ADAC: 18 von 19 Transportern „nicht empfehlenswert“
Transporter bis 3,5 Tonnen sind bei Handwerkern und Lieferdiensten beliebt. Laut ADAC und NCAP haben sie gravierende Sicherheitsmängel. Bis ein entsprechendes Gesetz in Kraft tritt, dauert es noch.
Sie gehören fest zum Straßenbild in Deutschland: Kleintransporter bis 3,5 Tonnen. Handwerker nutzen sie, ebenso Lieferdienste und Kurierfahrer. Je wärmer es draußen wird, desto zahlreicher werden auch Camper damit unterwegs sein. ADAC und Euro NCAP haben die Sicherheit dieser Fahrzeuge untersucht – und sind zu problematischen Ergebnissen gekommen.
Von 19 untersuchten Kleintransportern über alle relevanten Hersteller hinweg ist keiner serienmäßig mit Sicherheitssystemen wie einem Notbremsassistenten ausgestattet. Lediglich ein Gurtwarner ist in allen Fahrzeugen verbaut. Mehr Sicherheit kostet Aufpreis. Schon vor zwei Jahren hatte eine ähnliche Untersuchung zu einem identischen Ergebnis geführt: Wer einen Kleintransporter fährt, ist einem erhöhten Sicherheitsrisiko ausgesetzt. Passiert ist seither offenbar wenig.
ADAC: Nur der Vito hebt sich ab
Verfügen die Transporter über eine Vollausstattung, verändert sich das Test-Ergebnis. Ist dies der Fall, erreichen 18 von 19 Transportern eine Auszeichnung im Euro-NCAP-Test. Doch nach Einschätzung des ADAC werden bei dieser Fahrzeugklasse eher die Standardmodelle ohne aufpreispflichtige Extras gekauft. Hier erreicht nur ein Modell, der Mercedes Vito, eine Auszeichnung (Bronze). Alle anderen klassifiziert der Club als „nicht empfehlenswert“.
Dazu passen die aktuellen Unfallzahlen mit Kleintransportern. Laut Statistischem Bundesamt waren Kleintransporter 2019 in mehr als 14.000 Unfälle mit Personenschaden verwickelt. Kam es zu Todesfällen (insgesamt 126 Todesopfer), waren die Transporter in zwei von drei Fällen Hauptverursacher. Das sind überproportional hohe Werte, die nur einen Rückschluss zulassen: Die allermeisten Transporter bis 3,5 Tonnen, die auf unseren Straßen unterwegs sind, stellen ein nennenswertes Sicherheitsrisiko dar.
Bis sich das ändert, dauert es noch. Ab Juli 2022 sind viele Assistenzsysteme für neue Typengenehmigungen gesetzlich vorgeschrieben. So müssen neu auf den Markt kommende Nutzfahrzeuge und Busse bis 3,5 Tonnen im Rahmen der General Safety Regulation ab Juli 2022 (Neufahrzeuge ab Juli 2024) mit einem autonomen Notbremssystem ausgestattet sein, jeweils zwei Jahre später auch mit Erkennung von Fußgängern und Radfahrern. Bis dahin rät der ADAC Käufern, die sich gegen eine Vollausstattung entscheiden, mindestens den Einbau eines Notbremsassistenten.
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