Gebrauchtwagen-Kaufberatung: BMW i3 (2013 – 2022)

BMW lässt den i3 auslaufen: Ab Juli 2022 gibt es den Elektro-Kleinwagen nur noch gebraucht. Hier ist unsere Gebrauchtwagen-Kaufberatung für den i3.
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Constantin Bergander
BMW i3: Dreiviertel Front
Seit 2013 liefert BMW den i3 aus. Mit dem Juni 2022 endet die Produktion. Halb so wild: Besonders als Gebrauchter ist er interessant [Bildquelle: Peter Besser für TeamOn]

Seine größte Schwäche konnte der i3 zu Produktionszeiten nie überwinden: Für einen Kleinwagen ist er schlicht zu teuer. Als Gebrauchter wird er hingegen interessant. Denn mit einigen Vorbesitzern und Kilometern im Akku steigt er nicht mehr bei 39.000, sondern bei rund 16.000 Euro ein. Dafür gibt es: einen rein elektrisch betriebenen Kleinwagen mit niedrigem Verbrauch, wendigem und agilem Charakter, beeindruckender Konstruktion und Platz für vier.

Für BMW war der i3 einst ein Versuch, ein Leuchtturmprojekt für Technikverliebte. Der erste große Ausflug in die Elektromobilität verlief nicht an allen Stellen glatt. Manch ein Mangel kann teuer werden, manch ein Trick kann beim Kauf viel Geld sparen. Worauf Du beim Kauf achten musst, woran Du ein gesundes Auto erkennst und wie Du Folgekosten vermeidest, liest Du in unserer Kaufberatung.

BMW i3 gebraucht kaufen: Akkuzustand und Akku Garantie

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht die Gesundheit des Akkus. Keine Gebrauchtwagengarantie oder Versicherung reguliert Probleme an der Traktionsbatterie eines i3, auch nicht die Garantie von BMW selbst. Es handelt sich um ein Verschleißteil, das früher oder später aufgibt. Folglich muss es in gutem Zustand sein. Die gute Nachricht: Du kannst überprüfen, wie fit der Akku des i3 noch ist. Im Bordcomputer versteckt sich nämlich ein Menü, das Dir den „State of Health“ (SoH), also die Akkugesundheit anzeigt. Das funktioniert so:

  • Ermittle die Fahrgestellnummer (VIN). Die findest Du im Fahrzeugschein. Notiere die letzten sechs Ziffern und errechne die Quersumme.
  • Starte den i3
  • Halte die Taste links am Tacho-Display für etwa 10 Sekunden gedrückt. Im Tacho erscheint ein geheimes Menü.
  • Drücke dieselbe Taste so oft, bis das Display Punkt 10 („Entriegelung“) anzeigt. Halte die Taste etwa 3 Sekunden gedrückt, um den Menüpunkt auszuwählen.
  • In das folgende Menü gibst Du mittels derselben Taste die Quersumme ein, die Du zu Beginn ermittelt hast. Zur Bestätigung hältst Du die Taste erneut 3 Sekunden lang gedrückt.
  • Drücke dieselbe Taste so oft, bis das Display Punkt 13 („Tank/Batterie“) anzeigt. Bestätige erneut, indem Du die Taste 3 Sekunden lang drückst.
  • Schalte Dich mit derselben Taste bis Punkt 8 („Batt.Kapa. max“) durch. Dort kannst Du die aktuelle Netto-Kapazität des Akkus ablesen.
  • Das Menü verlässt Du wieder, indem Du die Zündung ausschaltest.

Verfügt der i3 über einen kleinen Akku (60 Ah), sollte er idealerweise 18 kWh Kapazität haben. Beim 94-Ah-Modell sollten 29 kWh angezeigt werden, bei der großen 120-Ah-Version 38 kWh – jeweils mit einer halben kWh Spielraum. Liegt der Wert signifikant darunter, ist der Akku schon spürbar verschlissen. Das bedeutet: weniger Reichweite und die Gefahr, dass er noch stärker nachlässt.

Neben dem Ablesen bietet sich bei einer Probefahrt das Ausprobieren an. Im Bereich von 20 bis 75 Prozent Ladestand sollte der i3 eine Ladeleistung von mindestens 40 kW halten, eher 45 bis 50 kW. Schafft er das nicht, stimmt etwas mit dem Akku nicht. Zusätzlich solltest Du alle zugehörigen Ladekabel ausprobieren. Vor allem der SchuKo-Adapter neigt zu Kabelbrücken.

Vor der Suche solltest Du Dir im Klaren darüber sein, mit welchem Akku Dein neuer i3 ausgerüstet sein soll. Schon die frühe Basisbatterie (2013 bis 2017) genügt für die meisten Stadtfahrten. BMW gibt eine „praxisnahe Reichweite“ von (im Sommer realistischen) 130 Kilometern an. Seit 2016 gibt es den i3 mit spürbar gesteigerter Ausdauer (200 Kilometer). Aktueller Einstiegspreis: etwa 20.000 Euro. Ab Ende 2018 steckt stets die große Batterie im i3. Bei ihnen sind in der Stadt 300 Kilometer drin. Preisbereich: 24.000 Euro aufwärts. Die Wahl sollten Fahrprofil und Geldbeutel entscheiden. Je mehr Kapazität, desto geringer die Reichweitenangst.

BMW i3 Innenraum
Luftig: Das reduzierte Cockpit lässt den Knien viel Platz. Große Menschen passen problemlos in den Kleinwagen [Bildquelle: Peter Besser für TeamOn]

BMW i3 gebraucht: Mit oder ohne REX?

Das Thema Reichweite begleitet die Elektromobilität in Dauerschleife. BMW gibt dem i3 deshalb optionale Starthilfe: Die Aufpreisliste umfasst einen sogenannten Range Extender (REX). Dabei handelt es sich um einen kleinen Rollermotor, der in der Lage ist, während der Fahrt den Ladestand der Batterie zu halten. Mit neun Litern Sprit erhöht er die Reichweite um 120 bis 150 Kilometer.

Der BMW i3 ist generell nicht für die Langstrecke entwickelt. Er fühlt sich als Stadtauto am wohlsten und wird vor allem im urbanen Raum bewegt. Mittlerweile gilt: In den meisten Regionen Deutschlands genügt die Ladeinfrastruktur, um genau das zu gewährleisten. Der REX lohnt sich nur, wenn die Reichweite des i3 für das typische Fahrprofil nicht ausreicht. In diesem Fall wäre ein anderes Auto vielleicht sinnvoller. BMW sieht das ähnlich und nimmt den Range Extender mit dem Facelift 2018 aus dem Programm.

Wenn es dennoch ein i3 mit REX sein soll, solltest Du ihn bei der Probefahrt ausprobieren. Das funktioniert erst bei einem Ladestand von 75 Prozent oder weniger und per manueller Aktivierung im Bordcomputer. Lambdasonde und Kabelbaum gelten als Schwachstellen. Einen akuten Defekt zeigt Dir die Motor-Kontrollleuchte an.

Achtung: Steht der Range Extender lange Zeit still, startet er selbstständig den Wartungsmodus. Dabei springt er an, bewegt sich durch alle Drehzahlen und geht dann wieder aus. Achte auf regelmäßige Öl- und Filterwechsel – sowohl beim Vorbesitzer als auch in Deiner Zeit mit dem Auto.

BMW i3: Reifen
Sie schmale Bereifung spart Energie, kostet aber Geld: Exotische Pneus sind generell teuer, der i3 macht keine Ausnahme [Bildquelle: Peter Besser für TeamOn]

Darauf musst Du beim BMW i3 achten: Reifen, Türen, Schiebedach

Bei der Besichtigung sollte Dein erster Blick den Reifen gelten. BMW zieht seltene Größen auf: 155/70 R19 (i3); 175/60 R19 (Hinterachse i3 mit REX), 175/55 R20 und 195/50 R20 (i3s und i3 mit Sportpaket). Die Reifen sind verhältnismäßig teuer. Geringes Profil (besonders auf der Hinterachse) oder ein fehlender Satz Winterräder gehört unbedingt in die Verhandlung.

Generell muss, wie bei jedem anderen Auto, alles am i3 funktionieren. Prüfe besonders die Türen: Lassen sich die Griffe leicht bedienen? Rasten die hinteren Türen sauber ein? Sind die Fenstergummis geschmeidig? Fahren die Fenster beim Öffnen der vorderen Türen automatisch ein Stück nach unten? Sehen die Bremsscheiben gut aus? Der i3 verzögert viel mit dem Motor. Die Reibbremse kann vor Langeweile altern. Gibt es Pixelfehler im Display? BMW übernimmt hier häufig die Materialkosten, den Einbau bezahlst allerdings Du.

Bei einem i3 mit Schiebedach solltest Du keinen Schreck bekommen: Es lässt sich wirklich nur ein bisschen öffnen. Prüfe trotzdem, ob die Mechanik sauber arbeitet. Schaue Dir außerdem die Abdeckkappen an den A-Säulen sorgfältig an. Hier entstehen oft Risse. Obwohl es sich um einen Materialfehler handelt, reguliert die Garantie nicht. Lade- und ggf. Tankklappe müssen sauber eingepasst sein. Und achte darauf, dass das Auto an der Serviceaktion aus Oktober 2020 (Austausch der Komfortladeelektronik) teilgenommen hat. Damals wurden vorbeugend Steuergeräte wegen möglicher Korrosion getauscht.

Während der Probefahrt muss das Auto problemlos geradeaus fahren. Eine verstellte Spur führt zum einseitigen Reifenverschleiß – und damit zu hohen Ausgaben für neue Pneus. Zudem muss der (Abstands-) Tempomat einwandfrei funktionieren. Störungen gibt es zum Beispiel, wenn die Frontscheibe getauscht, die Frontkamera aber nicht kalibriert wurde. Keine große Sache, aber eine aufwändige. Prüfe nebenbei den Langzeitverbrauch im Bordcomputer. Der gibt Aufschluss über die Fahrweise des Vorbesitzers.

BMW i3 Materialien
Pionier: Schnell nachwachsende Materialien und Rezyklate im BMW i3 [Bildquelle: Peter Besser für TeamOn]

Diese Ausstattung sollte ein BMW i3 haben

Such Dir am besten ein Auto aus, das nicht in einem Carsharing-Pool schuften musste. Dort werden Fahrzeuge mäßig bis schlecht behandelt. Das solltest Du nicht ausbaden. Dein künftiger i3 sollte zudem unbedingt LED-Scheinwerfer haben. Die Alternative mit Halogen-Licht wirkt im Vergleich wie eine mittelmäßige Funzel. Bei allen anderen Extras entscheiden Geschmack und Geldbeutel.

Lass Dir beim Kauf beide Schlüssel aushändigen. Keine Angst vor einer leeren Batterie: Der Wechsel kostet zwar bei BMW fast 100 Euro. Die Knopfzelle kannst Du aber problemlos selbst wechseln. Achte bei der Übergabe außerdem darauf, dass der Verkäufer das Auto gegebenenfalls aus der MyBMW-App entfernt.

Den regulären i3 flankiert seit 2017 der sportlicher ausgelegte i3S. Sein Elektromotor leistet 135 statt 125 kW, das Drehmoment beträgt 270 statt 250 Nm. Mit mehr Kraft, breiteren Reifen und einer eigenen Fahrpedalkennlinie fährt er etwas zackiger und sprintet flotter, verbraucht aber auch mehr Strom. Bei allem Aufwand, den BMW in die Effizienz des Autos steckt, fühlt sich ein Sportmodell widersprüchlich an. Andererseits: Er bleibt ein effizienter, aufwändig konstruierter Stadtflitzer.

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