Anti-Aging-Mittel für Elektroauto-Akkus

Eine Elektroauto-Batterie, die länger hält als das Fahrzeug: Das israelische Startup StoreDot will den Alterungsprozess von Akkus stoppen. Alle Details.

Constantin Bergander
Constantin Bergander
Ladestation / e-charging in einer Tiefgarage.
Traktionsbatterien altern, vor allem bei hoher Belastung. Eine israelische Firma will künftig gleichbleibende Reichweiten garantieren (Symbolbild) [Quelle: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON]

Elektroauto fahren bedeutet: Umgewöhnen. Das gilt für viele Faktoren, unter anderem für die Haltbarkeit. Das typische Fahrprofil eines Dienstreise-Diesels – lange, gleichmäßige Strecken und kurze Stopps – belastet den Akku: Schnelles Laden und ein volles Ausreizen der Kapazität verkürzen die Lebensdauer der Batterie.

Die meisten Hersteller garantieren, dass ein Elektroauto-Akku nach acht Jahren noch über mindestens 70 Prozent seiner Kapazität verfügt. In dieses Szenario sind bereits extreme Szenarien eingerechnet. Dennoch wäre es nachhaltiger, die Batterie länger nutzen zu können. Eine höhere Haltbarkeit würde sich positiv auf die Lebensdauer des ganzen Autos auswirken – auf seine Attraktivität als Gebrauchtwagen und damit auf die langfristige Reichweite und die potenzielle Zeit des Autos auf der Straße.

Der israelische Batterie-Entwickler StoreDot will dieses Problem jetzt lösen. Mit einer speziellen Zellchemie, einer neuen Steuersoftware und mehr Reserven sollen Elektroauto-Akkus länger leben. Das könnte den Restwert gebrauchter Elektroautos steigern und damit Ressourcen schonen.

Kein Batterie-Verschleiß mit klugem Laden

StoreDot gibt an, eine konsistente Reichweite garantieren zu können. Im Rahmen des nicht näher spezifizierten Fahrzeuglebens (üblicherweise: 200.000 bis 250.000 Kilometer) soll die Akkukapazität nicht mehr schrumpfen. Dieser schleichende Prozess betrifft alle aktuellen Elektroautos. Er variiert je nach Fahrzeug in der Intensität und lässt sich nur mit guter Pflege sowie aufmerksamer Ladestrategie bremsen.

Künftig soll das gar kein Problem mehr sein. Bei StoreDot überwacht eine spezielle Software den Ladeprozess und reguliert die Ladespannungen in den einzelnen Zellen, um die jeweiligen Belastungen möglichst gering zu halten und den Alterungsprozess signifikant zu verlangsamen. Zudem planen die Entwickler einen größeren Puffer zwischen Brutto- und Nettokapazität ein. Kleiner Nachteil des Konzepts: Die Reichweite des Akkus ist zu Beginn nicht so hoch, wie sie sein könnte.

Das Konzept basiert auf dem von StoreDot entwickelten XFC-Akku. Das Kürzel steht für Extreme Fast Charging (Extrem schnelles Laden). Dahinter verbirgt sich eine Zelle, die grundsätzlich auf der üblichen Lithium-Ionen-Technik basiert, aber bestimmte Details modifiziert. Ihre Anode besteht nicht aus Graphit. StoreDot nutzt andere Chemikalien, unter anderem Silizium, Zinn und Germanium. Die genaue Zusammensetzung ist geheim, der Hersteller nennt die Mischung seine „Geheimsauce“ („Secret Sauce“).

StoreDot Infographik
Vergleich: Konventionelle Batterien bieten zu Beginn mehr Reichweite, liefern langfristig aber weniger Kapazität [Quelle: StoreDot]

Elektroauto-Akkus schonen: So geht es

Dass Batterien altern, ist nicht neu. Jeder kennt es von seinem Handy. In Elektroautos sind Akkus allerdings ungleich teurer. StoreDot legt seine Entwicklung offen und stellt sie allen anderen Herstellern zur Verfügung. Bis sie in Serienfahrzeugen ankommt, wird es aber noch einige Jahre dauern. Deshalb lohnt es sich, schonend mit dem Akku umzugehen. Das klappt nicht immer, lässt sich aber in den Alltag einbauen.

Faustregel: Je schneller ein Akku lädt, desto schneller verschleißt er. Zudem schadet es ihm, wenn er regelmäßig einen Ladestand von 100 Prozent erreichen muss. Viele Hersteller bieten deshalb eine programmierbare Ladestrategie an. Besonders schonend ist es, vor allem den Bereich von 30 bis 80 Prozent Ladestand zu nutzen und an Wechselstrom zu laden. Auf der Langstrecke ist das unrealistisch. Aber im Alltag dürfte es sich für die meisten einrichten lassen.

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