Share Now wird Free2Move: Das ändert sich
Mercedes und BMW verkaufen Share Now. Das Carsharing-Angebot geht an Free2Move vom Stellantis-Konzern. Das bedeutet die Übernahme.
Carsharing ist ein schwieriges Geschäft. Jedenfalls, wenn es sich um sogenanntes Free-Floating-Carsharing handelt. Share Now, We Share, Sixt Share, Miles – keiner der Anbieter verdient derzeit Geld. Ein hierzulande weniger gut bekannter Mitspieler hingegen ist laut eigenen Angaben profitabel: Free2Move. Das Carsharing des Stellantis Konzerns (Opel, Peugeot, Fiat u.a.) bietet seine Carsharing-Dienste innerhalb Europas derzeit nur in Paris und Madrid an, und dazu in einigen Städten in den USA.
Das wird sich noch 2022 ändern. Stellantis hat einen Vertrag mit Mercedes-Mobility und der BMW Group unterschrieben, mit der Absicht, deren Carsharing Share Now zu übernehmen. Das Bundeskartellamt hat Ende Juni 2022 zugestimmt. Damit kann Free2Move sein Carsharing-Geschäft nun mit einem Schlag verfielfachen. Die Flotte von bislang 2.500 Fahrzeugen weltweit vergrößert sich um 10.000 Fahrzeuge in 14 europäischen Großstädten. Darunter sind die deutschen Share-Now-Geschäftsgebiete Berlin, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart.
Was bedeutet das für Carsharer in Deutschland?
Wer derzeit mit Share Now Autos teilt, kann das zunächst wie gewohnt weiter tun. Die Übernahme durch Free2Move soll noch 2022 über die Bühne gehen, doch Share-Now-Nutzer*innen werden wohl noch länger über die gewohnte App mit den gewohnten Tarifen fahren. Wie ein Sprecher gegenüber Mobility.Talk sagte, dürfte es eine Übergangszeit geben. Ob, wann und wie die Accounts zu gegebener Zeit von Share Now zu Free2Move überführt werden, ist noch nicht klar. Wir gehen jedoch davon aus, dass es letztlich eine zentrale Plattform geben wird.
Am Fuhrpark von Share Now wird sich zunächst auch nichts ändern. Schon jetzt befinden sich neben Autos von BMW und Mini Fahrzeuge der Stellantis-Marken Fiat, Citroën und Peugeot im Share-Now-Angebot. Free2Move übernimmt die Flotte mit allen Fahrzeugen und will laut dem Sprecher auch weiterhin Autos andere Hersteller zum Teilen anbieten. Zudem rechnen wir fest damit, dass das Leichtkraftfahrzeug Citroën Ami oder der Bruder Opel Rocks-e es ins Carsharing-Angebot schaffen werden. Eine Bestätigung seitens Stellantis dafür gibt es jedoch noch nicht. Für derartige Details ist es noch zu früh.
Wie sind die Tarife bei Free2Move?
Free2Move bietet auf verschiedenen Märkten unterschiedliche Tarife an. So können Pariser Nutzer*innen wahlweise ohne Abo zu Preisen ab 0,31 Euro pro Minute Auto fahren. Eine Stunde kostet ab 14,40 Euro, jede weitere ab 7,20 Euro. Ab der fünften Stunde gilt der Tagestarif, dann fährt man für maximal 39 Euro. Mit Abo für 9,90 Euro im Monat reduziert sich der Minutenpreis auf 0,26 Euro, die Stunde gibt es ab 12 Euro, die folgenden kosten 6 Euro, der Tagespreis bleibt unverändert.
In Madrid hingegen fährt man bereits ab 0,17 Euro pro Minute Citroën Ami, ein Peugeot e-208 kostet ab 0,31 Euro. Der Tagessatz liegt hier bei 38 Euro. Welche Tarife Free2Move in Deutschland einführen wird, ist offen. Man darf davon ausgehen, dass sie sich bei den Gesamtkosten nicht wesentlich von den aktuellen Angeboten unterscheiden werden. Ein Unterschied zu den Tarifen von Share Now besteht allerdings darin, dass der Free2Move-Tarif sich automatisch an die Anmietdauer anpasst. Man fährt also nicht unendlich mit dem Minutentarif, sondern wechselt automatisch nach 60 Minuten in den Stunden-Tarif.
Was gibt es bei Free2Move sonst noch?
Free2Move war bereits in Deutschland aktiv. Mit der damaligen App konnte man beispielsweise in Berlin neben elektrischem Carsharing auch andere Sharing-Angebote wie Fahrräder oder Roller nutzen. Es ging dem Anbieter um intermodale Mobilität. Die Free2Move-App gibt es derzeit noch in Deutschland. Mit ihr lassen sich die Carsharing-Angebote in Paris und Madrid nutzen. Zudem kann man Autos mieten, abonnieren oder Parkplätze buchen. Zugleich fungiert die Free2Move App als Ladeapp für Elektroautos über den Stellantis-Ladeservice Charge my Car. Auch Ride-Haling ist möglich, allerdings nicht so kurzfristig wie etwa bei Uber.
Mit dem Carsharing-Angebot haben diese Services jedoch vorerst nichts zu tun. Auch kommuniziert Stellantis aktuell keine Pläne, Free2Move als Plattform für intermodale Mobilität in Deutschland weiter auszubauen. Vorerst gehe es primär um den Ausbau des Carsharings hierzulande. Durch die gewachsene Größe verspricht man sich Skaleneffekte, die das Geschäftsfeld profitabler machen sollen.
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