Schweden gelingt Durchbruch beim Batterie-Recycling

Um die Umweltbilanz von Elektroautos zu verbessern, müssen ihre alten Batterien wiederverwertet werden. Ein schwedisches Unternehmen verkündet nun einen Durchbruch beim Batterie-Recycling.

Simon Pausch

Simon Pausch

Zu sehen sind mehrere Gläser, befüllt mit Werkstoffen
Das schwedische Unternehmen Northvolt hat einen Durchbruch in Sachen Batterie-Recycling verkündet [Quelle: Northvolt]

Batterien für Elektroautos spielen in der Antriebswende eine Schlüsselrolle. Sie bestimmen maßgeblich über den Gesamtpreis des Elektroautos – und über seine Umweltbilanz. So klimaschonend ein E-Auto fährt, so schädlich ist die Produktion der Batterie für die Umwelt. Für die Herstellung eines gängigen Lithium-Ionen-Akkus braucht es vor allem Lithium, Nickel, Mangan und Kobalt. Der Gewinn dieser Metalle ist ressourcenintensiv, Studien beziffern den CO2-Ausstoß auf knapp 100 Kilogramm pro kWh-Speicherkapazität. Dem schwedischen E-Autobatterie-Hersteller Northvolt ist nun nach eigenen Angaben ein Durchbruch in Sachen umweltschonender Batterieherstellung gelungen.

Das Nickel, den Kobalt und das Mangan, das Northvolt für seine Lithium-Ionen-Batteriezelle benötigt, hat das Unternehmen komplett aus dem Recycling von Batterieabfällen gewonnen – und zwar an einem Standort. „Wir zeigen hier einen klaren Weg zu einem geschlossenen Batteriekreislauf und einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Alternative zum herkömmlichen Bergbau“, sagte Emma Nehrenheim, die Northvolts Recyclingprogramm „Revolt“ leitet.

Volkswagen baut Pilot-Anlage für Batterie-Recycling

Man könne bis zu 95 Prozent der in einer Batterie enthaltenen Metalle so zurückgewinnen, dass ihr Leistungsvermögen dem von neuen Metalle entspreche: „Wir müssen jetzt die Recyclingkapazitäten ausbauen, um den künftigen Mengen an Batterien, die recycelt werden müssen, gerecht zu werden.“

Das Thema Batterie-Recycling umtreibt die Autoindustrie im Prinzip seit dem Beginn der Elektrifizierung ihrer Fahrzeuge. Der Volkswagen-Konzern, der genau wie etwa BMW oder Volvo mit Northvolt kooperiert, hat dafür in Salzgitter eine eigene Pilot-Anlage errichtet. Perspektivisch will man damit unabhängiger vom Rohstoff-Markt werden. Viele der wichtigen Metalle werden in politisch instabilen Regionen wie dem Kongo gewonnen. Außerdem soll auf diesem Wege die CO2-Bilanz der eigenen Fahrzeuge verbessert werden, heißt es bei VW. 

Zu sehen ist das HQ von Northvolt
Seit 2016 produziert das schwedische Unternehmen Northvolt Lithium-Batterien für Elektroautos [Bildquelle: Northvolt]

250.000 Tonnen Altbatterien bis 2030

Der Recyclingprozess verbraucht laut Northvolt vergleichsweise wenig Energie. Die Batterieabfälle wurden demnach hydrometallurgisch behandelt. Dabei werden die einzelnen Bestandteile voneinander getrennt und gereinigt. Perspektivisch wollen die Schweden bis 2030 für ihre Elektroauto-Batterien wenigstens zur Hälfte recyceltes Material verwenden. Eine eigens dafür errichtete Anlage soll bis zu 125.000 Tonnen Batterien pro Jahr verarbeiten können. Zum Vergleich: Die Pilotanlage von Volkswagen schafft 1.200 Tonnen pro Jahr.

Berechnungen zeigen, dass in den kommenden zehn Jahren allein in Europa rund 250.000 Tonnen Batterieabfall durch ausrangierte Batterien entstehen wird. Die Recyclinganlage von Northvolt soll neben Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan auch Materialien wie Kupfer und Aluminium isolieren und zur Wiederverwertung aufbereiten können. Nur wenn die Batterieherstellung umweltverträglicher wird, verbessert sich auch die CO2-Bilanz von Elektroautos.

Im März 2022 kündigte Northvolt an, auch in Deutschland eine Fabrik zur Fertigung von Batteriezellen zu errichten. „Northvolt 3“ soll in Heide in Schleswig-Holstein entstehen und über eine jährliche Produktionskapazität von 60 GWh verfügen. Das entspricht nach Angaben von Northvolt etwa dem Energiebedarf von einer Million Elektroautos pro Jahr. Insgesamt sollen an dem Standort, an dem auch eine Anlage für Batterie-Recycling gebaut werden soll, rund 3000 Arbeitsplätze entstehen. Den Produktionsbeginn datieren die Schweden auf 2025.

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