Übersicht Robotaxis: Diese Anbieter fahren bereits autonom

Robotaxis auf der Zielgeraden? In vielen Städten wird der Testbetrieb allmählich zum Realbetrieb. Welche vielversprechenden Projekte es gibt, liest Du hier.

Redaktion
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Robotaxis in Tel-Aviv
In Tel Aviv und München startet Mobileye ab 2022 einen Robotaxi-Dienst [Quelle: Intel]

Die ersten autonomen Pkw auf unseren Straßen werden sehr wahrscheinlich Robotaxis sein. Die Liste der Unternehmen, die bereits aktiv ihre Systeme auf der Straße testen erweitert sich ständig. Auch, weil die Systeme zum autonomen Fahren zunehmend günstiger werden. Rund um den Globus fahren bereits Robotaxis innerhalb verschiedener Pilotprojekte. In fast allen Fällen sitzt zur Sicherheit noch ein Sicherheitsfahrer mit an Bord. Welche Projekte derzeit laufen, siehst du in unserer Übersicht.

Gesetzeslage in Deutschland

Neben der Weiterentwicklung der Technik für das autonome Fahren, muss sich auch die Gesetzgebung weiterentwickeln. In Deutschland ist diese beim autonomen Fahren bereits weit fortgeschritten. Im Sommer vergangenen Jahres kippte die Bundesregierung die Auflage, stets eine Sicherheitsperson ans Steuer zu setzen. Die Fahrzeuge dürfen seither auch aus der Ferne überwacht werden. Seit dem 23. Februar 2022 liegen zudem die Zulassungsvoraussetzungen zum Betrieb autonomer Autos nach Automatisierungsstufe 4 vor.

Das Gesetz zum autonomen Fahren erlaubt folgende Einsatzszenarien:

  • Shuttle-Verkehre von A nach B
  • People-Mover (Busse, die auf einer festgelegten Route unterwegs sind),
  • Hub2Hub-Verkehre (z.B. zwischen zwei Verteilzentren),
  • nachfrageorientierte Angebote in Randzeiten,
  • die Beförderung von Personen und/oder Gütern auf der ersten oder letzten Meile,
  • „Dual Mode Fahrzeuge“ wie zum Beispiel beim Automated Valet Parking (AVP) *

Mobileye & Sixt: Robotaxis in München

Ab diesem Jahr bieten der Autovermieter Sixt und das Intel-Tochterunternehmen Mobileye einen Taxidienst mit selbstfahrenden Autos in München an. Offen für alle ist der Dienst allerdings noch nicht. Zunächst werden in einer Erprobungsphase Kunden von den beiden Unternehmen eingeladen. Der Regelbetrieb soll erst in einem späteren Schritt erfolgen. Wann genau, steht noch nicht fest. Laut Mobileye-Manager Johann Jungwirth peile man die zweite Jahreshälfte 2022 an.

Beim Robotaxi-Dienst teilen sich Mobileye und Sixt die Arbeit. Mobileye als Spezialist für Fahrassistenz-Systeme kümmert sich um die Technik der Robotaxis, während Autovermieter Sixt den Betrieb der Flotte übernimmt. Als autonomes Fahrzeug dient das siebensitzige SUV mit dem Namen „ES8“ des chinesischen Autoherstellers Nio. Dazu stattet Mobileye das Robotaxi mit allen technischen Voraussetzungen aus. So kommen im ES8 unter anderem 13 Kameras, drei Lidar-Sensoren (Laserscanner) für den Fernbereich, sechs Lidare für den Nahbereich, sowie sechs Radarsensoren zum Einsatz. In der bayerische Hauptstadt treiben Mobileye und Sixt dabei schon länger ihr Unwesen. Schon seit Mitte 2020 fahren umgebaute Ford Fusion durch München, die allerdings keine Fahrgäste mitnehmen dürfen.

Weitere Tests in Paris

Auch in Paris startet Mobileye seinen autonomen Taxi-Betrieb. Die dafür notwendige Genehmigung für das Testen autonomer Fahrzeuge im Straßenverkehr hat das Unternehmen kürzlich erhalten. Offen für alle ist der Dienst zunächst jedoch nicht. Gemeinsam mit RATP, dem staatlichen Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs in Paris, sollen autonome On-Demand-Shuttles an vier Tagen der Woche Mitarbeitende des Kaufhauses Galeries Lafayette Paris Haussmann zur Arbeit bringen. Bestellen können sie ihr autonomes Taxi über Mobileyes Smartphone-App Moovit. Die Shuttles transportieren bis zu zwei Passagiere. Alleine lässt man die zwei umgebauten US-Modelle des Typs Ford Fusion aber nicht fahren. Für Notfälle bleibt weiterhin ein Mobileye-Sicherheitsfahrer an Bord. Neben München, Tel-Aviv und Paris betreibt Mobileye zudem autonome Testfahrzeuge in Detroit, Tokio, Jerusalem und China.

Ein autonomer Ford Fusion steht vor dem Eifelturm in Paris
In Paris sollen zwei autonome Ford Fusion die Passagiere transportieren [Bildquelle: Intel]

Waymo: Tests in Arizona und Kalifornien

Schon seit mehr als 12 Jahren entwickelt die Google-Schwesterfirma Waymo ihre Robotaxis. Erst im vergangenen Jahr verdreifachte Waymo die Anzahl seiner autonomen Versuchsfahrzeuge. In Waymo ging 2016 Googles Roboterwagen-Programm auf – die Firma gilt als besonders weit bei der Entwicklung von Systemen zum autonomen Fahren.

So sind mittlerweile 693 autonome Robotertaxis für öffentliche Straßen zugelassen. Die Flotte aus autonomen Chrysler-Minivans ergänzt das Unternehmen mit umgerüsteten Jaguar I-Pace. Erst kürzlich erhielt Waymo die Genehmigung für den kommerziellen Robotaxi-Betrieb. Zuvor bot Waymo die Fahrten kostenlos an und  knüpfte dies an Bedingungen: So mussten sich potenzielle Fahrgäste über das „Trusted Tester“-Programm der Waymo-App bewerben und eine Geheimhaltungserklärung abgeben. Zudem sammelte die Firma von den Testern Daten und Feedback ein.

Nun darf Waymo seine Robotaxis in Teilen von San Francisco und im San Mateo County im Silicon Valley kommerziell und rund um die Uhr betreiben. Allerdings gibt es eine Einschränkung: Geld von den Kun*innen darf das Tech-Unternehmen nur nehmen, wenn am Steuer des selbstfahrenden Fahrzeugs eine Sicherheitsperson sitzt, die im Notfall eingreifen kann.  

Die Test unter Realbedingungen laufen indes weiter. Das Unternehmen testet seine Fahrzeuge in einem Vorort von Phoenix (Arizona) – dort ohne Sicherheitsfahrer*in. Auch in Kalifornien lässt Waymo Robotaxis ohne Sicherheitsfahrer*in fahren. 

Cruise: Robotaxis in San Francisco

Auch die General-Motors-Tochter Cruise, lässt nun Robotaxis in San Francisco fahren, allerdings ohne Sicherheitsfahrer*in. Das Unternehmen betrieb im vergangenen Jahr 138 selbstfahrende Autos, die rund 10.000 Kilometer ohne Sicherheitsfahrer*in zurücklegten. Den Robotaxi-Betrieb startet Cruise zunächst eingeschränkt. Er soll mit nur wenigen Nutzern beginnen, bis die Zahl der selbstfahrenden Autos erhöht wird. Alle Interessierten können sich bei Cruise zunächst in eine Warteliste eintragen. Der Dienst ist auch zeitlich und örtlich eingeschränkt. Zunächst transportieren die Robotaxis ihre Fahrgäste nur in einigen Stadtteilen und nur nachts von 23.00 bis 5.00 Uhr.

Die autonomen Testfahrzeuge ohne Fahrgäste fahren dagegen zu allen Tageszeiten quer durch San Francisco. Die Firma setzt umgebaute GM-Elektroautos des Modells Chevy Bolt ein, während an einem speziellen Robotaxi-Fahrzeug ohne Lenkrad und Pedale gearbeitet wird. Auch Cruise darf nun Geld für seine Fahrdienste verlangen. Allerdings deutlich eingeschränkter als Waymo. Zahlende Kundschaft darf Cruise demnach nur Nachts zwischen 22.00 und 6.00 Uhr transportieren. 

Robotaxi: Hyundai Ioniq 5

Auf der IAA-Mobility 2021 präsentierte der koreanischer Autobauer Hyundai den vollelektrischen Ioniq 5 als Robotaxi. Für das Projekt gründete Hyundai mit Aptiv, einem Automobilzulieferer aus Irland, ein Joint Venture namens Motional. Hyundais Robotaxi Ioniq 5 wird das erste kommerzielle Robotaxi des Unternehmens sein. Dazu rüstet Aptiv das autonome Auto mit einer Menge Technik aus. Mehr als 30 Sensoren, darunter Kameras, Radar- und Lidar-Sensoren, sollen eine zuverlässige 360-Grad-Erkennung rund um das Fahrzeug ermöglichen. Dabei versteckt Hyundai die Sensor-Technik für das Robotaxi bewusst nicht in der Karosserie – der Ioniq 5 soll von außen als Robotaxi erkennbar sein.

Ab 2023 plant Motional den Transport von Fahrgästen. Zunächst startet der Dienst mit dem Hyundai-Robotaxi in verschiedenen Städten der USA und wird in das Robotaxi-Netz von Lyft integriert. Lyft betreibt bereits seit einiger Zeit ein Robotaxi-Pilotprojekt in Las Vegas.

* Automated Valet Parking ist ein Konzept zum fahrerlosen Parken, bei dem der Fahrer sein Fahrzeug in einem bestimmten Bereich des Parkhauses abstellt und eine App aktiviert. Daraufhin verbindet sich das Fahrzeug mit dem Computersystem des Parkhauses und findet so alleine zu einem freien Parkplatz.

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