Der BMW iX Flow ändert seine Farbe

Farbpigment, wechsel Dich: Der BMW iX Flow ist je nach Einstellung schwarz oder weiß. Bei Elektroautos kann das eine entscheidende Rolle spielen. Was dahinter steckt und ob es serientauglich ist, steht hier.

Constantin Bergander
Constantin Bergander
BMW iX Flow Studie Las Vegas CES (2022)
Cooler Effekt: Der BMW iX Flow kann seine Farbe von weiß auf schwarz ändern. Das funktioniert ganz ohne Displays [Bildquelle: BMW]

Es sieht aus wie eine Computeranimation, aber es passiert im echten Leben: Die BMW-Studie iX Flow kann selbstständig die Farben wechseln. Auf Knopfdruck trägt das augenscheinlich schwarz lackierte Elektro-SUV plötzlich weiß – oder umgekehrt. Der Wandel wirkt, als würde man im BMW-Konfigurator den Lack ändern.

Ein tolles Schauspiel, das selbst auf der Digital-Messe CES in Las Vegas futuristisch wirkt. Dabei geht es laut BMW aber nicht nur um Effekthascherei, sondern um einen echten Mehrwert. Parkt das Auto in der Sonne, reduziert eine helle Farbe das Aufheizen des Innenraumes. Andersherum könnte ein dunkler Lack in kalter Umgebung die Heizung entlasten. Der Hersteller argumentiert mit Effizienz und Energieverbrauch. Besonders bei einem Elektroauto sind das wichtige Themen. 

Sie schieben das Messe-Konzept ein Stück in Richtung Realität. Mit einer Serienproduktion in wenigen Jahren rechnen wir noch nicht. Andererseits erkennen wir an anderer Stelle eine ähnliche Richtung: In Fahrzeuginnenräumen kommt weniger Chrom zum Einsatz. An ihre Stelle tritt Ambientelicht, dessen Farbe sich einstellen lässt. Variable Außenfarben wären eine logische Weiterentwicklung. BMW-Design-Chef Adrian van Hooydonk bezeichnet das Auto als „fortgeschrittenes Forschungs- und Designprojekt“. 

BMW iX Flow Studie Las Vegas CES (2022)
BMW verwendet E Ink, die elektronische Tinte von E-Books. Der iX Flow ist also mit digitalen Buchseiten foliert [Bildquelle: BMW]

So funktioniert der Farbwechsel des BMW iX Flow (2022)

Für die Umsetzung dieser Idee greift BMW auf eine bekannte Technik zurück. Das Blech des iX ist mit sogenannter E Ink, also elektronischer Tinte foliert. Letztendlich ist die Oberfläche also ein großes E-Book. Sie besteht aus winzigen Kapseln, die schwarze und weiße Pigmente enthalten. Die dunklen sind positiv geladen, die hellen negativ. Ein Stromimpuls dreht die gewünschte Farbe nach außen. Diese Energie bedarf es nur beim Umschalten, die Farbe selbst verbraucht keinen Strom.

Theoretisch könnte der iX Flow also einen Roman (oder seine Preisliste) anzeigen. Praktisch zielt BMW auf einen anderen Effekt. Das Auto blättert nur die Farbe um. Das passiert nicht im Ganzen, sondern wischend. Dafür schneidet der Hersteller per Laser viele kleine ePaper-Stücke zurecht und verteilt sie auf der iX-Karosserie. Nach dem Anschließen der Stromversorgung versiegelt BMW das folierte Auto.

Was heute beeindruckend aussieht (und sich mit gesparter Energie verargumentieren lässt), könnte langfristig ein interessantes Extra sein. Die Farbgebung eines Gebrauchtwagens ließe sich ohne Aufwand ändern. Geteilte Autos wären personalisierbar. Und die Werbebranche wird begeistert sein. Wenn der Gesetzgeber mitspielt, dürfte die E Ink des BMW iX Flow in einigen Jahren in Serie gehen. Unser Tipp: Der Farbwechsel während der Fahrt wird nicht gestattet sein. Er lenkt zu sehr ab.

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