Audi Hoonitron: Wenn die 80er ein Elektroauto wären

Ken Block tauscht Pflaume gegen Ringe: Der Driftstar wechselt von Ford zu Audi – und bekommt dort ein Elektro-Unikat im Stil des S1 Sport Quattro.
Ken Block vor den Hoonitron
Ken Block und sein neuer Dienstwagen: Der Hoonitron lässt sich vom S1 inspirieren, fährt aber rein elektrisch [Bildquelle: Audi]

Audi versucht die Quadratur des Ringes. Der neue Markenbotschafter Ken Block, bekannt für emissionsintensive Autofahrten mit spektakulären Driftwinkeln, soll Elektroautos aus Ingolstadt promoten. Sein Werkzeug für diesen Zweck ist ein speziell angefertigtes Unikat, das wie eine Neuauflage der seligen Rallye-Legende Audi S1 aussieht. Codename: Hoonitron.

Wer Block und seine Videos sowie Audi und deren Nomenklatur kennt, der ahnt bereits, worauf das hinausläuft. Für alle anderen kommt hier die Erklärung: Ken Block ist Chef des Rennteams Hoonigan Racing Division. Der Name stammt vom umgangssprachlichen englischen Wort to hoon. Das deckt alle Aktivitäten ab, die in einem Auto spektakulär aussehen, Spaß machen und nicht zwangsläufig legal sind. Blocks Autos tragen stets Kunstnamen, die das Wort beinhalten, zum Beispiel Hoonicorn (ein 65er Mustang mit Allradantrieb und mehr als 1.400 PS) oder Hoonitruck (ein 77er Ford F-150 mit 927 PS).

Es geht also um ein Auto, mit dem sich allerhand Unsinn anstellen lässt. Audi steuert die Silbe -tron bei, übernommen von E-Tron, Audis Bezeichnung für Elektroautos. Blocks neuer Dienstwagen fährt also mit Strom. Zusammen mit der Silhouette von Audis ehemaligem Gruppe-B-Renner, der mit Namen wie Walter Röhrl, Stig Blomqvist und Michèle Mouton fest verknüpft ist, entsteht ein adäquates Driftmobil. Damit scheint sogar die eingangs erwähnte Aufgabe lösbar zu sein.

Audi Hoonicorn
Vorn Schneepflug, hinten Schrankwand: Audi bedient sich beim aerodynamischen Höhepunkt des Vorbildes [Bildquelle: Audi]

Audi Hoonitron: Leistung, Akku, Motoren, Daten

Audi hält sich zu den Details des Hoonitron noch bedeckt. Der Hersteller verrät bisher nur, dass das Auto auf einem Carbon-Chassis basiert, über zwei Motoren sowie Allradantrieb verfügt und den Standards der Motorsportbehörde Fia nachkommt. Und, dass der neue Markenbotschafter begeistert ist: „Es ist eine völlig neue Erfahrung, vom Stillstand direkt in einen Donut mit 150 km/h zu kommen – nur mit dem rechten Fuß“, lässt sich Block zitieren.

mobility.talk erfuhr bereits aus gut informierten Kreisen, was im Auto steckt: Die Motoren des Hoonicorn stammen aus der Formel-E. Gemeinsam leisten sie gut 350 kW, also knapp 500 PS –genug, um ein leichtes Auto mit kurzem Radstand gezielt aus der Spur zu treiben. Das gehört traditionell zu den Hauptaufgaben von Blocks Autos.

Der Hoonitron wiegt fahrbereit weniger als 1,5 Tonnen. Um das Gewicht so niedrig zu halten, bleibt der Akku klein. Ken Blocks Drehplan sieht generell nur kurze Stints vor, hohe Reichweiten sind nicht nötig. In jedem Fall hält der Akku viel länger durch als die Reifen: Bei ersten Tests mit Block am Steuer stand nach jeweils zehn Minuten Fahrzeit ein Boxenstopp an. Wir können uns also auf spektakuläre Videos freuen.

Audi Hoonicorn
Nicht im Bild: Formel-E-Technik mit 500 PS und der Fähigkeit, einen Satz Reifen in zehn Minuten komplett zu zerstören [Bildquelle: Audi]

Hoonitron fährt Gymkhana: Elektrikhana (2022)

Genau dafür hat Audi den Hoonitron gebaut. Bald soll unter dem Arbeitstitel Elektrikhana ein neuer Film entstehen, in dem Block sein neues Auto präzise und spektakulär driftet. Es ist das erste ohne Verbrenner-Sound.

Ein neuer Dienstwagen ändert aber nicht Ken Blocks Einstellung zu Autos. Verbrennungsmotoren liebt er weiterhin. Noch vor der Vorstellung des Hoonitron importiert er deshalb ein Stück (nachempfundene) Audi-Geschichte in seine Heimat: Block besitzt einen Nachbau des Audi Sport Quattro, aufgebaut von der Firma LCE Performance.

Das Original war 1984 ein limitiertes Homologationsmodell für den Rallyesport. Audi baute auf Basis des Modells Quattro ein Derivat mit kurzem Radstand (2,23 m) und starkem Fünfzylinder-Turbomotor (306 PS). Kein Auto war seinerzeit in Deutschland teurer: Der Neupreis betrug 195.000 Mark – so viel wie vier Audi Quattro.

Auf dieser Basis baute Audi ein Rallye-Auto für die Klasse Gruppe B. In diesem Segment gab es bedenklich viel Leistung und nur wenige Regeln. Audi gewann oft und entwickelte das Auto stetig weiter. Seinerzeit beschrieb man sein außergewöhnliches Spoilerwerk mit den Worten „Vorn Schneepflug, hinten Schrankwand“. Diese Evolutionsstufe (Sport Quattro E2) dient als Vorbild für den Hoonitron.

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