Der wilde Kaiser lockt mit Gratis-E-Bikes

Verkehrswende auch im Urlaub, oder doch lieber mit dem Auto in die Berge? Eine Region in Österreich testet grüne Mobilität – und lockt mit vielen Gratis-Diensten.

Redaktion
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EIne Tiroler Ferienregion will mehr Gäste dazu bringen, mit dem Zug anzureisen - und unterstützt sie mit einem Blumenstrauß lokaler Mobilitätsangebote [Bildquelle: VVT]

Mit der Bahn in den Urlaub, oder doch das Auto nehmen? Lässt sich die Anreise bis zum Bahnhof in Nähe des Ferienorts oft problemlos planen, droht dort dann häufig der Nahkampf mit dem Nahverkehr einer unbekannten Region. Samt Koffern, Kindern und mit leerem Magen. Schon die Vorstellung davon drängt dann doch so manchen ins eigene Auto. Schließlich ist man dann ja auch vor Ort mobiler.

Wie Urlaub und Verkehrswende besser zusammenpassen können, testet seit Anfang Mai eine Urlaubsregion in Österreich: Mit einem Rundum-Sorglos-Paket für Gäste, die mit der Bahn anreisen. Der Tourismusverband Wilder Kaiser bewirbt die vier Ferienorte Ellmau, Going, Scheffau und Söll, gelegen im Kaisergebirge zwischen Kufstein und Kitzbühel. Und startet nun eine „grüne Mobilitäts-Offensive“. Mit einer Reihe von Maßnahmen will die Tiroler Ferienregion den Reiseverkehr reduzieren – und dafür die Anreise ohne eigenes Auto so komfortabel wie möglich gestalten.

Konkret bedeutet das: Wer zwischen dem 1. Mai und dem 15. November 2022 eine an der Aktion teilnehmende Unterkunft bucht, bekommt eine Rundum-Mobilitätsbetreuung dazu. Die umfasst eine kostenlose Beratung, Unterstützung bei der Ticketbuchung für deutsche und österreichische Bahnen, ein kostenloses Shuttle vom Bahnhof zur Unterkunft, kostenlose Fahrt im Nahverkehr sowie in touristischen sogenannten Wander- und Seebussen und als weiteren Bonus ein Leih-E-Bike gratis für einen Tag sowie einen Restaurant-Gutschein für Züge der Deutschen Bahn. Bei der Abreise können die Gäste ebenfalls den kostenlosen Bahnhofs-Shuttle nutzen.

„Schließen die letzte Meile“

Der Auftrag der Beratungsteams ist es, für die Gäste die beste Zugverbindung zu finden und direkt zu buchen, auch das Shuttle kann dort bestellt werden. „Mit diesem Projekt schließen wir mit dem kostenlosen Shuttle die vielzitierte ‚letzte Meile‘ für den Gast“, sagt Christian Haselsberger vom Tourismusverband. Außerdem professionalisiere der Verband sein Beratungsangebot und setze mit den E-Bikes einen „weiteren Anreiz für die umweltfreundliche Vor-Ort-Mobilität“. Zusätzlich können sich Gäste sogar noch ein Nahverkehrsticket für ganz Tirol für einen Tag ausleihen.

Mit den E-Bikes sollen Feriengäste vor allem Wege im Dorf zurücklegen. Das Angebot steht auch Urlaubenden zur Verfügung, die mit dem Auto anreisen – dann ist allerdings nur die erste halbe Stunde gratis in der Gästekarte enthalten. Verleihstationen befänden sich an verschiedenen Stellen in der Region, so der Verband. Auch ein Ruf-Taxi in den Orten Ellmau und Going ergänzt das Mobilitätsangebot. Es kostet zwei Euro pro Person und fährt beliebte Ausflugsziele an.

Gratis-E-Bikes: Wer mit dem Zug anreist, kann für einen Tag ein solches Sharing-Rad nutzen oder sich bei der Unterkunft eines leihen [Bildequelle: TVB Wilder Kaiser/BarbaraStaudenhechtl]

Ziel: Weniger Verkehr im Feriengebiet

An dem Projekt des Tourismusverbands beteiligen sich insgesamt 57 Gastgeber*innen, die Unterkünfte verschiedener Preisklassen anbieten. Der Tourismusverband verfolge damit das Ziel, „das Verkehrsaufkommen in den vier Orten kontinuierlich zu verringern, um die ausgezeichnete Lebensqualität in der Region zu erhalten“, sagt Geschäftsführer Lukas Krösslhuber. Langfristig will die Region außerdem ihre komplette Ski- und Wanderbus-Flotte elektrifizieren. Ein großangelegtes Parkraummanagement soll außerdem Parksuchverkehr vermeiden und Fahrgemeinschaften unterstützen.  

Passen Urlaub und Mobilitätswende zusammen? In Tirol will man es in diesem Sommer herausfinden. Dies lasse man sich einiges kosten, sagt Lukas Krösslhuber. Es handele sich jedoch um eine lohnende Investition. Sicherlich willkommener Nebeneffekt: Mit den zusätzlichen Angeboten etabliert die Ferienregion Infrastrukturen, bevor private Anbieter mit entsprechenden Dienstleistungen im Angebot auf sie aufmerksam werden. Eine Chance, die manche große Stadt bereits verpasst hat.

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