Toyota Prius 5 2023: Das Öko-Statement soll jetzt sexy werden
Beim Prius 5 traut sich Toyota was Neues: Hübsch, stark und sportlich soll er werden. Für den ersten Großserien-Hybrid der Autogeschichte ist das ein überraschender Schritt.
Dieses Auto wurde erst belächelt, dann ein Lifestyle-Symbol, später ein Must-have der Taxibranche und ihrer Plattformökonomie-Ableger. Der Toyota Prius kommt erstmals 1997 auf den Markt. Mit der Hybridtechnik gelingt es Toyota, den Spritverbrauch und damit den CO2-Ausstoß gegenüber vergleichbaren Benzinern um rund 40 Prozent zu reduzieren. In der Folge wird der Prius vor allem in Kalifornien zum Öko-Statussymbol. Tom Hanks, Julia Roberts oder Leonardo die Caprio zeigen damit ihr grünes Gewissen. Das polarisiert. Wer mit diesem Lebensgefühl nichts anfangen kann, stilisiert den Toyota Prius zum „Feindbild echter Autofans“. Im Internet kursieren hunderttausende fiese Prius-Witze.
In rund 25 Jahren verkauft Toyota mehr als 5 Millionen Exemplare der Schrägheck-Limousine, davon die meisten in den USA und in Japan. Der Prius bereitet auch den Boden für die Elektrifizierung von Verbrennungsmotoren. Alle Hersteller folgen dem mittlerweile, aus heutiger Sicht allerdings viele zu spät. These: Hätten europäische Hersteller früher und konsequenter auf Hybrid gesetzt, hätte der Straßenverkehr seine ans Pariser Klimaabkommen angelehnten CO2-Ziele nicht krachend verfehlt.
Wer hat auf einen neuen Prius gewartet?
Das allerdings ist (Automobil-) Geschichte. In den letzten Jahren tritt Toyota zunehmend als Bremser auf. Verweigert sich lange dem wuchtigen Trend zum E-Auto, lobbyiert gar dagegen. Wenn nun im Sommer der neue, fünfte Toyota Prius auf den Markt kommt, hat zumindest hierzulande niemand so richtig darauf gewartet. Den Vorgänger hat Toyota ab 2020 schrittweise aus dem Programm genommen. Erst den Hybrid, dann den Van Prius+, dann den Plug-in-Hybrid. Und das trotz des großen Erfolgs in der Taxibranche. Sie schätzt den niedrigen Verbrauch und die robuste Haltbarkeit des Toyota-Modells.
Intern verkaufen sich RAV4 oder Corolla dennoch besser, Elektroauto und gar kein Auto sind überzeugendere Öko-Statements. Auf staatliche Förderung müssen Hybrid-Fahrende seit eh und je verzichten, ab 2023 gilt das auch für Plug-in-Hybride. Klar war, dass es trotzdem einen neuen Prius geben wird. Zu erfolgreich ist das Modell in den USA und Japan. Unklar war, ob Toyota noch einmal einen Prius nach Deutschland bringt. Und welche Richtung die Entwickelnden einschlagen sollten. Bei der Vorstellung des fünften Prius gibt Toyota daher Einblicke in die internen Diskussionen.
Konzernchef Akio Toyoda schlägt zunächst vor, den Prius noch sachlicher auszulegen. Vielleicht als ausschließliches Taxi-Modell. Eine andere Idee: Der Prius wird über verschiedene Hersteller vertrieben, unter dem jeweils eigenen Markenlogo. Die Entwicklungsabteilung setzt eine andere Idee durch: Ausgerechnet der Prius soll nun ein Autofan-Auto werden, das gut aussieht und sportlich fährt. Vielleicht als späte Rache an den Prius-Witzen? Dabei soll er seine Kernkompetenzen behalten, die zum Beispiel die Taxibranche erwartet: Wenig Verbrauch, große Haltbarkeit, viel Platz.
Die Entscheidungen, die die Designer treffen, sind angesichts dieser Erwartungen „nicht unbedingt logisch“, wie Toyota-Designer Simon Humphries bei der Premiere in Japan zugibt. Die Dachhöhe schrumpft um fünf Zentimeter, die Reifengröße wächst auf 19 Zoll. Bei kaum veränderter Außenlänge (4,60 m) wächst der Radstand auf 2,75 Meter.
Mehr Leistung, gleicher Verbrauch?
Besonders irritierend für die Prius-Stammkundschaft: Es gibt deutlich mehr Leistung als bisher, das wirkt bei einem klassischen Spritspar-Modell nicht allzu logisch. Toyota legt den Prius erneut als Vollhybrid sowie als Plug-in-Hybrid auf. Nach Europa gelangt nur die Plug-in-Hybrid-Version, und auch die schafft es nicht in alle Märkte. Explizit ausgeklammert wird bislang Großbritannien. Das liegt nicht am Linksverkehr, den gibt es in Japan auch. Vielleicht aber daran, dass dort Taxis nicht von Toyota, sondern von der London Taxi Company kommen.
Die Basis des Toyota Prius Plug-in Hybrid stellt ein 2,0-l-Benziner (151 PS/111 kW), gekoppelt mit einem Elektromotor an der Vorderachse. Die Systemleistung beträgt üppige 223 PS (164 kW). Das ist ein erheblicher Zuwachs gegenüber dem Vorgänger (122 PS/90 kW). Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der neue Prius PHEV in 6,7 Sekunden, das war noch vor einer Golf-Generation GTI-Niveau. Die Batteriekapazität steigt von 8,8 kWh auf 13,6 kWh, die rein elektrische Reichweite soll um „mehr als 50 Prozent“ steigen – also auf rund 80 km. Laden lässt sich der Akku am Stromnetz oder per optionalem Solardach. Als Solar-Auto soll der Prius bis zu 1.250 km Reichweite jährlich aus dem Himmel ziehen, wenn er genug Sonne abbekommt.
Verbrauchswerte für den neuen Prius nennt Toyota noch nicht, aber der Prius bleibt das „effizienteste Hybridmodell seiner Klasse“, lautet das Versprechen. Eine klassische Hybrid-Version ohne Stecker wird es in Japan und den USA geben: Angekündigt sind ein 1,8-l-Benziner oder ein 2,0-l-Benziner. Letzterer fährt serienmäßig mit Allradantrieb und leistet 193 PS (144 kW).
Ob es ein weiteres Feature nach Europa schafft, lässt Toyota bislang offen. Es wäre wohl erfolgversprechend als Beruhigungspflaster in der Energiekrise: Der neue Prius verfügt über zwei Stromanschlüsse und kann als Stromgenerator dienen. Dann gibt er wahlweise Energie aus dem Akku zurück oder produziert über den Verbrennungsmotor Strom. Ebenfalls angekündigt ist eine automatische Einparkfunktion, dabei kann das Auto über eine Smartphone-App ferngesteuert werden. Mit an Bord ist das Sicherheitspaket „Safety Sense“, der genaue Funktionsumfang ist noch nicht bekannt.
Toyota Prius 5: Preise und Marktstart
Wofür steht es also in Zukunft, das Symbol Prius? Ein möglichst fortschrittlicher Pionier soll er offenbar nicht mehr sein. Eine reine Elektro-Version ist äußerst unwahrscheinlich, schon aufgrund der Wahl der Plattform: Der Bauraum des Akkus befindet sich unter der Rückbank und reicht nicht aus für einen großen Elektroauto-Akku. Womöglich plant Toyota jedoch eine Kleinserie mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor. Entsprechende Pläne kündigte der Hersteller 2021 an und testet sie derzeit im Motorsport.
Kann ein High-Power-Prius eine Öko-Ikone sein? Toyota sieht den Prius nach eigenem Bekunden als „kostengünstiges, umweltfreundliches Auto mit Reichweite für Jedermann“. Zweifel daran sind, zumindest für Europa, angebracht. Der Vorgänger kostete vor zwei Jahren 38.000 Euro. Der Neuling wird kaum günstiger, angesichts seiner Leistung, Reichweite und Technik. Damit konkurriert er mit rein elektrischen Kompaktmodellen wie Hyundai Ioniq 5 oder VW ID.3, auch einen Opel Astra PHEV wird er beim Preis wohl überholen. Immerhin: Ein kräftiger Taxi-Rabatt könnte die Prius-Hauptzielgruppe zurückholen. Konkrete Preise für den neuen Prius erwarten wir im März 2023, kurz darauf startet die Produktion in Japan. Die ersten Auslieferungen plant Toyota für den Sommer 2023.
Technische Daten – Toyota Prius 5 PHEV 2023
Modell | Toyota Prius Plug-in-Hybrid (alle Angaben vorläufig) |
Motor/Antrieb | Benzin-Elektro-Hybrid, Vorderachse |
Leistung | 223 PS (164 kW) |
Drehmoment | n.n. |
Geschwindigkeit | n.n. |
0-100 km/h | 6,7 s |
Verbrauch | n.n. |
Akkukapazität | 13,7 kWh kWh |
Reichweite | ca. 80 km (WLTP) |
Ladeleistung | n.n. |
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