Der Kia Niro EV im Test: Erstmals mit Frunk

Der Kia Niro EV wird für die zweite Generation behutsam weiterentwickelt. Er zeigt: Ein alltagstaugliches Elektroauto braucht keine spezielle Elektro-Plattform.

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Heiko Dilk
Ein weißer Kia Niro WV auf der Landstraße von vorne
Der Kia Niro wirkt in der zweiten Generation deutlich moderner gestaltet, unter dem Blech tut sich relativ wenig [Bildquelle: Kia]

Es ist noch Platz für den Niro im Modellangebot von Kia. Sogar dem rein elektrischen Niro EV bleibt die Marke treu. Dabei gibt es mittlerweile den EV6. Der steht auf einer überlegenen, weil moderneren Elektro-Plattform. Mit dessen 800-Volt-Technik und Ladeleistungen von mehr als 200 kW kann der Niro nicht mithalten. Der Niro EV muss sich weiterhin wie sein Vorgänger, der noch e-Niro hieß, die technische Basis mit einem Voll- und einem Plug-in-Hybrid teilen. Ob er damit noch vorne mitfährt, klärt der erste Test von Mobility.Talk.

Pro

Das gefällt uns
am Kia Niro EV
  • Effizienter Antrieb
  • Gute Reichweite
  • Ausgewogenes Fahrverhalten
  • Solides Platzangebot

Kontra

Das gefällt uns weniger
am Kia Niro EV
  • Geringe Ladeleistung
  • Keine intelligente Routenplanung
  • Mittelmäßige Aerodynamik
  • Hoher Preis zum Marktstart

So (weit) fährt der Kia Niro EV

Es hat sich nicht viel getan am Datenblatt: Der Akku wächst geringfügig und fasst nun 64,8 kWh statt 64 kWh wie bislang. Wenig tut sich entsprechend bei der Reichweite des Kia Niro EV: 460 Kilometer schafft er laut Norm mit einer Akkuladung, dem Vorgänger ging 5 km früher der Saft aus. Die erste Ausfahrt über oft tempobegrenzte Landstraßen und durch lockeren Stadtverkehr wirkt vielversprechend. Um die 12 kWh Verbrauch zeigt der Bordcomputer an. Theoretisch lassen sich so Reichweiten von rund 500 Kilometer erreichen.

Was sich bereits erahnen lässt: Auf der Autobahn wird der Niro EV wohl keine Bestwerte erreichen. Die SUV-Form schlüpft nun mal nicht besonders leicht durch den Wind. Doch Kia hat an der Aerodynamik gefeilt, so sind etwa die C-Säulen als Windtunnel ausgelegt. Die hindurchströmende Luft soll Verwirbelungen reduzieren. Wie gut der Niro EV sich mit seinem cw-Wert von 0,29 für die Langstrecke eignet, kann jedoch erst ein Alltagstest zeigen.

Ansonsten fühlt der Niro sich kompakt und wendig an, so dass er in der Stadt nicht aufträgt und auf der Landstraße Spaß macht. Er rennt aus dem Stand in 7,9 Sekunden auf Tempo 100, legt zügig los, wenn man aufs Fahrpedal tritt und er federt komfortabel und verbindlich. Das Geräuschniveau ist niedrig, nichts poltert oder knarzt.

Stromzähler

Reichweite
0 km
Ladezeit 0-80 % bei 80 kW
0 min
Ladezeit bei 11 kW
0 h

So schnell lädt der elektrische Kia Niro

Dass Kia ihn nicht für die weite Reise auslegt, zeigt die Ladeleistung. Maximal 86 kW sollen drin sein, was kaum über dem Wert des Vorgängers liegt. Zum Vergleich: Der Kia EV6 lädt mit bis zu 240 kW. 45 Minuten gibt Kia für die Ladung von 10 Prozent bis 80 Prozent Akkustand an. Kein nennenswerter Fortschritt im Vergleich zum Vorgänger, doch in der Praxis dürften sich leichte Vorteile ergeben. Denn Kia rüstet den Niro EV serienmäßig mit Akkuheizung aus. Der Speicher wird also bei Eingabe einer Ladestation ins Navi vorkonditioniert. Damit sollte zumindest gewährleistet sein, dass er seine maximale Ladeleistung auch ausnutzt.

An Wechselstrom lädt er serienmäßig mit 11 kW, für die volle Ladung vergehen also zwischen sechs und sieben Stunden. 22 kW wären schöner, damit ließen sich selbst bei komplett leerem Akku Blockiergebühren an der öffentlichen Ladesäule umgehen. Doch die 11 kW gibt es immerhin serienmäßig.

Schön modern: Der Innenraum des Kia Niro EV von 2022 wirkt deutlich attraktiver als beim Vorgänger [Bildquelle: Kia]

So unterhält und informiert der Niro EV

Kia gestaltet den Niro EV nicht nur außen deutlich moderner, im Innenraum tut sich ebenfalls eine Menge. Ein gebogenes Display vereint zwei 10,25 Zoll große Displays, eins fürs Infotainment eines für den digitalen Instrumententräger. Die Grafiken sehen hübsch aus. Was nötig ist, lässt sich im Cockpit einblenden. Fast alles, was man sucht, findet sich recht schnell. Wer will, kann sich zudem detaillierte Verbräuche von Motor, Klimaanlage und anderer Geräte anzeigen lassen.

Leider schwächelt Kia noch immer bei der Navigation. Eine dynamische Routenplanung inklusive Ladestopps unter Berücksichtigung der minimalen Fahrzeit gibt es immer noch nicht. Lediglich die grobe Reichweite kann man sich anzeigen lassen. Bei der Auswahl möglicher Ladestopps muss man sich selbst dann durch eine lange Liste arbeiten, wenn man welche entlang einer eingegebenen Route sucht. Kia verspricht Besserung, sagt aber noch nicht, wann sie kommt.

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So viel passt rein in den Kia Niro EV

Er ist ein bisschen größer geworden. In der Länge legt der Kia Niro EV um 65 mm auf 4,42 Meter zu, dazu wird er 20 mm breitet (1,82 m). Weil auch der Radstand wächst, sitzt man auf der Rückbank geräumiger als vorher. Es gibt größere Autos, doch gemessen an den Abmessungen bleibt viel Platz für die Knie. Der Kofferraum wächst ebenfalls, um rund 25 auf 475 Liter. Bei umgelegter Rückbank passen 1.392 Liter rein. Leider entsteht dann eine Stufe. Der doppelte Boden lässt sich eine Etage höher einlegen, um sie zu kaschieren.

Auf Fahrer- und Beifahrersitz gibt es viel Bewegungsfreiheit, zudem bringt Kia noch einige geräumige Fächer und Ablagen unter. Und: Erstmals gibt es im Niro EV einen Frunk. Also einen zweiten Kofferraum unter der Fronthaube. Der fasst zwar nur 20 Liter, aber das genügt zumindest fürs Ladekabel.

Ein Kia Niro EV vor der Frankfurter Skyline
Zum Modellwechsel wächst der Kia Niro EV um 65 mm in der Länge, das schafft etwas mehr Platz im Kofferraum und auf der Rückbank [Bildquelle: Kia]

Kia Niro EV Preis: So viel kostet er

Kia legt Wert darauf, die Hürde für den Einstieg in die E-Mobilität mit dem Niro besonders niedrig zu legen. Allerdings gilt das preislich in erster Linie für den Hybrid und den Plug-in-Hybrid. Die sind ab 20.690 Euro und ab 36.690 Euro zu haben. Der Preis für den Niro EV schockt etwas: 47.590 Euro steht in der Preisliste. Den EV6 mit moderner Elektrotechnik gibt es günstiger. Wobei dann nur der kleine 58-kWh-Akku für 400 km Reichweite drin steckt. Der Niro EV fährt weiter und: Er kommt zunächst immer in der Ausstattung Inspiration. Das Basismodell ab 39.990 Euro folgt später. Abzüglich Elektroprämie wird also ein solides Angebot draus.

Fazit:

Der Kia e-Niro war für seine Zeit ein prima Elektroauto. Die zweite Generation entwickelt Kia eher evolutionär als revolutionär weiter. Kleinigkeiten wie ein Frunk und die Möglichkeit, elektrische Verbraucher extern zu betreiben („Vehicle to load“ bzw. „Vehicle to device“), erhöhen den Alltagsnutzen. Dass sich bei der Ladeleistung und bei der Routenplanung wenig bis nichts tut, ist schade, lässt sich aber verschmerzen, wenn man ihn nicht als Langstrecken-Auto versteht. Dann ist der Niro EV immer noch ein prima Elektroauto.

Heiko | @MobilityTalk

Technische Daten – Kia Niro EV
ModellKia Niro EV Inspiration
Reichweite WLTP460 km
Ladedauer DC45 min (0-80 %)
Ladeleistung DC86 kW
Ladedauer AC6 h 20 min (0-100 %)
Ladeleistung AC11 kW
Kofferraum475-1392 Liter (+ 20 l Frunk)
Länge4.420 mm
Breite1.820 mm
Höhe1.570 mm
Radstand2.720 mm
Gewicht1.757-1.814 kg
Zuladung443 kg
Akkukapazität64,8 kWh (brutto)
0-100 km/h7,9 s
Geschwindigkeit167 km/h
Leistung150 kW (204 PS)
Drehmoment255 Nm
AntriebElektrisch/Vorderachse
Verbrauch (WLTP)16,2 kWh/100 km
Basispreis Kia Niro EV39.990 Euro
Testwagenpreis47.590 Euro

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