Brüssel: Jugendliche stehlen fast alle E-Roller von Go Sharing

In Brüssel stehlen Jugendliche fast die gesamte E-Roller-Flotte des Anbieters Go Sharing. Die Anleitung zum Diebstahl gab es für 20 Euro im Internet.

Dennis Merla
Dennis Merla
Ein Roller von Go Sharing steht vor einem Cafe
In Brüssel sind plötzlich fast alle E-Roller von Go Sharing ausgebucht, weil Jugendliche das Mietsystem geknackt haben [Bildquelle: Picture Alliance / Walter G. Allgöwer]

Für ein Wochenende schien es, als erfülle sich endlich der Traum von Mikromobilitäts-Unternehmen wie Lime, Tier, Go Sharing und Co: Ende März waren nahezu alle Elektro-Roller des Verleihers Go Sharing in Belgiens Hauptstadt Brüssel ausgebucht. Vor allem junge Menschen waren es, die plötzlich überraschend stark nach freien Elektrorollern gierten. Mit einem Durchbruch des Konzpets hat das allerdings wenig zu tun. Denn die jungen Menschen haben einen Weg gefunden, das Mietsystem des Anbieters zu umgehen. Anschließend liehen sie sich nach und nach fast die gesamte Flotte des Anbieters für kleine Spritztouren aus. War die Batterie leergefahren, stellten sie den Roller einfach ab und schnappten sich den nächsten.

In den sozialen Medien präsentierten einige der Beteiligten sogar Crashkurse mit Anleitungen, wie man die Roller stiehlt. „20 Euro = kostenlose Fahrten auf GO-Scootern jeden Tag“ verspricht eine dieser Anzeigen im Internet. Die Internet-Werbung zeigte Wirkung. Laut der Polizei kamen die Jugendlichen in „kleinen Gruppen“ aus Brüssel und benachbarten Orten. „Der Jüngste war ein 13-Jähriger“, bestätigt ein Polizeisprecher.

Demnach blieb es bei vielen der Fahrten nicht dabei, die Batterie leer zu fahren und das Fahrzeug irgendwo abzustellen. Viele der Elektroroller trugen Schäden davon, teilweise bis zum Totalschaden. „Wir haben nicht viele verloren, aber sie haben viele von ihnen beschädigt“, sagt der belgische Manager von Go Sharing, Yessin Aattache. Genauere Angaben darüber, wie viele Roller beschädigt wurden, macht das Unternehmen noch nicht, aber „ich sagen kann, dass es der Großteil unserer Flotte ist“, schiebt Attache nach. Die Brüsseler E-Roller-Flotte des Anbieters besteht aus rund 500 Fahrzeugen.

Go Sharing: Nun stehen die Reparaturen an

Wie genau die Jugendlichen das Mietsystem des Unternehmens umgehen konnten, verrät das Go Sharing nicht, bestätigt aber, dass es sich um ein Software-Problem handle, das inzwischen behoben sei. „Uns ist es wichtig zu signalisieren, dass wir bereits eine Lösung gefunden haben. Alle unsere Fahrzeuge werden ein Update erhalten“, sagte er. Daneben steht nun auch die Reparatur der Fahrzeuge an. Laut Go Sharing werde es aufgrund der Vielzahl der beschädigten Roller mehrere Wochen dauern, bis die Flotte wieder gänzlich einsatzfähig ist.

„Wir haben Kunden, die unsere Fahrzeuge jeden Tag fahren, die sich auf unseren Service verlassen, um sich in Brüssel fortzubewegen, und diese Menschen sind von diesem Problem betroffen, weil wir nicht mehr viele aktive Fahrzeuge haben“, erklärt Attache enttäuscht. Oben drauf gab es von den Jugendlichen nach der Aktion ein kurioses Feedback: Nach der Umgehung des Verleihsystems funktionierten die Scheinwerfer der Roller nicht mehr. Das kann nachts besonders gefährlich werden.

Weiterführende Artikel

Strom lohnt sich: CO2-Bilanz der Antriebsarten

Strom, Wasserstoff, E-Fuels oder doch Diesel und Benzin? Die CO2-Bilanz von Elektroautos wird immer besser. Selbst in der Kompaktklasse fahren sie schon nach wenigen

Studie: E-Bikes und E-Scooter zum Leihen sind nicht umweltfreundlich

Wie nachhaltig sind Sharing-Räder und Roller? Eine Studie der ETH Zürich belegt nun, dass die Leih-Gefährte kaum einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Anders sieht

Die besten Elektroroller: Summen statt Knattern

Sie sind leicht, leise, vergleichsweise sauber und nehmen kaum Platz weg: Elektroroller können in der Stadt und auf der Pendelstrecke Autos ersetzen. Diese 5

E-Scooter: 4200 Kilometer bis zur Nachhaltigkeit

E-Scooter sollen den Verkehr in Metropolen umweltfreundlicher machen. Das kann funktionieren. Aber nur, wenn sie sehr lange fahren. Und dann ist da noch das

Immer informiert sein?

Abonniere unseren Newsletter!