Mercedes EQS SUV: Höher, schwerer, weniger weit

Nach dem windschlüpfigen EQS stellt Mercedes ein SUV auf der gleichen Plattform in den Wind. Alle Details zum Mercedes EQS SUV.

Heiko Dilk
Heiko Dilk
Ein Mercedes EQS SUV in der Frontansicht
Rund 20 Zentimeter höher als die Limousine und ein paar Zentimeter breiter: Zwar bemüht Mercedes sich beim EQS SUV um gute Aerodynamik, doch die Stirnfläche fällt naturgemäß üppig aus. [Bildquelle: Mercedes Group]

Wer Effizienz schätzt, den kann dieses Auto nur enttäuschen. Das Mercedes EQS SUV nutzt zwar die gleiche Technik wie die 2021 gestartete Luxuslimousine EQS, doch bei der Reichweite kann es nicht mithalten. Wie auch. Der EQS duckt sich mit gut 1,50 Metern Höhe im windschlüpfigen One-Bow-Design weg. Er hält mit einem Cw-Wert von 0,20 den Rekord für Serienfahrzeuge. Das EQS SUV stemmt sich mit einer Höhe von 1,72 Metern gegen den Fahrtwind. Gut drei Zentimeter breiter ist es ebenfalls.

Die hohe Sitzposition, bis zu sieben Sitzplätze und mehr Kofferraumvolumen sind die Vorteile des SUVs. Und natürlich die Geländegängigkeit. Die niemand braucht und nutzt. 645 Liter passen im Fünfsitzer hinter die Rückbank. Legt man sie flach, werden es 2100 Liter. Die dritte Sitzreihe schränkt das etwas ein, doch auch mit 565 bis 2020 Litern bleibt im Siebensitzer genügend Kofferraum für alle Lebenslagen. Mit rund 5,13 Metern Länge bleibt das SUV übrigens fast zehn Zentimeter kürzer als die Limousine.

Mercedes EQS SUV: Um die 600 km Reichweite

Im Unterboden steckt der gleiche Akku wie beim EQS. Er fasst knapp 108 kWh nutzbare Energie. Die Reichweite gibt Mercedes mit 536 bis 660 Kilometern für das EQS SUV 450+ an. Im Alltag wird man mit maximal 500 Kilometern rechnen müssen, bei hohem Autobahnanteil weniger. Der Verbrauch liegt zwischen 23 und 18,6 kWh/100 km. Bei der EQS Limousine sind es rund 3 kWh weniger – bis zu 780 Kilometer Normreichweite stehen dort im Datenblatt.

Drei Antriebsstränge stehen beim EQS SUV zur Wahl. Der EQS 450+ verfügt über 265 kW (360 PS) und treibt die Hinterräder an. Der EQS 450 4Matic kommt auf die gleiche Leistung, verfügt aber über 800 statt 568 Newtonmeter Drehmoment und verteilt die Kraft an alle vier Räder. Topmodell wird vorerst der EQS 580 4Matic mit 400 kW (544 PS) und 858 Nm. Beide Allradmodelle schaffen mit einer Akkuladung 507 bis 613 Kilometer.

Mercedes EQS SUV von schräg oben
Das Mercedes EQS SUV misst etwa zehn Zentimeter weniger in der Länge als der 5,22 Meter lange EQS. Doch es ist 20 Zentimeter höher. [Bildquelle: Mercedes Group]

Stromzähler

0 km
Reichweite
0 kW
Ladeleistung DC
0 min
Ladezeit 10-80 %

Laden mit 400-Volt-Technik und bis zu 200 kW

Geladen wird bei Mercedes nach wie vor mit 400-Volt-Technik. Maximal beträgt die Ladeleistung 200 kW, was den Akku im Mittel in einer guten halben Stunde von 10 auf 80 Prozent bringen soll. 250 Kilometer lassen sich in 15 Minuten nachladen. An Wechselstrom lädt das EQS SUV serienmäßig mit 11 kW, optional sind es 22 kW.

Während der Fahrt gewinnt das EQS SUV wahlweise mehr oder weniger Energie zurück. Die drei Rekuperationsstufen D-, D und D+ lassen sich über die Lenkradpaddel anwählen. In D+ rollt das EQS SUV frei, D- bremst es stärker ab für mehr Energierückgewinnung. Zusätzlich rekuperiert das SUV in D-Auto adaptiv und rollt je nach Verkehrssituation frei oder rekuperiert bis zum Stillstand.

Infotainment mit Hyperscreen und Zero Layer

Wie schon im EQS gestaltet Mercedes das Cockpit des EQS SUV ebenfalls optional mit Hyperscreen. Hier zieht sich eine Bildschirmeinheit über die komplette Innenraumbreite. Unter einem nahtlosen Deckglas stecken drei Einzelbildschirme. Der digitale Instrumententräger misst 12,3 Zoll, ein 17,7 Zoll großer Bildschirm bündelt die Infotainment-Funktionen und ein weiteres 12,3-Zoll-Display dient Beifahrenden als Kommandozentrale.

Die MBUX genannte Bedienoberfläche funktioniert nach dem „Zero Layer“-Prinzip. Per KI werden dabei zu jeder Zeit die (mutmaßlich) relevanten Funktionen auf dem Bildschirm eingeblendet und lassen sich so mit einem Fingertipp anwählen. Welche das sind, wird basierend auf der Situation sowie den Vorlieben und Gewohnheiten der Insassen entschieden. Selbstverständlich lässt sich MBUX auch per Sprachsteuerung bedienen.

Blick ins Cockpit mit Hyperscreen des Mercedes EQS SUV
Den rund 1,41 Meter breiten Hyperscreen gibt es beim Basismodell optional, im EQS 580 4Matic ist die Bildschirmeinheit serienmäßig. [Bildquelle: Mercedes Group]

Mercedes EQS SUV: Assistenten auch nachträglich als Update

Wie bei Mercedes üblich lassen sich zahlreiche Assistenzsysteme ordern. Das EQS SUV hält je nach Ausstattung den Abstand, lenkt selbständig, passt das Tempo an den Streckenverlauf und Tempolimits an und bremst im Notfall allein. Ob das EQS SUV genau wie die Limousine zu einem späteren Zeitpunkt automatisierte Fahrfunktionen nach Level 3 erhält, verrät Mercedes noch nicht, logisch wäre es jedoch.

Wie schon bei der Limousine gibt es auch beim SUV diverse davon nachträglich per Update aus der Luft (Over the Air Update). So lässt sich beispielsweise für die Allradlenkung ein auf 10 Grad vergrößerter Lenkwinkel nachträglich freischalten. Neu beim SUV sind als OTA-Updates der Anhängerrangier-Assistent, der Verkehrszeichenassistent, augmented Reality fürs Navi und diverse Energizing Comfort-Funktionen.

Serienmäßig federt das EQS SUV mit Luft und lenkt an der Hinterachse um bis zu 4,5 Grad mit. Zu den üblichen Fahrprogrammen Eco, Comfort, Sport und Individual kommt beim SUV zudem ein Offroad-Programm, das mehr Schlupf an den Rädern zulässt, damit man auf losem Untergrund besser vorankommt. Wie sich das in der Praxis anfühlt, konnten wir bereits auf einer Mitfahrt im EQS SUV begutachten.

Mercedes EQS SUV Preis und Marktstart

Das Mercedes EQS SUV soll im zweiten Halbjahr 2022 zu den Händlern rollen. Zunächst ist es als 450+ mit Hinterradantrieb, als 450 4Matic mit Allrad und als deutlich stärkerer Mercedes EQS 580 4Matic zu haben. Die Preise verrät Mercedes noch nicht. Klar ist, das SUV wird teurer als die Limousine. Die startet als EQS 450+ bei etwas mehr als 107.000 Euro, der EQS 580 4Matic kostet knapp 136.000 Euro. Zudem gibt es den EQS noch als 350 mit kleinerem Akku ab 98.000 Euro. Ob Mercedes den ebenfalls im EQS SUV anbietet, bleibt abzuwarten. Dann dürfte die Reichweite jedoch unter 500 Kilometer sinken.

Fazit:

Es muss wohl sein – SUVs werden immer noch gerne gekauft, also werden die Autohersteller sie weiter produzieren. Dass das EQS SUV in der wichtigsten Elektroauto-Disziplin weit hinter der EQS Limousine fährt, wird die Klientel wenig stören. Dabei dürfte der Reichweiten-Unterschied in der Praxis noch deutlich größer ausfallen als laut Norm.

Heiko | @MobilityTalk

Technische Daten – Mercedes EQS SUV
Modell EQS 450+ EQS 450 4Matic EQS 580 4Matic
Motor/Antrieb Elektromotor/Hinterachse 2 Elektromotoren/Vorne, hinten 2 Elektromotoren/Vorne, hinten
Leistung 265 kW (360 PS) 265 kW (360 PS) 400 kW (544 PS)
Drehmoment 568 Nm 800 Nm 858 Nm
Verbrauch 23,0-18,6 kWh 24,0-20,0 kWh 24,0-20,0 kWh
Akkukapazität 107,8 kWh 107,8 kWh 107,8 kWh
Reichweite 536-660 km (WLTP) 507-613 km (WLTP) 507-613 km (WLTP)
Ladeleistung bis 22 kW (AC), bis 200 kW (DC) bis 22 kW (AC), bis 200 kW (DC) bis 22 kW (AC), bis 200 kW (DC)
Preis n.a. n.a. n.a.

Weiterführende Artikel

Strom lohnt sich: CO2-Bilanz der Antriebsarten

Strom, Wasserstoff, E-Fuels oder doch Diesel und Benzin? Die CO2-Bilanz von Elektroautos wird immer besser. Selbst in der Kompaktklasse fahren sie schon nach wenigen

Der BMW iX xDrive50 im Test: Preis, Reichweite

Der BMW iX ist das modernste Elektroauto von BMW – doch die gute Technik steckt im falschen Körper. Der BMW iX xDrive50 im Alltagstest.

Mercedes Vision EQXX: Reichweite von Berlin bis Paris

Effizienz statt SUV: Mit dem Vision EQXX gibt Mercedes einen Ausblick auf die E-Mobilität der nahen Zukunft. Neben 1.000 km Reichweite gibt es nachhaltige

So fährt der Audi Q4 E-Tron (2021)

Kurze Nase, großer Körper und ein Pfeil, der auf der Straße tanzt: Der Audi Q4 E-Tron startet mit viel Platz und innovativer Navigation.

Immer informiert sein?

Abonniere unseren Newsletter!