Induktives Laden von Elektro-Taxis: Wie Handy oder Zahnbürste

Platte im Boden statt Kabel: Einige Kölner Taxis laden demnächst induktiv. Dafür wurde extra eine Haltespur umgebaut. Perspektivisch könnte die Technologie viele Komfortprobleme der E-Mobilität lösen.

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Constantin Bergander
Taxis laden in Köln induktiv
Induktives Laden für Taxis: Speziell umgerüstete Fahrzeuge des Herstellers LECV laden in Köln am Hauptbahnhof jetzt kabellos [Bildquelle: picture alliance/dpa | Horst Galuschka]

Kabelloses Laden kennen wir von Smartphones und Zahnbürsten. Die Stadt Köln testet jetzt das Potenzial von induktivem Laden für elektrisch betriebene Fahrzeuge. Genauer: für Elektro-Taxis. Auf dem Papier sind diese dafür Fahrzeuge prädestiniert: Sie legen in der Regel keine großen Entfernungen zurück, sind den ganzen Tag in Betrieb, warten aber an Hotspots zum Teil längere Zeit auf Passagiere. Nahe des Kölner Hauptbahnhofs holen sie sich währenddessen künftig etwas Reichweite zurück.

Das Experiment läuft nur in kleinem Rahmen, denn es bedarf vieler Vorbereitungen. In der Probierphase lädt nur ein bestimmter Fahrzeugtyp an einem Kölner Taxistand. Und dennoch: Wenn der Versuch glückt, könnte die Technik viele Komfortprobleme der Elektromobilität lösen – und sogar eine wichtige Frage der bundesweiten Energieversorgung beantworten.

Induktives Laden am Kölner Hauptbahnhof: Sechs Ladeplätze für fünf Taxis

Davor steht aber das Pilotprojekt. Das sieht so aus: Die Stadt Köln installiert vor dem Hauptbahnhof sechs induktive Ladeplatten im Asphalt, die eine hohe elektrische Leistung kabellos übertragen können. Jede einzelne dieser Platten nimmt eine Fläche von etwa eineinhalb Quadratmetern ein. Sie stammen vom Unternehmen Intis aus dem Emsland. Laut Werksangaben halten sie der Überfahrt eines 40-Tonners stand.

Das induktive Laden funktioniert bei Autos genauso wie bei Smartphones oder Zahnbürsten. Stark vereinfacht gesagt: Eine mit Wechselstrom betriebene Spule erzeugt ein Magnetfeld, das sich stetig verändert. Eine zweite Spule empfängt dieses Magnetfeld und erzeugt daraus wieder Strom. Mit dieser Technik ist es möglich, elektrischen Strom durch die Luft zu übertragen.

Die Ladeplätze sind für kompatible Elektrotaxis reserviert. Davon gibt es vorerst nur fünf Exemplare. Es handelt sich um die Neuauflage der Black Cabs aus London: Die London Electric Vehicle Company (LEVC), eine britisch-chinesische Firma, stellt die Elektro-Taxis nach Vorbild des Klassikers her. Sie verfügen über einen Elektromotor mit 110 kW Leistung und einen Akku mit 31 kWh Kapazität – genug für 130 Kilometer elektrische Reichweite. Ein Range Extender verlängert den Aktionsradius des Autos bei leerem Akku mit Benzin auf 500 Kilometer.

So weit soll es in Köln nicht kommen. Dafür rüstet die Firma Intis die Taxis um. Der Anbieter stellt die Umrüstkits nicht modellexklusiv, sondern universell her. Theoretisch kann also jedes Elektroauto nach einem Umbau kabellos laden. Die Taxis machen den Anfang.

Die Firma Intis stellt die komplette Ladetechnik her. Sie gibt an, Autos auch während der Fahrt induktiv laden zu können [Bildquelle: picture alliance/dpa | Horst Galuschka]

Elektrotaxi fahren ohne zusätzliche Ladestopps

Köln rechnet beim Projekt Induktionsladen wie folgt: Am Hauptbahnhof warten Taxis im Schnitt etwa eine Dreiviertelstunde lang auf einen Fahrgast. In dieser Zeit laden die Elektro-Taxis bei einer Ladeleistung von 22 kW etwa 75 Kilometer Reichweite nach. Bei einer Tageslaufleistung von durchschnittlich 150 Kilometern würden zwei Touren zum Hauptbahnhof genügen, um die Autos den ganzen Tag mit Strom zu betreiben.

Der klare Vorteil: Taxi-Fahrende müssen ihre Autos nicht an statische Ladesäulen stöpseln, sondern nur präzise auf einer markierten Stellfläche abstellen. Sie sind beim Laden nicht an einen Stellplatz gebunden. Bewegt sich die Taxischlange, rücken sie einfach zur nächsten Ladeplatte auf und laden dort weiter. Steht dann ein Fahrgast vor der Tür, bereiten sie ihm oder ihr keine unnötigen Wartezeiten.

Dass die Technik funktioniert, ist bereits bekannt. Schon seit einem Jahr ist ein Prototyp des Ladesystems bei einem Taxiunternehmer in Mühlheim in Betrieb. Jetzt soll die Installation im öffentlichen Raum die Möglichkeiten des Systems zeigen. Wie gut die Theorie aufgeht, überwacht die Universität Duisburg-Essen. Die Mittel für das Projekt kommt aus verschiedenen Quellen: Das Bundeswirtschaftsministerium und die Stadt Köln bezahlen Teile des Materials, RheinEnergie stellt den Strom zur Verfügung.

Taxis in Köln laden induktiv
Die umgerüsteten Taxis müssen präzise über den Ladepads halten [Bildquelle: picture alliance/dpa | Horst Galuschka]

Induktives Laden bei Elektroautos: Chancen und Zukunft

Intis denkt bereits einige Schritte weiter. Der Anbieter möchte nicht nur parkende oder wartende Fahrzeuge laden: Perspektivisch sollen Elektroautos während der Fahrt kabellos laden. Wenn dieses Konzept zuverlässig und großflächig aufgeht, könnte es die Elektromobilität einen wichtigen Schritt nach vorne bringen.

Denn wenn Elektroautos ständig beim Fahren Strom aufnehmen, dann fielen die langen Ladepausen weg, die heute zum Alltag gehören. Außerdem würden kleine Pufferakkus in den Autos genügen. Ohne den Zwang, für große Reichweiten riesige Akkus einbauen zu müssen, könnte der Preis für Elektroautos drastisch sinken. Damit wären sie dem Verbrenner im Alltag weit voraus.

Selbst der statische Einsatz von induktivem Laden bei Elektroautos wäre ein wichtiger Fortschritt. Einerseits, weil der Ladevorgang deutlich komfortabler wird. Und andererseits, weil alle Elektroautos, die auf einer induktiven Ladestation parken, als Pufferspeicher für das Stromnetzwerk dienen könnten: Per bidirektionalem induktivem Laden könnten sie Energie aufnehmen, wenn viel zur Verfügung steht – zum Beispiel an sonnigen oder windigen Tagen – und sie wieder abgeben, wenn Energie gebraucht wird.

 

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