 Euro.
Als Camping-Ausbaulösung empfiehlt sich das System von Vanable. Durch ein zusammenrollbares Lattenrost bietet es mehr Schlafkomfort als übliche Ausbau-Systeme, die auf einer simplen Holzplatte basieren. Ebenfalls anders als bei vielen Ausbaulösungen liegt das Bettgestellt im Fahrzeug nicht auf der Rückbank auf. Es steht „frei“ auf seinen eigenen sechs Beinen im Fahrzeug und lässt sich über Gurte an den Verzurrösen im Laderaum befestigen. Praktisch: Dadurch kann es auch außerhalb des Fahrzeugs als Camping- oder Gästebett genutzt werden. Für den Aufbau werden lediglich vier Gurte und ein Inbusschlüssel benötigt.
Das Bett misst 200 x 126 Zentimeter und ist in seiner Höhe verstellbar. Wird der Stauraum darunter nicht voll ausgereizt, kann man das Bett zugunsten der Kopffreiheit etwas herabsenken. Zudem lässt es sich in der Mitte teilen und passt daher bei aufrechter Rückbank in den Kofferraum.
Das Vanable kostet 1.189 EUR ohne Matratze. Die 8 cm hohe Kaltschaummatratze gibt es für rund 320 Euro Aufpreis. Wer mehr Komfort möchte, kann für 1.719 Euro das Vanable-System mit der bequemeren EvoPore HRC Matratze (12 cm) ordern.
Citroën e-Berlingo mit VanEssa
Der Citroën e-Berlingo teilt sich seine Plattform mit dem ebenfalls aus dem Stellantis-Konzern stammenden Opel Combo-e Life. Abmessungen und Motorisierung teilt sich der e-Berlingo mit dem Opel-Van. So lassen sich im französischen Hochdachkombi auf 4,4 Metern 571 Liter bei aufrechter und 2.126 Liter bei umgelegter Rückbank verstauen. Im Fahrzeug bieten knapp 30 Ablagefächer 167 Liter zusätzlichem Stauraum. Es braucht lediglich etwas Disziplin beim Aufräumen…
Den Vortrieb übernimmt ein 136-PS-starker Elektromotor mit 260 Nm Drehmoment. Die Batterie speichert 50 kWh. Damit fährt der elektrische Hochdachkombi bis zu 280 Kilometer weit. An der DC-Ladesäule lädt der e-Berlingo mit bis zu 100 kW. Damit ist der Stromspeicher nach einer halben Stunde wieder auf 80 Prozent geladen. Im Vergleich zum Opel Combo-e Life kostet die Basis-Variante des Citroën e-Berlingo 2.000 Euro weniger: Die Preise beginnen bei 36.590 Euro.
Als Camper-Ausbau kann für den elektrischen Berlingo eignet sich das Schlaf- und Küchensystem der oberbayerischen Firma VanEssa. Das Schlafmodul wird auch hier zunächst an den Verzurrösen im Laderaum befestigt. Zusätzlich lässt es sich mit Stellschrauben seitlich fixieren. Die Liegefläche misst 120 Zentimeter mal 189 Zentimeter und lässt sich während der Fahrt platzsparend zusammenklappen. Der freigewordene Raum ermöglich das Aufrichten der Rücksitzbank.
Auch VanEssa bietet eine lange Ausstattungsliste mit Zusatzfeatures und weiteren Modulen an. So ist das Schlafmodul einzeln, aber auch in einer Kombination mit Küchenvorrüstung bestellbar. Die Angebote reichen bis zu einer nahezu vollausgestatteten Küche. Als Herd dient ein Gaskartuschenkocher und als Kühlschrank eine in das Küchenmodul integrierbare Kompressor-Kühlbox (550 Euro). Schubladen nehmen Kochutensilien wie Geschirr und Töpfe auf. Die herausziehbare Spüle versorgt eine 12-Volt-Wasserpumpe mit Wasser aus dem 13 Liter fassenden Speicher. Das Schlafmodul gibt VanEssa für 1.145 EUR ab und das Küchenmodul schlägt nochmals mit 2.045 zu Buche.
Nissan eNV200 mit QUQUQ
Noch ist der e-NV200 der aktuelle E-Hochdachkombi aus dem Hause Nissan. Im Sommer 2022 soll ihn jedoch der Nissan Townstar ablösen. Heißt: die Preise für den Nissan e-NV200 dürften bald sinken. Den 4,56 Meter langen Hochdachkombi versorgt eine 40-kWh-Batterie. Damit fährt der e-NV200 bis zu 280 Kilometer weit. Für einen zu 80 Prozent gefüllten Akku hängt der elektrische Hochdachkombi etwa 40 Minuten an der Gleichstrom-Schnellladesäule. Der Elektromotor leistet 109 PS bei 254 Nm Drehmoment. Damit erreicht der 1,5 Tonnen schwere Hochdachkombi maximal 123 km/h. Im Kofferraum verstaut der e-NV200 zwischen 870 und 2.950 Liter – genügend Platz für eine Camping-Box also.
Besonders kompakt ist das Modul von QUQUQ. Es steht zusammengeklappt im Kofferraum auf einer Fläche von 106 x 76 Zentimetern, wiegt knapp 60 Kilogramm und lässt sich durch Spanngurte an den Verzurrösen sichern. Die Box selbst beinhaltet jedoch nicht die Schlafmöglichkeit, sondern den Küchenbereich. Dieser ist in drei Fächer unterteilt. Aus dem linken Fach lässt sich ein Zwei-Flammen-Gaskartuschenkocher zum Kochen herausziehen. Das mittlere Fach bietet sich als Stauraum für Küchenutensilien oder eine Kühlbox an. Das rechte Fach ist beinhaltet die „Wasserversorgung“, bestehend aus zwei Zehn-Liter-Wasserkanister mit Auslaufhahn und darunter befindlichem Spülbecken.
Das Bett liegt zusammengeklappt oben auf der Box auf. Faltet man die 10 Zentimeter dicke Kaltschaummatratze auf, entsteht im Innenraum des Nissan e-NV200 ein Schlafplatz mit den Abmessungen 110 mal 195 Zentimeter. Die Seite des Bettes, die nicht auf der Box aufliegt, stützen Ausklappbeinchen. Alternativ lässt sich die Bettseite auch einfach in die Gurtaufhängungen einhängen. Die Kombi-Box inklusive Bett kostet 2.490 Euro. Für die Kombi-Box alleine verlangt der Hersteller 1.740 Euro.
QUQUQ in Bildern
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