Warum die Paketzustellung per Drohne wohl ein Traum bleibt

Schon vor neun Jahren wollte Amazon seine Päckchen per Drohne durch die Luft zum Kunden bringen. Passiert ist seitdem wenig. Fortschritte gibt es in anderen Bereichen der Drohnen-Technologie.

Simon Pausch
Simon Pausch
Paketzustellungen per Drohne sollen den Güterverkehr in Zukunft klimapositiv entlasten. [Bildquelle: Michel Euler/Picture-Alliance]

Die Theorie klingt fast paradiesisch: Um den Verkehr auf den Straßen zu entlasten, werden Pakete eines Tages nur noch mit Drohnen zugestellt. Die fliegen durch die Luft, werden im Zweifel elektrisch angetrieben und reduzieren die Zahl der Transporter in den Innenstädten. Sauber, effektiv – und ohne jede Beeinträchtigung anderer Verkehrsteilnehmer*innen. Schon 2013 kündigte Amazon-Gründer Jeff Bezos diese Art der Sendungszustellung an. Passiert ist seitdem wenig.

Dabei wäre der Bedarf durchaus vorhanden, nicht zuletzt wegen Anbietern wie Amazon. So ist der Anteil der Paketdienstleister am Verkehrsaufkommen auf mehr als 20 Prozent angewachsen, Tendenz steigend. Und da sind Gütertransporte via Schiene noch gar nicht mitgezählt. Das Problem ist also größer geworden – flächendeckender Drohnen-Einsatz in der Logistik jedoch noch immer nicht greifbar.

Viele rechtliche Fragen unbeantwortet

Mitja Wittersheim hält den Schlüssel zur Lösung dieses Dilemmas in den Händen. In Hamburg gründete er mit zwei Kollegen das Startup Beagle Systems, das sich auf den kommerziellen Drohneneinsatz spezialisiert hat. Die Beagle-Drohne, ein eigens entwickeltes Unikat, absolviert Aufklärungsflüge entlang von Bahntrassen oder Pipelines. Sie liefert den Kunden aus Industrie und Verwaltung hochauflösende Bilder von Gebieten, die sich kaum auf herkömmlichem Wege überblicken lassen. Auch die Überwachung von Großbaustellen gehört zu ihren Einsatzgebieten. Im Gegensatz zur Auslieferung von Paketen.

Wittersheim glaubt nicht, dass sich mit Drohnen die Verkehrsprobleme in Großstädten lösen lassen. „Ich denke, dass Lieferungen per Drohne eines Tages kommen werden“, sagt er: „Aber vor allem in ländlichen Regionen. Ich sehe das als sehr sinnvolle Lösung, wenn die Drohne ein Paket liefert und stattdessen kein Lieferwagen 30 Kilometer auf das Dorf fahren muss.“

In ländlichen Regionen ließen sich zudem Sicherheits- und Datenschutzfragen leichter beantworten. Bis heute gibt es in Deutschland keinen rechtlichen Rahmen für den Einsatz von Drohnen in dicht besiedeltem Gebiet. Wie läuft die Paketzustellung konkret ab, ohne dass ein Sicherheitsrisiko entsteht? Wo wird das Paket abgestellt? Wie steht es um die Haftung, wenn es zu Beschädigungen kommt? All diese Fragen sind bislang in Deutschland ungeklärt.

Volocopter-Drohne kann große Lasten transportieren

Dennoch erzielt die Branche durchaus Fortschritte. Bei der Logitistikmesse ITS, die im Herbst 2021 in Hamburg stattfand, zeigte die Firma Volocopter aus Bruchsal erstmals eine Schwerlastdrohne. Das riesige Fluggerät mit seinen 18 Rotoren kann theoretisch Lasten von bis zu 200 Kilogramm über eine Strecke von 40 Kilometern transportieren. Doch auch hier fehlt der bislang der rechtliche Rahmen, auf dessen Grundlage um die technischen Möglichkeiten herum ein Geschäftsmodell entstehen könnte. Bislang existiert für solche Verkehre nicht einmal eine Ordnung des Luftraums, etwa analog zur Straßen-Verkehrsordnung.

Wie die Zustellung von Waren mit Drohnen eines Tages aussehen könnte, lässt sich bisher nur prototypisch betrachten, etwa am Beispiel des Projektes Medifly. In Hamburg läuft derzeit die Testphase für dieses Projekt, in dem eilige Medikamente, medizinisches Gerät oder Organe für Transplantationen per Drohne zu ihrem Bestimmungsort transportiert werden – etwa von einem Krankenhaus zum anderen. Dafür war eine Reihe von Ausnahmegenehmigungen nötig. Aber immerhin kann kein Verkehrsstau mehr die Auslieferung einer solchen dringend benötigen Fracht behindern.

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