E-Auto-Laden bei Lidl nicht mehr kostenlos

Es war wohl nur eine Frage der Zeit: Bei Lidl und Kaufland soll das Laden eines Elektroautos künftig Geld kosten. Bisher war die Nutzung der Ladestationen kostenlos.

Björn Tolksdorf
Björn Tolksdorf
Seit einigen Jahren bieten die Supermärkte der Schwarz-Gruppe, Lidl und Kaufland, ihren Kund*innen kostenlosen Ladestrom. Das soll sich nun ändern [Bildquelle: Lidl]

Das Laden beim Discounter ist für viele Elektroauto-Fahrende zur liebgewonnenen Gewohnheit geworden. Kein Wunder, denn bislang gibt es dort Strom gratis. Das gilt lange für Aldi und gilt bislang für Lidl oder Kaufland. Dafür nimmt man manchen Komfortnachteil in Kauf: Nicht immer ist die Säule frei, besonders umkämpft ist häufig der schnelle Gleichstrom-Anschluss. Zudem sind die Säulen zu bestimmten Tageszeiten oft für Carsharing reserviert und zu anderen gleich ganz abgeschaltet. Mal ist die Lidl-App zur Authentifizierung erforderlich, mal nicht. Kurz: Das Laden klappt nicht immer, aber wenn, dann gibt es Strom gratis.

Das soll sich nun ändern. Auf den Supermarktparkplätzen der Schwarz-Gruppe, also bei Lidl und Kaufland, kostet das Laden des Elektroautos künftig Geld. Ab dem 12. September 2022 möchten Lidl und Kaufland für das langsame Laden mit Wechselstrom 29 Cent pro Kilowattstunde abrechnen, das schnelle Laden mit Gleichstrom soll dann 48 Cent pro Kilowattstunde an Säulen bis 149 kW Ladeleistung kosten. An schnelleren Säulen mit 150 kW oder mehr Ladeleistung beträgt der Preis dann 65 Cent. 

Nutzung der Ladesäulenstark gestiegen

Damit reagieren Lidl und Kaufland nicht unbedingt auf stark steigende Energiekosten, sondern zuerst auf die stetig steigende Nachfrage nach Strom durch immer mehr Elektroautos. 2020 hätten bei Lidl im Schnitt vier Fahrzeuge pro Tag an einer Säule geladen, 2021 doppelt so viele, so der Einzelhandelskonzern. Aktuell seien es bei Kaufland schon bis zu 20 Ladevorgänge pro Ladesäule und Tag. Für den Anbieter ist das Bereitstellen dieser Ladesäulen also nicht nur zunehmend eine teurere, sondern auch eine immer schlechtere Werbung. Die Wahrscheinlichkeit, nicht laden zu können, ist vor allem in den Städten inzwischen recht hoch – und bei Kaufland sogar um rund 20 Prozent höher als bei Lidl.

Zur Abrechnung können Kund*innen wohl ihre Lidl-App benutzen, die offiziell schon heute zur Authentifizierung an Lidl-Ladesäulen benötigt wird. Das Laden war jedoch an vielen Säulen mit „älterer“ Software auch ohne Authentifizierung möglich. Es bleibt also abzuwarten, ob Lidl sein komplettes Netz zum genannten Stichtag umstellen kann.

Nach eigenen Angaben unterhielt die Schwarz-Gruppe an
Lidl-Filialen deutschlandweit im Mai 2022 gut 1.000 E-Ladepunkte, hinzu kamen knapp 300 Ladepunkte bei Kaufland. Dieses Netz soll bereits im laufenden Jahr 2022 deutlich wachsen: 1800 neue Ladepunkte will Lidl installieren, bei Kaufland sollen es 380 sein. Im März 2023 soll jede dritte Lidl-Filiale (insgesamt 3200) über Ladesäulen für Elektroautos verfügen. Nach eigenen Angaben deckt Lidl Deutschland den Strombedarf vollständig mit
Ökostrom.

Auch europaweit setzen die Discounterketten der Gruppe auf Ladestationen zur Kundenbindung: 13.000 E-Auto-Ladepunkte sollen Ende 2022 im internationalen Netz der Schwarz-Gruppe vorhanden sein. Die neuesten Ladesäulen verfügen dabei über zwei Schnellade- und einen Wechselstromanschluss.

 

Die Kundenbindungs-Apps von Lidl und Kaufland enthalten bereits eine Bezahlfunktion, die aber nicht jeder Nutzende aktiviert hat [Bildquelle: Lidl]

Auch bei Aldi kostet das Laden Geld

Lidl und Kaufland folgen mit diesem Schritt dem Wettbewerber Aldi, der bereits seit Juni 2022 je Kilowattstunde kassiert, wenn die dort installierten Ladestationen genutzt werden.  Aldi Süd bietet nach eigenen Angaben elektrisches Laden an 500 Standorten an. Die Gebühren: 29 Cent pro Kilowattstunde an Wechselstrom-Ladepunkten, 39 Cent an Schnelladesäulen. Das Laden bei Aldi Süd funktioniert ohne Registrierung, die Bezahlung ist per Kredit- oder EC-Karte möglich. Ebenso kann eine Ladekarte eines Drittanbieters genutzt werden, dann jedoch zu den Preisen des jeweiligen Vertrags.

Aldi Süd hat hat damit gleichzeitig den Service an den Ladestationen verbessert: So ist das Laden dort nun auch außerhalb der Geschäftszeiten möglich. In der Regel von 6 bis 22 Uhr, an einigen Stationen auch rund um die Uhr. Zudem entfiel mit der Umstellung die Begrenzung auf eine Stunde. Auch Aldi hat es jedoch nicht geschafft, ein Bezahlsystem in alle Ladesäulen zu integrieren: „Aus technischen Gründen können wir den Strom an einigen E-Ladestationen nicht abrechnen“, schreibt die Discounterkette auf ihrer Homepage. In Einzelfällen dürfte das kostenlose Laden auf dem Supermarktparkplatz also auch in Zukunft noch möglich sein.

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