Autonome S-Bahn fährt durch Hamburg
In Hamburg fährt die S-Bahn jetzt autonom. Im Rahmen der Mobilitätsmesse „ITS“ starten zunächst vier Züge. Viele weiter sollen folgen.
In Hamburg startet eine Verkehrspremiere: Am heutigen Montag, den 11. Oktober werden autonom fahrende S-Bahnen auf die Schiene geschickt. Zunächst kommen vier autonome Züge auf einer 23 Kilometer langen Teststrecke zum Einsatz. Sie bedienen die Linie S21 von den Stationen Berliner Tor bis nach Bergedorf/Aumühle. Damit die autonomen Züge auf der Strecke fahren können, nahmen die Techniker Veränderungen am Stellwerk vor und überarbeiteten die Signaltechnik. Anfahren, Beschleunigen, Bremsen und Halten erledigen die vier, ebenfalls technisch angepassten, Züge von selbst.
Das Projekt ist Teil des Vorhabens „Digitale Schiene Deutschland“. Es soll die Infrastruktur der Bahn bis zum kommenden Jahrzehnt ins digitale Zeitalter bringen. Ein hochautomatisierter S-Bahn-Betrieb erlaubt laut der Bahn einen deutlich engeren Fahrzeugtakt auf der Schiene. Der sogenannte „Mindestzugfolgeabstand“ ließe sich so auf nur 90 Sekunden herunterkürzen. Zudem helfe die Automatisierung dabei den Energieverbrauch und die Betriebskosten zu senken.
Sicherheitsfahrer weiterhin an Bord
Das Projekt „Digitale S-Bahn Hamburg“ wird mit etwa 60 Millionen Euro zu gleichen Teilen von Hamburg, der Deutschen Bahn und Siemens finanziert. Geplant ist eine Ausweitung auf das gesamte S-Bahnnetz der Hansestadt. Deutschlandweit könnte bis in die 2030er Jahre ein Großteil der Züge und Strecken im Nah- und Fernverkehr so aufgerüstet werden.
Gänzlich allein lässt man die Fahrgäste in der S-Bahn allerdings nicht. Zur Sicherheit bleibt weiterhin ein Fahrer an Bord, der im Notfall eingreift. Nur die Fahrt zum Rangiergleis, wo die S-Bahn wendet, darf sie ganz allein durchführen. Außerhalb der digitalisierten Strecke steuern die Fahrer die Züge genauso wie die nicht-digitalisierten Pendants.
Den Startschuss für die ersten selbst fahrenden Züge geben der Deutsche-Bahn-Chef Richard Lutz, der Vorstandschef des Technologiekonzerns Siemens, Roland Busch, sowie Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher im Rahmen des Mobilitätskongresses ITS.
ITS-Weltkongress als Schaufenster für smarten Verkehr
Auf dem ITS-Weltkongress will sich die Hansestadt bis zum Freitag als weltweites Schaufenster für intelligente Verkehrssysteme präsentieren. „ITS“ steht für „Intelligent Transport Systems“. Der Kongress wird alljährlich an wechselnde Städte vergeben. Experten für Verkehr, Logistik und Digitalisierung diskutieren dort, wie gewerblicher und privater Verkehr unter den Vorzeichen von Klimakrise und steigenden Mobilitätswünschen aussehen könnten.
Rund 400 Aussteller aus aller Welt zeigen Ideen und Lösungen rund um intelligente Verkehrssysteme. Dazu zählen zum Beispiel die autonom fahrenden Kleinbusse, die bereits jetzt in der Hafencity unterwegs sind, ein Pilotprojekt für einen autonomen Transport von Schiffsladung zum Containerterminal oder selbstständig parkende Autos im Parkhaus.
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