Die großen Carsharing-Anbieter im Vergleich
Kein Auto? Kein Problem: Deutschlandweit verleihen Carsharing-Anbieter in Ballungsgebieten ihre Fahrzeuge für kurze oder lange Fahrten. Was die Carsharer unterscheidet, steht hier.
Ein eigenes Auto lohnt sich für Städter*innen selten. Öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad decken die meisten Wege problemlos ab. Was übrig bleibt, übernehmen geteilte Autos: Carsharing-Unternehmen bieten in Städten und Ballungsgebieten verschiedene Fahrzeugtypen für kurze oder lange Mieten an. Die Firmen verzeichnen deutschlandweit mehr als zwei Millionen Kund*innen.
Besonders interessant sind die Anbieter von sogenanntem Free-Floating-Carsharing. Ihre Autos haben keinen festen Stellplatz. Sie parken dort, wo der Vormietende sie abgestellt hat. Kund*innen können sie spontan finden, reservieren, anmieten und am Zielort wieder parken. Bedingung: Die Miete muss innerhalb eines vorgegebenen Geschäftsfeldes enden. Bei Fahrten außerhalb dieser Region läuft die Miete weiter, bis das Auto zurück ist.
In Deutschland haben sich zwar mehrere Anbieter etabliert, Geld verdienen sie mit ihrem Free-Floating-Carsharing jedoch nicht. Dabei stecken in den meisten Fällen große Konzerne hinter den Angeboten. Sixt Share etwa wird vom Autovermieter Sixt betrieben, WeShare gehört zum Volkswagenkonzern. Share Now wurde durch den Zusammenschluss von Daimlers Car2Go und Drive Now von BMW geschaffen.
Mercedes-Mobility und die BMW Group wollen Share Now jedoch gerne loswerden. Sie haben mit Stellantis eine Absichtserklärung für die Übernahme unterzeichnet. Der Autobauer (Opel, Peugeot, Citroën, Fiat u.a.) betreibt mit Free2Move eine eigene Mobilitätsplattform, die ebenfalls Carsharing beinhaltet. In Europa bietet Free2Move jedoch nur in Paris und Madrid seine Dienste an. Mit der Übernahme von Share Now würde die Stellantis-Tochter ihr Carsharing in Europa also stark ausbauen. Die Kartellbehörden müssen den Deal jedoch noch genehmigen.
Was die unterschiedlichen Carsharing-Anbieter unterscheidet, was sie kosten und ob sich vielleicht mehrere Accounts lohnen, erklärt unsere Detailwertung.
Share Now: Vielfältige Flotte und Abrechnung pro Minute
Aus den ehemaligen Konkurrenten Car2Go und DriveNow entstand im Jahr 2019 das Unternehmen Share Now. Derzeit stehen deutschlandweit in sieben Städten insgesamt 5.650 Fahrzeuge zur Miete zur Verfügung. Hinzu kommen Autos in Dänemark (Kopenhagen), Frankreich (Paris), Italien (Mailand, Rom, Turin), den Niederlanden (Amsterdam), Österreich (Wien), Spanien (Madrid) und Ungarn (Budapest). Toll: Wer in Deutschland angemeldet ist, kann überall mieten. In mehreren Geschäftsgebieten sind Elektroautos verfügbar.
Der Mietpreis hängt von der Fahrzeugklasse (Kleinstwagen bis Kompakt-SUV) und der Mietdauer ab. Kurz mit einem Smart durch die Stadt zu fahren, ist schon ab 0,09 Euro pro Minute möglich. Eine Runde in einem Mini Cabrio kostet mindestens 0,19 Euro für die gleiche Zeiteinheit. Jedenfalls theoretisch. Allerdings korrigiert Share Now die Preise nach Verfügbarkeit und Nachfrage. Wo wenige Autos stehen, mit denen viele Leute fahren wollen, ist der Minutenpreis höher als in Gebieten mit Überangebot.
Längere Mieten gibt es zum Pauschalpreis: Ein BMW 1er für sechs Stunden kostet knapp 40 Euro, zuzüglich 19 Cent pro gefahrenem Kilometer. Achtung: Nach 200 Kilometern steigt dieser Preis auf 39 Cent. Für einen Kurzurlaub gibt es folglich günstigere Alternativen. Auslandsfahrten sind verboten.
Die Anmeldung bei Share Now kostet eine Validierungsgebühr von 9,00 Euro und ist mit dem Smartphone spontan online möglich. Das ist praktisch, aber gleichzeitig kritisch. Denn das Preismodell des Anbieters ist streckenweise undurchsichtig und auf die Schnelle nur schwer verständlich. Ein Blick in die Tarifordnung lohnt, denn Share Now erhebt zum Teil hohe Gebühren. Die Bearbeitung eines Strafzettels kostet 20 Euro, ein unberechtigter Fahrer sogar 500 Euro.
Steckbrief Share Now
- Name: Share Now
- Geschäftsgebiete: In Berlin, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart, jeweils Innenstadt und vereinzelt abgelegene Gebiete sowie Flughäfen
- Flottenstärke Deutschland: 5.650 Fahrzeuge
- Verfügbare Fahrzeugtypen: Smart (Fortwo, Fortwo Cabrio, Forfour), Mini (3-Türer, 5-Türer, Clubman, Countryman, Cabrio), BMW (i3, 1er, 2er Active Tourer, 2er Cabrio, X1, X2), Mercedes (A-Klasse, GLA-Klasse), Fiat 500
- Kosten pro Minute (Minutentarif): 0,09 bis 0,39 Euro, zum Teil plus Grundgebühr
- Inklusivkilometer (Minutentarif): 200 km
- Zusätzliche Gebühren: 0,99 Euro Grundpreis pro Fahrt ab Kompaktklasse, in Stuttgart außerdem bei geschlossenen Kleinstwagen; Zusatzgebühr bei Fahrten von/in bestimmte Gebiete (2,99 bis 13,99 Euro)
- Kosten Langzeitmiete: 13,99 Euro (zwei Stunden Kleinstwagen) bis 899,99 Euro (30 Tage Kompakt-SUV), jeweils plus 0,19 Euro pro gefahrenem Kilometer, ab 200 Kilometern plus 0,39 Euro
- Monatliche Kosten: 0 Euro
- Versicherung inklusive: Vollkasko mit 750 Euro Selbstbeteiligung
- Versicherung optional: Nicht verfügbar
- Besonderheiten: Vertreten in acht Ländern und 16 Städten; Park- und Kraftstoffkosten enthalten; Fahrzeuge mit Navigation und Automatik; Preisanpassungen in schwach oder stark frequentierten Bereichen; Fahrten ins Ausland verboten
Miles: Klein bis groß mit Kilometermiete
Der Anbieter Miles wählt einen anderen Ansatz. Er rechnet nicht nach Fahrdauer, sondern nach Fahrstrecke ab. Das hat zwei Vorteile: Staus und zähfließender Verkehr wirken sich nicht auf die Mietkosten aus. Ein psychologisch wichtiger Faktor, denn er verhindert eine rasante Fahrweise. Zudem unterscheidet Miles ein weiteres Detail von den anderen Carsharern: Neben Klein- und Kompaktwagen sind Autos aus der Mittelklasse und große Transporter verfügbar.
Die Kosten orientieren sich an der Fahrzeugklasse. Ein Kleinwagen kostet 89 Cent pro Kilometer, ein Transporter 1,19 Euro. Gut: Miles-Fahrzeuge dürfen ohne Aufpreis in zusammenhängenden Geschäftsgebieten (Berlin – Potsdam, Köln – Düsseldorf) bewegt werden. Außerdem gibt es Pauschaltarife für die Fahrt zu Flughäfen. Die Konkurrenz erhebt zum Teil zusätzliche zum Minutenpreis Flughafengebühren. Parken während der Kilometer-Miete kostet bei Miles 29 Cent pro Minute. Längere Mietdauern gibt es zum Pauschalpreis. Sechs Stunden Kleinwagen kosten 35 Euro (inklusive 75 Kilometer), ein Tag Transporter kostet 99 Euro (inklusive 125 Kilometer). Wer 24 Stunden oder länger mietet, muss das Auto mit einem mindestens halb vollen Tank wieder abstellen. Eine Tankkarte liegt im Auto bereit.
Die Anmeldung bei Miles erfolgt kostenlos und schnell per Smartphone-App. Im Rahmen regelmäßige Aktionen spendiert der Anbieter ein kleines Guthaben. Achtung: Wer seinen Führerschein weniger als ein Jahr lang hat, muss einige Sonderregeln beachten. Fahranfänger*innen dürfen bestimmte Autos nicht fahren, bezahlen neun Euro monatliche Grundgebühr und bei einem Unfall eine höhere Selbstbeteiligung von 2.000 Euro. Später sinkt sie auf 350 bis 450 Euro. Aufgrund des speziellen Geschäftsmodells fallen Strafgebühren bei einer Fahrzeugblockierung (mieten und nicht bewegen) an
Steckbrief Miles
- Name: Miles
- Geschäftsgebiete: Berlin, Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Hamburg, Köln, München, Potsdam
- Flottenstärke Deutschland: 4.500
- Verfügbare Fahrzeugtypen: VW (Polo, ID.3, Golf Variant, T6, Crafter), Audi (A1, A3, A4), Mercedes (Sprinter), Seat (Leon)
- Kosten pro Kilometer: 0,89 Euro (Kleinwagen) bis 1,19 Euro (Transporter), zuzüglich 1,00 Euro „Unlock-Fee“
- Zusätzliche Gebühren: Ggf. 0,29 Euro Parkgebühr pro Minute
- Kosten Langzeitmiete Pkw (S): 29,00 Euro (drei Stunden, inkl. 40 km) bis 35,00 Euro (sechs Stunden inkl. 60 km). Pro Tag ab 39 Euro, inkl. 50 km. ggf. zzgl. 0,39 bis 0,49 Euro pro zusätzlichem Kilometer
- Kosten Langzeitmiete Transporter (L): 45,00 Euro (drei Stunden, inkl. 40 km) bis 59,00 Euro (sechs Stunden, inkl. 60 km). Pro Tag ab 49,00 Euro, inkl. 50 km. ggf. zzgl. 0,39 bis 0,49 Euro pro zusätzlichem Kilometer
- Monatliche Kosten: 0 Euro (Führerscheinneulinge: 9,00 Euro)
- Versicherung inklusive: Vollkasko, Selbstbeteiligung 350 bis 450 Euro (normal) bzw. 2.000 Euro (Führerscheinneuling)
- Versicherung optional: Nicht verfügbar
- Besonderheiten: Transporter verfügbar; Park- und Kraftstoffkosten inklusive; zum Teil Sondertarife für Langzeitmieten; Fahrten ins Ausland erlaubt
Sixt Share: Variable Flotte und undurchsichtige Minutenpreise
Autovermieter Sixt erweitert sein Geschäftsfeld. Mit Sixt Share bietet das Unternehmen Fahrzeuge für die Kurz- oder Langzeitmiete stationsungebunden an. Sie parken verteilt im Stadtgebiet und lassen sich per Smartphone-App spontan mieten. Das Geschäftsgebiet beschränkt sich jeweils auf den Innenstadtbereich.
Anders als bei anderen Carsharing-Anbietern verleiht Sixt Share keine feste Flotte, sondern passt das Angebot der Nachfrage an. Die Autos stammen aus dem Miet-Portfolio. Im Fuhrpark befinden sich alle Fahrzeugklassen vom Kleinstwagen bis zum Transporter. Der Anbieter gibt an, dass ein Drittel der Fahrzeuge in Deutschland elektrisch fährt.
Schade: Beim Preismodell hält sich Sixt Share bedeckt. Die einzige verfügbare Information lautet: „ab 9 Cent pro Minute“. Selbst auf Nachfrage wird der Anbieter nicht konkreter. Je nach Fahrzeugklasse und Tageszeit steigt der Preis. Versicherung, Kraftstoff und Parkgebühren sind inkludiert.
Steckbrief Sixt Share
- Name: Sixt Share
- Geschäftsgebiete: In Berlin, Gräfelfing, Hamburg, Leipzig, München, Neubiberg, Unterhaching
- Flottenstärke Deutschland: Variiert
- Verfügbare Fahrzeugtypen: Variiert, von Kleinstwagen bis Transporter
- Kosten pro Minute (Minutentarif): ab 0,09 Euro
- Inklusivkilometer (Minutentarif): bis zu 200 km
- Zusätzliche Gebühren: Mietbeginn/-ende an Sixt-Station, Flughafen oder erweiterten Geschäftsgebieten: pauschal 4 bis 39 Euro
- Kosten Langzeitmiete: 79 Euro (24 Stunden Kleinwagen) bis 399 Euro (eine Woche Mittelklasse)
- Monatliche Kosten: 9 Euro
- Versicherung inklusive: Vollkasko mit 950 Euro Selbstbeteiligung
- Versicherung optional: 450 Euro Selbstbeteiligung (ab 0,04 Euro pro Minute), 0 Euro Selbstbeteiligung (ab 0,08 Euro pro Minute)
- Besonderheiten: Verlängerte Reservierung über Nacht kostenlos, Kilometerpakete zum Pauschalpreis
We Share: Rein elektrisches Carsharing
Der VW-Konzern teilt seine Autos: Mitte 2019 startete We Share mit 1.500 Fahrzeugen in Berlin. Der Anbieter hat ausschließlich Elektroautos im Programm. Zunächst verteilt er E-Golf und E-Up im Innenstadtgebiet der Hauptstadt. Später modernisiert er die Flotte und tauscht die Autos gegen die Modelle ID.3 und ID.4.
Die Ausbreitung der Corona-Pandemie verhindert im Jahr 2020 eine schnellere Expansion. Angedacht sind eigentlich neue Geschäftsgebiete mit insgesamt 8.400 Sharing-Fahrzeugen in Prag, Hamburg, Paris, Madrid, Budapest, München und Mailand. Der Plan verzögert sich. Erst 2021 kommt Hamburg als zweiter Standort hinzu.
Die Anmeldung bei We Share erfolgt schnell und kostenlos. Eine Fahrt kostet einen Euro Grundgebühr plus 29 bzw. 34 Cent pro Minute. Für eine Tagesmiete mit 100 Inklusivkilometern werden 58 bis 68 Euro fällig. Alternativ bietet We Share eine Mitgliedschaft mit 9,90 Euro monatlicher Grundgebühr an. Der Minutenpreis reduziert sich auf 0,19 bzw. 0,24 Euro. Die Tagesmiete kostet je zehn Euro weniger und umfasst 50 weitere Zusatzkilometer.
Steckbrief We Share
- Name: We Share
- Geschäftsgebiete: In Berlin und Hamburg jeweils Innenstadt und vereinzelt abgelegene Gebiete sowie Flughäfen
- Flottenstärke Deutschland: 2.300 Fahrzeuge
- Verfügbare Fahrzeugtypen: VW ID.3, VW ID.4
- Kosten pro Minute (Minutentarif): 0,29 bis 0,34 Euro, zuzüglich Grundgebühr.
- Mit WeShare+-Mitgliedschaft: 0,19 bis 0,24 Euro pro Minute, zuzüglich
- Grundgebühr.
- Inklusivkilometer (Minutentarif): Keine Begrenzung
- Zusätzliche Gebühren: Bei fortlaufender Miete Parkgebühren wie Minutentarif,
- günstiger mit Mitgliedschaft
- Kosten Langzeitmiete: 58 bis 68 Euro für 24 Stunden inklusive 100
- Freikilometer; 0,29 bis 0,39 Euro pro Zusatzkilometer)
- Monatliche Kosten: 0 Euro; WeShare+: 9,90 Euro
- Versicherung inklusive: Vollkasko mit 450 Euro Selbstbeteiligung
- Versicherung optional: Nicht verfügbar
- Besonderheiten: Rein elektrische Flotte, Fahrten ins Ausland verboten, 20 Euro Gebühr für Ordnungswidrigkeiten, automatische Anpassung auf Tagesmiete bei langer Mietdauer
Free-Floating Carsharing in Deutschland: Fazit
Carsharing kann vor allem in Großstädten eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Verkehrsangebot sein. Grundgebühren fallen in der Regel nicht an. Insofern lohnen sich mehrere Mitgliedschaften. Zumal die Freischaltung seit einigen Jahren nicht mehr per Mitgliedschaftskarte funktioniert, sondern per Smartphone.
Je nach Uhrzeit und Modell kann es allerdings teuer werden. Zudem empfiehlt es sich generell, das Auto vor Mietbeginn genau zu inspizieren und neue Schäden zu melden. Andernfalls kann es nach Mietende zur Diskussion kommen. Positive Entwicklung: Mittlerweile gehören viele Elektroautos zu den Carsharing-Flotten.
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